„Aladdin“ (2019)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Es hat alles angefangen, als Disney 2016 mit „Das Dschungelbuch“ entdeckt hat, dass Realverfilmungen von Kinder-Zeichentrick-Filmen beim Publikum beliebt sind und gewinnbringend angenommen werden. Die neueste Technik macht es möglich die alten Geschichten im schönsten Gewand auferstehen zu lassen. Danach folgten „Die Schöne und das Biest“ (2010), „Dumbo“ (2019) aus der Hand Tim Burtons und „Der König der Löwen“ (2019). Bevor es „Mulan“ als reale Figur in die Kinos schaffen wird, nahm uns der Regisseur Guy Ritchie auf sein buntes Morgenland-Spektakel „Aladdin“ (OT: „Aladdin“, USA, 2019) mit.

Mena Massoud und Will Smith
© Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved / Daniel Smith

Der clevere Straßenjunge Aladdin (Mena Massoud) wird vom Großwesir Dschafar (Marwan Kenzari) aufgefordert eine geheimnisvolle Lampe aus einer Höhle zu stehlen. Doch der neugierige Aladdin und sein Affe Abu rufen damit versehentlich den Flaschengeist Dschinni (Will Smith) hervor. Dieser schenkt ihm drei Wünsche. Möglicherweise ist das seine Chance, das Herz der Prinzessin Jasmin (Naomi Scott) zu erobern. Doch der Großwesir hat weiterhin vor, die Macht an sich zu reißen und schreckt dabei auch nicht vor dunkler Magie zurück.

Nasim Pedrad und Naomi Scott
© Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved / Daniel Smith

Bei den bisherigen Umwandlungen von Zeichentrickfilmen in Realfilme haben sich besonders die Stoffe angeboten, die man mit früherer Technik so hätte nicht umsetzen können – dabei standen vor allem Tiere oder auch sprechende Gegenstände im Fokus. Der 1992 entstandene Zeichentrickfilm „Aladdin“ besitzt eine lange Vorgeschichte. Als Teil der Märchensammlung „Tausendundeine Nacht“, gehörte er zum festen Geschichtenkanon. Doch in dem ursprünglichen Buch stand diese Geschichte gar nicht drin. Der Orientalist Antoine Galland (1646–1715) der die Geschichtensammlung im Jahre 1701 erwarb, machte aus den ursprünglich 282 teils sehr erotischen Erzählungen 1001 auf ein westliches Publikum zugeschnittene Geschichten, die sich auch für junge Leser und Zuhörer eigneten. Es wurden nicht nur Ali Baba und die 40 Räuber und Sindbad der Seefahrer, sondern auch Aladdin ergänzt. So ist die Geschichte des Straßenjungen per se immer bereits westlich gewesen und legt ihren Blick auf einen Fantasie-Orient. Disney übernahm den Stoff und verwandelte schon mit dem Eingangssong den Stoff in einen bunten Morgenlandspaß. Doch wie sollte das in die heutige Zeit adaptiert werden? Der Regisseur Guy Ritchie entschied sich dafür, den Stoff nicht zu modernisieren oder politisch zu problematisieren, sondern den Zeichentrickfilm mit all seiner Unbeschwertheit nahezu 1:1 in einen Realfilm umzusetzen. Dabei wählt er die richtige Mischung aus actionreichen Szenen, der Liebesgeschichte und einer großen Packung Humor, für die vor allem der Dschinni und der Teppich sorgen.

Will Smith
© Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved / Daniel Smith

Die Filmaufnahmen, die Ritchie, der sich anfänglich einen Namen mit humorvollen Actionfilmen wie „Snatch – Schweine und Diamanten“ (2000) und „Rock N Rolla“ (2008) machte, wählt, sind wunderbar angelehnt an den Zeichentrick von 1992 und den Spielfilmklassiker „Der Dieb von Bagdad“ (1924) mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle. Die Filmaufnahmen sind dabei träumerisch und malerisch und absichtlich weitab jeder Realität. Der Disney-Zuschauer soll sich hier wohlfühlen. Und das tut er: es ist fantastisch, bunt und voller Hollywood-Klischees über die arabische Welt. Reflexionen und Modernitätsansprüche sind hier nicht erwünscht und so kann man sich in die Kostüme und die überdimensionalen Kulissen verlieben ohne ein politisch schlechtes Gewissen zu bekommen. Einzig und allein bei der Schauspielerwahl wurde penibel auf die richtige Besetzung geachtet, nachdem bekannt wurde, dass manche Rollen mit weißen Schauspielern besetzt werden sollten. Doch mit dem Newcomer Mena Massoud als Aladdin und der scheinbar perfekt ausgewählten Jasmin-Darstellerin Naomi Scott bauten sie einen zwar unbekannten aber überzeugenden Cast auf. Auch Will Smith, der in letzter Zeit eher in langweiligeren Rollen aufgefallen ist, überzeugt hier mit Spielfreude als Dschinni. Auch wenn man ihn sich vorher nicht in dieser Rolle vorstellen konnte, bereitet diese Besetzung am Ende die meiste Freude. Auch musikalisch, wobei wunderbar die Disney-Songs übertragen wurden, überzeugt der Film und animiert zum Mitsingen. Auch hier funktioniert die deutsche Synchronisation sehr gut. Der Rest des Films wird vor allem durch die überzeugenden VX-Effekte bestimmt, die den Unterhaltungsfaktor abrunden. Im Gesamten ist Guy Ritchies „Aladdin“ eine gelungene Adaption, die nicht modernisiert, sondern einfach neu auflegt wurde und die Herzen der Disney-Fans höher schlagen lässt.  

Navid Negahban und Marwan Kenzari
© Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved / Daniel Smith

Fazit: Die Realverfilmung des Zeichentrickklassikers „Aladdin“ von 1992 ist eine gelungene Adaption aus der Hand des Actionregisseurs Guy Ritchie. Dabei richtet dieser sein Augenmerk auf die gleichen Aspekte wie einst der Trickfilm und schuf eine unproblematisierte, auf alten romantischen Bildern beruhende arabische Fantasie-Welt und füllt sie mit sympathischen Charakteren, viel Humor und mitreißenden Songs. Bis auf die Besetzung, bei der viel Sorgsamkeit an den Tag gelegt wurde, modernisiert der Film nichts, sondern bietet genau das, was jeder von Disney erwartet und damit gleichermaßen wunderbare Unterhaltung.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 23. Mai 2019 / DVD-Start: 26. September 2019

Trailer zum Kurzfilm „Aladdin“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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