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Wahre Freundschaft gibts nur unter Männern? Nicht, wenn “Kunst” sie entzweit (c) Hoftheater Dresden
Aufführungsbericht: Mit dem „Gott des Gemetzels“ feierte Yasmina Reza 2006 internationale Erfolge. Hollywood verfilmte das Theaterstück. Doch bereits zwölf Jahre zuvor erschuf sie mit „Kunst“ eine Gesellschaftskomödie, die das Groteske aus dem Alltäglichen herauskitzelt.
In Dresden kommt dieses Stück an einem ganz besonderen Ort auf die Bühne: In Hoppes Hoftheater. Etwas abgelegen im Dresdner Stadtteil Weißig kaufte der große Rolf Hoppe einen historischen Bauernhof und stiftete ihn dem Theaterverein. Man kennt Hoppe als König im Märchenfilm (im Kultklassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“) oder auch aus dem Dietl-Knaller „Schtonk!“. Im Theater ist er präsent, auch wenn er nicht persönlich vor Ort ist. Der Mann ist schließlich Baujahr 1930. Büsten und Poster zeugen von seinem bewegten Leben zwischen Theater und Film.

Rolf Hoppe bei einem Auftritt im (c) Hoftheater Dresden
Inhalt: Hautarzt Serge (Matthias Nagatis) hat sich ein Bild gekauft. Er platzt fast vor Stolz, als er es seinem Freund Marc (Carsten Linke) präsentiert. Der platzt auch – vor Lachen. Denn das Bild, das Serge satte 100.000 Euro gekostet hat, ist weiß. Weißer Untergrund, weiße Streifen drauf. Im richtigen Licht sieht man mit Mühe einige Pinselstriche, die dem Bild so etwas wie Struktur verleihen.

Einer stolz, einer grübelnd, noch sind sie Freunde. (c) Hoftheater Dresden
Serge ist beleidigt über Marcs Lachen und bezichtigt ihn des Banausentums. In den Strudel des Zwists wird beider Freund Yvan gezogen. Der hat ganz andere Sorgen, steht doch gerade seine Hochzeit bevor. Die sollte besser gut über die Bühne gehen, denn Yvan ist als kurz vorher als Branchenfremder ins Papierunternehmen des Onkels der Braut eingestiegen. Eigentlich hat Yvan genug mit seiner Zukünftigen zu tun, und so versucht er sich als Vermittler zwischen Serge und Marc.
Wie sich an einem Kulturgegenstand übelste Rüpeleien entzünden können, wie zwischen Bildung und dem Grobian, der sie sich angeeignet hat, nur eine dünne Schicht steht, das ist vergnüglich zu sehen. Hin und wieder blitzt schon die Schärfe des “Gott des Gemetzels” durch, wenn sich im Laufe des Disputs immer andere Fronten ergeben, immer ein anderer im Kreuzfeuer steht.
„Kunst“ ist mit anderthalb Stunden Spielzeit ein recht kurzes Stück, in das Regisseurin Esther Undisz eine Pause eingebaut hat. Die stört ein wenig, denn sie unterbricht das temporeiche Stück unnötig, das dann erst wieder Fahrt aufnehmen muss. Das bleibt der einzige Kritikpunkt für dieses rundum gelungene Vergnügen.

Das (c) Hoftheater Dresden im Sommer – beschaulich und rustikal
Allein für die Location lohnt sich die Anfahrt. Der Hof wurde liebevoll restauriert und ausgestattet. Das Foyer mit großflächiger Glaswand gibt den Blick frei auf den malerischen Gutshof. Viel Platz bietet die rustikale Bar.
Tipp: Nach der Vorstellung gibt es meistens ein gemütliches Lagerfeuer im Hof des Theaters. Wer einen wunderbar entschleunigten Theaterabend stimmig abschließen will, sollte ein wenig auf die Jahreszeit achten. Denn stürmischer Wind und Minustemperaturen sind dafür weit weniger einladend als eine laue Sommernacht.
Geschrieben von Katrin Mai