Fünf Fragen an Martin Nguyen

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem Filmemacher Martin Ngyuen, welcher schon viele Projekte realisiert hat, konnten wir mehr über die Entstehung seines Kurzfilms „Herr Doktor geht“, gesehen im Dokumentarfilmblock der 29. Bamberger Kurzfilmtage 2019, sowie den persönlichen Hintergrund des Films erfahren und wie man auch spontan einen Film realisieren kann.

Wie bist Du auf den Doktor aufmerksam geworden und wie kam es dazu, dass Du für ein Portrait über seinen Abschied zu drehen?

Dr. Rabady war mein Hausarzt. Nur durch ein zufälliges Gespräch der Sprechstundenhilfe, hatte ich erfahren, dass er bald in Pension gehen würde. Kein Aushang, kein großes Tamtam. Dr. Rabady ist ein bescheidener Mann, der sich nie als Arzt und Autoritätsperson im weißen Kittel gegenüber seinen Patienten und Patientinnen verhalten hat. Spontan hat mich die Situation fasziniert, dass manche Patienten und Patientinnen nach Jahrzehnten ihren Arzt und Vertrauensperson verlieren würden, was ein großer Verlust für manche war.

Wie war es mehr über die Person zu erfahren, die lange Zeit nur der Zuhörende war?

Sehr spannend und überraschend. Plötzlich diese ungewöhnliche Biographie von ihm zu erfahren und von den Erfahrungen zu hören, die ihn auch als Arzt geprägt haben. Für Dr. Rabady war es ungewöhnlich, selbst im Mittelpunkt der Fragen zu stehen, aber ich hatte das Gefühl, es tat ihm gut so offen zu reden. Besonders über seine Zweifel als Arzt, was man normalerweise nicht zu hören bekommt.

Wie bist Du das Projekt angegangen? Hast Du spontan gedreht oder gab es eine längere Vorbereitungszeit?

Nachdem ich nur per Zufall von seiner baldigen Pensionierung erfahren hatte, hatte ich nicht viel Zeit um den Dreh vorzubereiten. Besonders weil ich den letzten Ordinationstag festhalten wollte und natürlich nicht wusste, wie der Andrang der Patienten und Patientinnen sein würde. Für die Drehtage danach konnte ich genauer planen und hatte auch ein Budget zur Verfügung.

Die Patienten, die in den Szenen zu dem Doktor kommen, wirken teilweise überrascht und teilweise darauf vorbereitet. Wie bist Du auf sie zugegangen?

Ich war an dem letzten Ordinationstag aufgrund der Kurzfristigkeit leider alleine und konnte nur einen allgemeinen Aushang in der Ordination veröffentlichen. Zudem hat die Sprechstundenhilfe darauf hingewiesen, dass in der Praxis gedreht werden würde und hat um die Einverständniserklärungen gebeten, da es sich doch um vertrauliche Arzt-Patienten-Gespräche handelte und nicht jeder dabei gefilmt werden wollte. Aber am Ende hatten sich überraschenderweise einige damit einverstanden erklärt. Da ging es auch viel um das Vertrauen zu Dr. Rabady: „Wenn der Herr Doktor die Kamera in Ordnung findet, sind wir auch einverstanden!“   

Der Film besitzt etwas Spontanes. Wie groß war Dein Team und hast Du nur mit einer Kamera gedreht?

Es wurde durchgehend nur mit einer Kamera gedreht. Beim letzten Ordinationstag war ich alleine, da es sehr spontan war und noch kein Budget feststand, aber im Nachhinein betrachtet war das kein Nachteil. Ich konnte mich im Hintergrund halten und den Alltag in der Praxis beobachten ohne dabei zu sehr den Ablauf zu stören. Bei den restlichen Drehtagen habe ich weiterhin selbst Kamera gemacht und ein Tonmeister hat mich begleitet.

Kannst Du mir noch ein bisschen mehr von Dir erzählen? Wie bist Du zum Film gekommen und wirst Du dem Dokumentarfilm treu bleiben? Du hast ja auch schon Langfilme realisiert.

Ich komme ursprünglich von der Malerei und wollte an einer Kunstuniversität in Wien studieren. Doch über Umwege bin ich auf den Film gestoßen und habe zunächst fiktionale Kurzfilme gedreht. Gleich mein Debüt wurde mit einem österreichweiten Preis [Anm. d. Red.: ORF-Kurzfilmwettbewerb „shorts on screen“] prämiert. Da hab ich mir dann gedacht: „Na gut, probieren wir es weiter.“ Und so hat eins das andere ergeben und danach habe ich Dokumentarfilme fürs Kinos und für TV gedreht. Ich fühle mich dem Dokumentarfilm im Moment näher, aber ich denke, es kommt auf das Thema an, welche Form, sei es Spiel- oder Dokumentarfilm, die richtige für die Umsetzung ist. Im Moment bereite ich wieder einen Dokumentarlangfilm über das Thema „Alter“ vor.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

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