Ausstellung “Ren Hang” (Museum der Bildenden Künste, Leipzig, 2017)

Doreen Kaltenecker
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27.10.2017 – 07.01.2018 / Museum der bildenden Künste Leipzig / 10 €

Ren Hang, Privatbesitz, © Nachlass Ren Hang

Ausstellungsbericht: Auf der obersten Ebene des Museums der Bildenden Künste (MDBK) in Leipzig kann man noch bis zum 7. Januar 2018 die Sonderausstellung des 2017 verstorbenen, chinesischen Fotokünstlers Ren Hang (1987-2017) besuchen.

Die drei Räume umfassende Fotoschau ist die erste umfassende Ausstellung in Deutschland seit dem Suizid des Künstlers Ren Hang. Dieser arbeitete sein Leben lang in China und schuf nach dem Empfinden der chinesischen Regierung provozierende Bildern, welche immer wieder verboten wurden und ihn auch öfters ins Gefängnis brachten. Dies führte bei ihm zu einer Depression, zu der er zwar immer offen stand, aber schlussendlich nicht damit fertig wurde. Seinen Fotografien merkt man dies aber nicht an. Seine Werke sind von einem starken Humor geprägt. Oft als Pornographie verbrämte Fotos von jungen, nackten Menschen in der Natur werden mit skurrilen Elementen oder amüsanten Posen aufgelockert und so weg geholt von einer erotischen Ebene. Er zeigt die Nacktheit, die Jugend und die Offenheit im Umgang mit dem eigenen Körper als etwas Natürliches und Spaßiges. Damit stieß er in China, dem Land in dem Pornographie seit 1949 verboten ist, oft an seine Grenzen. Trotzdem fand er immer wieder Mittel und Wege seine Kunst zu realisieren, auch indem er beispielsweise für kurze Zeit in Deutschland tätig war.

Ren Hang, Privatbesitz, © Nachlass Ren Hang

All seine Fotos besitzen die gleichen formalen Elemente. Es sind analoge Fotografien mit stets im Blitzlicht festgehaltenen nackten Menschen. Dabei wurden die Frauen fast immer mit roten Lippen und Fingernägeln versehen. Er wählte stets extreme oder amüsante Posen und fügte Tiere oder andere unerwartete Elemente hinzu. Das macht seine Bilder überraschend und neu. Auch wenn man den Fotografien manchmal ansieht, dass sie spontan entstanden sind, da Schärfe und Fokussierung nicht hundertprozentig akkurat sind, vermittelt die Sonderausstellung einen wunderbaren Eindruck von der Selbstwahrnehmung junger Chinesen und macht mit seinem vermittelten Hintergrundwissen deutlich, wie es um die zeitgenössische Kunst in China bestellt ist. So ist die Ausstellung nicht nur amüsant, interessant, sondern auch lehrreich zugleich und lädt ein, sich näher mit der zeitgenössischen Kunst in China zu beschäftigen.

Ren Hang, Privatbesitz, © Nachlass Ren Hang

Fazit: Die Sonderausstellung “Ren Hang” im MDBK bringt dem Besucher den zeitgenössischen, chinesischen Fotografen Ren Hang näher. Dieser hat sich im Alter von nur 29 Jahren das Leben genommen und hinterlässt ein Werk, das oft verboten wurde, aber eigentlich nur mit viel Humor und Offenheit von der Natürlichkeit des nackten Körpers erzählt. Seine analogen Fotografien sind dabei manchmal etwas ungeschickt, aber stets ästhetisch und mit einem wachen Blick auf artifizielle Weise festgehalten. So lohnt sich der Besuch der Sonderausstellung in Leipzig in vielerlei Hinsicht.

Bewertung: 4/5

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:


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