“Ferdinand – Geht STIERisch ab” (2017)

Doreen Kaltenecker
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Poster zum Film "Ferdinand - Geht STIERisch ab"

© 20th Century Fox

Filmkritik: Fast zeitgleich zu dem heißen Oscar-Kandidaten und Golden Globe-Gewinner “Coco – Lebendiger als das Leben!” startete in den Kinos der Animationsfilm “Ferdinand – Geht STIERisch ab” (OT: “Ferdinand”, USA, 2017) von der Animationsfilmschmiede Blue Sky Studios, welche sich bisher mit der “Ice Age”-Reihe (2002-2016) und “Rio” (2011) einen Namen gemacht hat.

Der Stier Ferdinand hat von Kindheitstagen an nichts fürs Kämpfen übrig. So flüchtet er eines Nachts aus dem Trainingslager für Stierkämpfe und wird von einem Blumenhändler und seiner Tochter Nina adoptiert. So wächst Ferdinand wohlbehütet in der wunderbaren Natur Südspaniens mit vielen Blumen und Liebe auf. Doch durch einen Zwischenfall wird er in Gewahrsam genommen und aufgrund seiner beeindruckenden Größe wieder zu dem entflohenen Ort zurück geschafft. Dort trifft er auf einige Außenseiter, welche ihm helfen möchten, dem Ort erneut zu entfliehen, bevor er als nächster Stier in der Kampfarena sterben muss.

© 20th Century Fox

Grundlage für den Film war der Kinderbuchklassiker “Ferdinand der Stier” (1936) des amerikanischen Schriftstellers Munro Leaf (1905-1976) und des Illustrators Robert Lawson (1892-1957). Das Buch wurde in über 60 Sprachen übersetzt und gehört zu den ”100 besten Kinderbüchern aller Zeiten” laut der Times. Das Buch schaffte es sogar, den Klassiker “Vom Winde verweht” auf den Bestsellerlisten von Platz 1 zu verdrängen. Der brasilianische Regisseur Carlos Saldanha (*1965), welcher bereits sechs Animationsfilme realisiert hat, hatte die Idee für die Umsetzung als er vor sechs Jahren noch mit “Rio 2” (2014) beschäftigt war. Das Buch gehörte zu den Lieblingsbüchern seiner Kindheit und wurde bisher nur einmal als oscarprämierter Kurztrickfilm von Walt Disney 1938 (auf Youtube anschauen) umgesetzt. Wichtig für die Neuverfilmung war es dabei für die Rechte innehabende Familie, dass der Geist des Buches bewahrt bleibt und zusätzlich die Geschichte des nur 40 Seiten langen Buches auf Langspielfilmlänge erweitert wird. Dabei wurden vor allem im Mittelteil Änderungen vorgenommen und Figuren eingefügt. Das starke Ende und der Anfang wurden vom Buch übernommen.

© 20th Century Fox

Die Geschichte ist unterhaltsam und fördert Nonkonformität. Dabei wird der moralisch verwerfliche Stierkampf leider nicht vollends an den Pranger gestellt, aber trotzdem mit seinen meist tödlichen Konsequenzen ohne Scheu wiedergegeben. Eine generelle Ablehnung dieser spanischen Tradition konnte man aber auch nicht erwarten, da die Vorlage vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammt. Aber immerhin wird den Kindern eindringlich und aufregend dieser martialischen Sport vermittelt und welche Bedeutung dieser für die Tiere hat. Hinzukommen typische Kinderfilm-Elemente, wie Albernheiten, Slapstick-Einlagen und die Wandlung eines ehemaligen Konkurrenten zu einem Verbündeten. Das führt zu einem stimmigen Wohlfühlkino für die ganze Familie, auch wenn man gut und gern auf die Ziege hätte verzichten können.

© 20th Century Fox

Zudem sieht das Ganze auch noch wunderbar aus. Die Ausgestaltung des Films ist sehr kindgerecht in tollen Animationen eingefangen. Die Welt erstrahlt dabei meistens in schönsten Farben und wunderbarem Licht. Doch trotzdem fehlt es den Bildern nicht an Realismus. Durch mehrere Recherchereisen fingen sie den typischen spanischen, ländlichen Flair ein und nutzten die Bergstadt Ronda in Malaga als Inspiration für den Bauernhofs, während die Großstädte Madrid und Sevilla für den Look der Städte sorgte. Die Landschaft des Süden spiegelt dabei viel von Ferdinands Persönlichkeit wieder. Die Sanftheit seiner Kurven und so auch der Landschaft steht dabei im Kontrast zu allem Eckigen und Scharfkantigen, wie dem Trainingslager und dem Matador selbst. So ergeben die Geschichte und die Bildern ein stimmiges Gesamtbild, das den Film auf die gleiche Stufe wie “Coco” stellt und die gleiche Aufmerksamkeit verdient hat.

© 20th Century Fox

Fazit: Blue Sky Animations und der Regisseur Carlos Saldanha schufen mit “Ferdinand – Geht STIERisch ab” einen Animationsfilm, welcher den Vergleich mit den großen Filmen nicht scheuen muss. Auf der Grundlage des Kinderbuchklassikers von Munro Leaf erzählt der Film eine Geschichte mit den richtigen Botschaften, vielen amüsanten Elementen und einer wunderbaren Hauptfigur, welche Groß und Klein wunderbar unterhalten kann.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 14. Dezember 2017, DVD-Start: 30. April 2018

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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