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Dein Kurzfilm „Appalachian Holler“ hat Dich tief in die USA verschlagen – wie kam es dazu ein Portrait über die Bewohner dieser Gegend und ihrer Leidenschaft für Musik zu drehen?
Antrieb für dieses Projekt gab mir meine eigene Leidenschaft zu traditionell amerikanischer Musik. Und die Appalachen sind sozusagen die Brutstätte dessen, was wir heute typischerweise als Country oder Bluegrass bezeichnen. Da war es naheliegend, genau dort auf Spurensuche zu gehen.
Du schaffst es, obwohl es Menschen am Rand der Gesellschaft sind, sie nicht zu karikieren oder ins Lächerliche zu ziehen. Auch das Politische, was definitiv die Meinung der Zuschauer beeinflusst hätte, lässt Du außen vor. Wie war Deine Herangehensweise, um sie zu portraitieren?
Wie bist Du im Vorfeld auf die Menschen zugegangen? Wie haben sie auf den Erstkontakt reagiert?
Das war ganz unterschiedlich. Abby the Spoon Lady zum Beispiel hatte ich bereits bei meiner Recherche in Deutschland auf Youtube entdeckt. Als ich dann in der Nähe Ashevilles unterwegs war, rief ich sie einfach an und erklärte, was ich vorhatte. Am nächsten Tag trafen wir uns zum Frühstück und ich konnte den ganzen Tag mit ihr und ihren Freunden verbringen. Meistens war es jedoch so, dass ich bestimmte Spots ansteuerte (Musikgeschäfte, Bars, Postämter), um dort mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen.
Gab es danach ein Screening für die Mitmachenden und hast Du Feedback bekommen?
Kannst Du mir mehr zu den Dreharbeiten erzählen: Wie lange warst Du dort? Wo hast Du gelebt? Und hattest Du Dir einen groben Rahmen erdacht oder kam vieles eher spontan zustande?
Gab es auch Situationen, die dir persönlich sehr unangenehm waren?
Es gab durchaus Begegnungen, die ich lieber vermieden hätte. Einen Drehtag in McDowell County, West Virginia habe ich vorzeitig abgebrochen, weil es – sagen wir mal, Probleme gab.
Kannst Du mir mehr zu der Musik erzählen. Du hast bestimmt viel mehr gehört, als in Deinen Film vorkommt. War es schwer sich für bestimmte Szenen zu entscheiden?
Ich wollte unbedingt einen absoluten Klassiker im Film haben, was mir mit der Murderballad „Shady Grove“ auch gelungen ist. Der Song wird von Lyle Rickards auf einem Dulcimer gespielt, ein Instrument, dass ganz typisch für die Region der Appalachen ist. Daneben wollte ich die Vielfalt des Sounds abbilden, den man so schwer kategorisieren kann, eben weil er so vielfältig ist. Ob eine krächzende Violine in Moll oder upbeat Bluegrass mit Banjo, das alles gehört dazu.
Produktion, Regie, Buch, Schnitt – Hast Du den ganzen Film komplett allein auf die Beine gestellt?
Ganz wichtiger Aspekt der Authentizität des Films, der Nähe zu den Menschen, ist der Produktionsprozess. Unterwegs mit einem großen Team wären viele Situationen, die ich aufgezeichnet habe, gar nicht erst zustande gekommen.
Kannst Du mir mehr über Dich erzählen? Wie bist Du zum Film gekommen und „Appalachian Holler“ ist Dein Abschlussfilm, richtig?
So wie ich das verstanden habe, wird es Dich zukünftig wieder nach Amerika verschlagen. Kannst Du schon etwas mehr zu Deinen zukünftigen Projekten erzählen?
Im nächsten Jahr werde ich einen abendfüllenden Dokumentarfilm zu genau diesem Thema drehen. Viele Aspekte konnte ich in dem Kurzfilm nur andeuten, dafür nehme ich mir jetzt Zeit, um auch noch ein bisschen tiefer in das Leben Einzelner einzutauchen.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Appalachian Holler“
3 Gedanken zu “Zehn Fragen an Matthias Lawetzky”