27. Bamberger Kurzfilmtage

Doreen Kaltenecker
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23-29.01.2017, Bamberg, Odeon-Kino und Lichtspielkino

© Bamberger Kurzfilmtage

© Bamberger Kurzfilmtage

Festivalbericht: Jedes Jahr im Winter finden in der entzückenden Stadt Bamberg die Bamberger Kurzfilmtage statt. Seit 27 Jahren gibt es an mehreren Tagen viele Kurzfilme aus verschiedenen Genres anzusehen. Aus über 1000 Einreichungen aus dem deutschsprachigen Raum wurden 72 Filme für die Wettbewerbe ausgewählt. Insgesamt konnte der Zuschauer in 34 Blöcken circa 150 Filme sehen. So erwartete den Besucher auch in diesem Jahr eine bunte Mischung, die für jeden Geschmack etwas bereit hielt.

Das Festival teilte sich in drei Bereiche auf. Den größten Platz nahmen selbstverständlich die Kurzfilmblöcke unterschiedlichster Coleur ein. Diese waren meistens 90 Minuten lang und wurden mit Interviews, Einführungen und Kommentaren bereichert. Abgerundet wurde das Festival dann noch mit Sonderveranstaltungen wie Vernissagen, Tanzveranstaltungen und musikalischen Darbietungen.

© Bamberger Kurzfilmtage

© Bamberger Kurzfilmtage

Die eine Hälfte der Filmveranstaltungen waren Wettbewerbe, in denen die Kurzfilme gegeneinander antraten. In den Kategorien Experimental- und Animationsfilm, Kinderfilm, Spielfilm, Fokus Oberfranken und Dokumentarfilm wurden Bamberger Reiter aus Schokolade, der berühmten Skulptur aus dem Bamberger Dom nachempfunden, verliehen. Weitere Schokoladenreiter wurden durch das Publikum und eine Jugendjury vergeben. Die Wettbewerbsblöcke besaßen zwar immer thematische Oberthemen, bei denen der Zuschauer aber stets eine bunte Mischung zu sehen bekam. So konnte sich der Besucher immer wieder an einem überraschenden und vielfältigen Programm erfreuen. Genretechnisch eindeutig waren im Wettbewerbsbereich nur der Dokumentations- und Kinderfilmblock.

Odeon-Kino © Doreen Matthei

Odeon-Kino
© Doreen Matthei

Am Samstag wurden dann die sieben Gewinner des Wettbewerbs bekannt gegeben. In der Sonderkategorie “Oberfranken dreht auf” gewann der ehemalige Bamberg-Bewohner und Experimentalfilmer Stephan Grosse-Grollmann mit seinem Film „radfahrn“ (2015). Dieser erhielt für seine dokumentarischen, rasanten Städtetrip 3000 € Preisgeld. Die weiteren Reiter (mit einem Preisgeld von je 500 €) gingen an den Animationsfilm „Die Weite suchen“ (2015), den Spielfilm „90 Grad Nord“ (2015) den Dokumentarfilm „Ich warte hier“ (2016) und den von der Jugendjury ausgewählten „Milliardenmarsch“ (2016). Zusätzlich wurden noch zwei Preise an Filme verliehen, die durch das Publikum ausgewählt wurden. Bei den jungen Zuschauern gewann der Kinderfilm „Kopf hoch“ (2015) und die Erwachsenen wurden von dem Film „Bon Voyage“ (2016) überzeugt.

© Doreen Matthei

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Hinzu kamen thematische Filmblöcke, die oft von Kuratoren anderer Festivals zusammengestellt wurden. So konnten Festivalbesucher sich mit den Animationsfilmen des polnischen Zeichners und Regisseurs Marian Cholerek beschäftigen. Seine bekanntesten Werke waren die Geschichten von Olek und Bolek. Bei diesen Filmen war es (leider ohne Hinweis im Programmheft) notwendig, dass man auch die polnische Sprache beherrschte. Desweiteren gab es Sonderprogramme zu den Werken des brasilianischen Regisseurs Denize Galiao und der Dokumentarfilmerin Marie Elisa Scheidt. Besonders heraus stach die Sammlung von Kurzfilmen über Behinderungen. Dabei war der Block auch auf behinderte Zuschauer eingestellt. Der Kurator selbst kümmerte sich um eine Hörfassung und die Filme waren alle untertitelt. Der aus der Schweiz stammende Kurator Gerhard Proschka (Look & Roll Festival) stellte dabei ein amüsantes, bewegendes und spannendes Programm zusammen, das alle Zuschauer begeistern konnte. Die Filme „Prends-Moi – Nimm mich“ (2014), „Perfekt“ (2013) und „Der Stotterer“ waren dabei besonders einprägsam. Das /slash-Festival in Wien stellte die Kurzfilme für die Trash- und Horrornacht zusammen. Besonders positiv fiel die exzellente Zusammenstellung des Horror-Kurzfilmblocks auf. Die Zuschauer bekamen ein buntes Potpourri der verschiedensten Horrorgenre und der Großteil war von handwerklich guter Qualität. Viele der Geschichten hatten so ein gutes Potenzial für einen Langfilm oder reizten ihr Medium besonders gut aus. Filme wie „Suckablood“ (2012), „Dedalo“ (2013) und „Polaroid“ (2015) werden dabei lange in Erinnerung bleiben.

Lichtspielkino © Doreen Matthei

Lichtspielkino
© Doreen Matthei

Fazit: Die 27. Bamberger Kurzfilmtage boten in zwei Kinos eine gute Mischung von Kurzfilmen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Der Zuschauer hatte die Möglichkeit sich in den Wettbewerben ein buntes Programm anzusehen oder sich in den Sonderprogrammen bestimmten Themen zu widmen. Diese Vielfalt macht das Festival sehr unterhaltsam. Allein, dass die Kinos nicht für so ein riesiges Publikum geeignet sind und so auch viele Veranstaltungen rasch ausverkauft waren, wirft einen Schatten auf das Festival.

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Festivalkatalog der 27. Bamberger Kurzfilmtage

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54 Gedanken zu “27. Bamberger Kurzfilmtage

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