Sechs Fragen an Teemu Niukkanen

Doreen Kaltenecker
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Interview: Eines der Highlights auf dem 19. Landshuter Kurzfilmfestival in der ‘Shock Block’-Reihe war der Kurzfilm “Saatanan Kanit” (ET: “Fucking Bunnies”). Der finnische Regisseur Teemu Niukkanen erzählt uns im Interview mehr von der Filmentstehung, von versteckter Gesellschaftskritik und finnischem Humor.

The original english language interview is also available.

Dein Kurzfilm “Saatanan Kanit” ist außergewöhnlich und ein großer Spaß. Wie ist die Idee für den Film entstanden? Gab es Vorfälle in der Nachbarschaft?

Die Idee stammt ursprünglich vom Drehbuchautor Antti Toivonen, aber wir haben das Drehbuch zusammen geschrieben. Wir haben eine Arbeitsmethode, bei der wir gemeinsam Brainstorming betreiben, indem wir Ideen über Charaktere, Handlung, Dialog oder einfach nur Witze austauschen, und dann schreibt Antti das Drehbuch. Wir beide mögen Komödien, die einen starken Bezug zum wirklichen Leben haben – in diesem Fall die wachsende Fremdenfeindlichkeit in den westlichen Ländern – aber mit einem überraschend verdrehten Blickwinkel. Die ersten Entwürfe des Drehbuchs waren einfacher und fokussierten sich eher auf den banalen Sex-Kult-Aspekt, aber dann gingen wir mehr in Richtung von der “Angst vor dem Unbekannten” und das brachte das Drehbuch auf eine ganz neue Ebene.

Ich hab gelesen, die Finanzierung war schwierig. Kannst Du uns mehr zur Produktion erzählen?

Saatanan Kanit” (“Fucking Bunnies”) wurde von der Finnish Film Foundation und Yle (finnische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt) finanziert. Der Prozess vom ersten Entwurf des Drehbuchs bis zum fertigen Film dauerte über zwei Jahre, was meiner Meinung nach für einen 17-minütigen Film zu lang ist. Die Geldgeber waren von Anfang an wirklich an unserer Geschichte interessiert, aber ich schätze, unser Ton der Komödie war nicht so alltäglich oder einfach zu beschreiben, nur durch Lesen des Drehbuchs, also mussten wir mehrere Runden mit mehreren Drehbuchentwürfen und Regienotizen in verschiedenen Finanzierungsphasen machen. Die Geldgeber wollten wirklich sicherstellen, dass wir wissen, was wir tun werden. Aber als wir endlich die eigentliche Produktionsfinanzierung erhielten, ging alles ziemlich schnell.

Wie habt ihr euch die speziellen Situationen erdacht? Gibt es filmische Vorbilder dafür?

Ich mag keine starken Referenzen, weil sie am Ende dazu führen könnten, dass die ursprüngliche Vision eingeschränkt wird. Meiner Meinung nach verstärken zu strenge Vorlagen nur den Prozess des Filmens. Flexibel zu sein, überraschend und bewusst dumme visuelle Entscheidungen am Set zu treffen, macht die Komödie einfach lustiger.  

Würdest Du selber sagen, dass Du typischen finnischen Humor verwendest?

Ich denke, Finnen mögen eher Komödien mit schwarzem Humor, so dass in diesem Sinne “Fucking Bunnies” typisch finnischer Humor ist und natürlich gibt es im Film einige Gags, die nur für finnisches Publikum bestimmt sind. Der Film war jedoch auf fast 100 internationalen Filmfestivals und erhielt ein sehr begeistertes Feedback. So scheint es, dass Humor keine Grenzen kennt – er muss nur aufschlussreich und lustig genug sein.

Wie war das Casting? Deinen beiden männlichen Hauptdarsteller passen perfekt. War es schwierig sie zu finden?

Eigentlich hatte ich schon Jouko Puolanto (Raimo) und Janne Reinikainen (Maki) im Sinn, als wir das Drehbuch schrieben. Wir hatten Vorsprechen, aber Jouko und Janne waren der einzige richtige Weg. Sie zu finden war nicht schwierig, da sie beide eher etablierte Schauspieler in Finnland sind.

“Saatanan Kanit” war dein erster Kurzfilm. Du hast bisher viel Werbung und Musikvideos gemacht. Wie wird es weitergehen?

Mein Plan ist es, mich auf die Komödien zu konzentrieren, weil ich anscheinend nichts anderes kann. Ich habe vor kurzem eine 10-Episoden-Comedy-Serie für Yle gedreht, die im Oktober ausgestrahlt wird. Im Moment mache ich lustige Werbespots und entwickle nebenbei längerformatige Comedy-Sachen. VOD, TV, Langfilme, alles ist möglich! Oh, und wir haben es geschafft, einen weiteren Kurzfilm zu finanzieren, eine Geschichte über eine Taxifahrerin und ihren Adoptivsohn, den sie für schwul hält und für den sie ein Online-Date organisiert, dass sehr schief läuft.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch unsere Kritik des Kurzfilms “Saatanan Kanit


Interview: One of the highlights at the 19th Landshut Short Film Festival in the “Shock Block” program was the short film “Saatanan Kanit”. In our interview, Finnish director Teemu Niukkanen tells us more about the making of the film, about hidden social criticism and Finnish humour.

Your short film “Saatanan Kanit” is extraordinary and a lot of fun. How did the idea for the film come about? Were there any incidents in the neighborhood?

The idea is originally from screenwriter Antti Toivonen but we wrote the script together. We have a working method where we brainstorm together just throwing ideas on characters, plot, dialogue or one-off jokes and then Antti does the actual writing. We both enjoy comedy which has a strong reference in real life (in this case the growing xenophobia in Western countries) but with a surprisingly twisted point of view. The first drafts of the script were more simple concentrating more on the mundane sexual stuff but when leaned more on the element of “the fear of the unknown” the script jumped on a whole new level.

I read that financing was difficult. Can you tell us more about the production?

Saatanan Kanit (Fucking Bunnies) was funded by Finnish Film Foundation and Yle (Finnish Broadcasting Company). The process from first draft of the script to finalized film took over two years which in my opinion is too long for a 17-minute film. The funders were really interested in our story from the beginning but I guess our tone of comedy was not that ordinary or easy to picture just by reading the script so we needed to make multiple rounds with multiple script drafts and director’s notes in different funding phases. Funders really wanted to make sure we knew what we were about to do. But when we finally got the actual production funding everything went rather quick.

How did you come up with the specific situations? Did you have any cinematic or other inspiration for them?

I have a dislike for strong references because they might end up narrowing down your vision. In my opinion too strict guidelines just stiffens the process filming. Being flexible, surprising and making deliberately stupid visual decisions on set just make comedy funnier.

Would you yourself say that you employ typical Finnish humour?

I think finns enjoy their comedy a bit dark so in that sense Fucking Bunnies is typical Finnish humor and of course in the film there are some gags directed only to Finnish audience. However, the film has been to nearly 100 international film festivals and received quite enthusiastic feedback. So it seems humor has no borders – it just needs to be insightful and funny enough.

How was the casting? Your two male lead actors fit perfectly. Was it difficult to find them?

Actually I already had Jouko Puolanto (Raimo) and Janne Reinikainen (Maki) in mind when we were writing the script. We did have auditions but Jouko and Janne were the only way to go. Finding them was not difficult as they’re both rather established actors in Finland.

“Saatanan Kanit” was your first short film. You’ve done a lot of commercials and music videos so far. What will happen next?

My plan is to concentrate in doing comedy because it seems I cannot do anything else. I recently directed a 10-episode comedy series for Yle and it’ll air in October. For the time being I do funny commercials and develop longer format comedy stuff on the side. VOD, tv, features, anything goes! Oh, and we managed to get funding for another short film, a story of a taxidriver mom and her adopted son who she thinks is gay and ends up arranging him on an online-date-gone-very-wrong.

The Questions were asked by Doreen Matthei

Read on our german review of the shortfilm “Saatanan Kanit

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