Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

@Rowohlt Verlag

Buchkritik: Hände weg, Hypochonder! „Arbeit und Struktur“ ist das Tagebuch eines unheilbar Krebskranken. Weil der Wolfgang Herrndorf heißt und ein mit warmherzigem Humor begnadeter Autor ist, haben wir es hier nicht mit einem Report aus Jammer und Klage zu tun. Herrndorf schreibt über ärgerliche, anstrengende und lustige Begebenheiten. Er notiert seine Ängste und Gedanken, beschreibt seine Termine mit Ärzten und die Treffen mit Freunden. Auch die Symptome, die er durch den Hirntumor und die Operationen hat, hält er fest.

Genau das löst bei manchem Leser leichte Anflüge von Hypochondrie aus. Bewegt sich da im äußersten Sichtfeld wirklich was, oder bilde ich mir das ein? Woher kommt denn die Stimme in der Straßenbahn? Da steigt Unruhe auf, bis man den in den Sitzplatz gesunkenen Handytelefonierer sieht.

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“Die Poesie des Unendlichen” (2015)

 © Wild Bunch

© Wild Bunch

Filmkritik: Die filmische Umsetzung von Biographien berühmter Mathematiker können spannend sein wie bei “A Beautiful Mind” (2001) und “The Imitation Game” (2014) oder emotional anrührend wie “Die Entdeckung der Unendlichkeit” (2014). Der neue Film “Die Poesie der Unendlichen” (OT: “The man who knew Infinity”, USA/GB/Indien, 2015) zeigt wunderbar die Freundschaft zweier kulturell verschiedener Mathematikern, aber schafft es leider nicht jede pathetische Klippe zu umschiffen und ein gewisses Gefühl von Länge zu vermeiden.

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“The Jungle Book” (2016)

 © The Walt Disney Company

© The Walt Disney Company

Filmkritik: Den im Jahr 1967 erschienenen Zeichentrickfilm “Das Dschungelbuch” kennt vermutlich fast jeder. Vor allem die Lieder wie ‘Probier’s mal mit Gemütlichkeit’ und ‘Ich wäre gern wie Du’ sind in das popkulturelle Gedächtnis eingebrannt. Fast 50 Jahre später entsteht wieder unter der Hand Disneys eine Realverfilmung des bekannten Romans von Rudyard Kipling: “The Jungle Book” (Originaltitel: “The Jungle Book”, US, 2016).

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“Outside the Box” (2015)

 © Wild Bunch Germany

© Wild Bunch Germany

Filmkritik: Es ist schön zu sehen, dass es deutsche Genrefilme mittlerweile öfter auf die hiesigen Kinoleinwände schaffen. Zudem ist der Film “Outside the Box” (Deutschland, 2015) auch noch ein Fernsehspiel, welches diesen Sprung geschafft hat. Der Film bietet eine satirische Mischung aus Komödie, Gesellschaftskritik und Action. Dabei macht er schon einiges richtig und zeigt das Potential, das im deutschen Genrefilm steckt.

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„Blind Vaysha“ (2015)

Kurzfilm / Kanada / Animation / 2015

© IMDB

© IMDB

Filmkritik: Der Kurzfilm Blind Vaysha (Originaltitel: Vaysha, L’Aveugle) erzählt die Geschichte des Mädchen Vaysha, welches seit ihrer Geburt mit dem linken Auge nur die Vergangenheit sehen kann und mit dem rechten nur die Zukunft. Das macht sie blind für die Gegenwart und zudem von der Gesellschaft ausgestoßen. Das junge Mädchen versucht seinen Platz zu finden und im Jetzt zu leben.

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“Blind Vaysha” (2015)

Kurzfilm / Kanada / Animation / 2015

© IMDB

© IMDB

Filmkritik: Der Kurzfilm “Blind Vaysha” (Originaltitel: “Vaysha, L’Aveugle”) erzählt die Geschichte des Mädchen Vaysha, welches seit ihrer Geburt mit dem linken Auge nur die Vergangenheit sehen kann und mit dem rechten nur die Zukunft. Das macht sie blind für die Gegenwart und zudem ausgestoßen von der Gesellschaft. Das junge Mädchen versucht ihren Platz zu finden und im Jetzt zu leben. Inszeniert wurde der Animationsfilm von dem in Bulgarien geborenen und erfahrenen Kurzfilmregisseur Theodore Ushev (*1968). Seit 2003 hat er bereits 15 Kurzfilme realisiert. Sein neuester Kurzfilm “Blind Vaysha” basiert auf einer Kurzgeschichte des bulgarischen Autors Georgi Gospodinov. Ushev empfindet (siehe Interview) Gospodinov als seinen Seelenverwandten, da sie beide zur gleichen Zeit im gleichen politischen und kulturellen Umfeld in Bulgarien aufgewachsen sind. Seine zukünftigen Projekte sehen weitere Adaptionen von Kurzgeschichten des bulgarischen Autors vor.

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“Hardcore” (2015)

© capelight pictures

© capelight pictures

Filmkritik: Der Spielfilm “Hardcore” (Originaltitel: Hardcore / Хардкор, RU/US, 2015) ist ein gewagtes Experiment für die normalen Sehgewohnheiten. Die wackeligen Handkamerabilder, die Brutalität und die Schnelligkeit könnten den ein oder anderen Zuschauer überfordern, doch die Menschen, die sich drauf einlassen werden durch den videospielähnlichen Film vortrefflich unterhalten.

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Jacques Tardi: Elender Krieg

@ Edition Moderne

Buchkritik: Wenn ein Comicautor in die französische Ehrenlegion aufgenommen werden soll, ist das schon außergewöhnlich. Eine wirkliche Bombe ließ Jacques Tardi platzen, als er die ihm angedachte Ehre rundheraus ablehnte. Doch wer sich Tardis Schaffen anschaut, zum Beispiel den Comic „Elender Krieg“, den wundert diese Reaktion nicht.

Der Große Krieg, das ist für unsere französischen Nachbarn (und auch die Engländer und Italiener) der Erste Weltkrieg. 2008, als die ersten offiziellen Überlegungen zum 100-jährigen Jubiläum des Krieges anfingen, brachte Tardi bereits den ersten Teil von „Elender Krieg“ (frz. Originaltitel: Putain de guerre!) heraus. Er erzählt die Jahre 1914 bis 1916. Der zweite Teil folgte 2009. Der Verlag Edition Moderne packt beide Teile plus einem sehr ausführlichen historischen Anhang von Jean-Pierre Verney zusammen.

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“Boys” (2015)

Kurzfilm / Schweden / Fiktion / 2015

© imdb.de

© imdb.de

Filmkritik: Die Regisseurin Isabella Carbonell verzichtet in ihrem 19minütigen Kurzfilm “Boys” (Originaltitel: “”Pojkarna”) auf unnötige Worte oder viele Erklärungen. Sie erzählt die Geschichte von Markus (Sebastian Hiort af Ornäs), der in einer Einrichtung für Sexualstraftäter lebt. Über die Vergangenheit wird eigentlich nicht gesprochen, doch irgendwann kommt sein bester Freund dahinter, was Markus getan hat. Die Geschichte wird mit einfachen Mitteln erzählt und vor allem mit wenigen Dialogen. Das Schweigen, welches sich in vielen Szenen breit macht, ist ein Sinnbild für das Unverständnis, was der Betrachter bei derartigen Verbrechen empfindet. Der Film möchte auch keine Erklärungen liefern, sondern nur einen Schritt auf diese Art von Verbrecher zugehen und einen kleinen Einblick gewähren. Dafür bleibt die Kamera dicht an den Protagonisten dran und studiert deren Reaktionen und sichtbare Empfindungen. Carbonell ist ein ergreifender und realitätsnaher Kurzfilm gelungen, der lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung: 7,5/10

Der Trailer zum Kurzfilm:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: 28. Filmfest Dresden – Festival Katalog

„The Exquisite Corpus“ (2015)

Kurzfilm / Österreich / Fiktion / Experimental / 2015

Standbild aus dem Kurzfilm "The Exquisite Corpus" von Peter Tscherkassky

Standbild aus dem Kurzfilm “The Exquisite Corpus” von Peter Tscherkassky

Filmkritik: Der Avantgarde-Regisseur Peter Tscherkassky (*1958) gehört zu den führenden österreichischen Experimentalfilmern. Er arbeitet dabei vor allem mit Found Footage (gefundenem Bildmaterial), welches er dann zusammenstellt und verändert. Der 19-minütige Kurzfilm „The Exquisite Corpus“ ist sein neuestes Werk. Der Film ist eine Collage aus älteren Porno- und Spielfilmen, sowie Fragmenten verworfener Werbeaufnahmen. Der Zusammenschnitt soll ‚eine Reise durch die Welten der Begierde in sexualisierten Kinofilmen‘ (Zitat aus dem Katalog des 28. Internationalen Kurzfilmfestivals Dresden 2016) darstellen. Ob der Betrachter dies darin erkennen kann, hängt von jedem selbst ab. Ein Faible für Experimentalfilme und Freude an Interpretationen sind hierbei Grundvoraussetzung. Für alle anderen könnte der Film auf visueller wie auch auf tonaler Ebene ermüdend sein.

Bewertung: 4,5/10

Den Kurzfilm kannst Du kostenlos online sehen

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: