„Robin Hood“ (2019)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die größte Frage, wenn man den neuesten „Robin Hood“ (OT: „Robin Hood“, USA, 2019) sieht, ist warum es nach dem wunderbaren „Robin Hood – König der Diebe“ (1991) mit Kevin Costner, dem albernen Spaß „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“ (1993), der Disney-Verfilmung (1973) und der realitätsnahen Variante (2010) mit Russell Crowe noch einen weiteren Film dieser Art braucht? Der Regisseur Otto Bathurst wollte die klassische Geschichte des Rächers aus Sherwood Forest dafür benutzen, klar auf die Gegenwart zu verweisen, doch ob es ihm auf diese Art gelingt ist mehr als fragwürdig.

Der junge Lord Robin von Loxley (Taron Egerton) ist seit Jahren in Arabien unterwegs, um in einem sinnlosen Krieg zu kämpfen. Angewidert von den Grausamkeiten des Krieges versucht er einen Mord an einem jungen Muslim zu verhindern. Doch obwohl dies scheitert, wird dessen Vater John (Jamie Foxx) zu seinem neuen Begleiter. Als er nach England zurückkehrt, muss er feststellen, dass der Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) die Kontrolle übernommen hat, sein Anwesen geplündert wurde und zudem seine geliebte Marian (Eve Hewson) mit dem Widerstandskämpfer Will (Jamie Dornan) liiert ist. Auch in seinem Heimatland kann er vor den Ungerechtigkeiten nicht wegsehen, beschließt deshalb etwas zu unternehmen und lässt sich dafür von dem erfahren Kämpfer John ausbilden.

Taron Egerton und Jamie Foxx
© Studiocanal GmbH

Die Geschichte Robin Hoods hat viele Filmemacher fasziniert und jeder fand seine eigene Quintessenz in dem Stoff. Zudem prägte diese Figur das Bild eines klassischen Underdogs. Den britischen Regisseur Otto Bathurst (*1971), der bisher vor allem im Seriengeschäft tätig war, erinnert Robins Geschichte an den radikalen Widerstandskampf von Bürgerrevolten, welche buchstäblich auf die Barrikaden gehen. So ist nicht nur der Robin-Hood-Stoff gefühlt ein alter Hut, sondern auch die dahinter stehende Geschichte des sich auflehnenden Volkes. Vermutlich unzufrieden mit den politischen Strömungen der Zeit versucht Bathurst eine klassische Story zu erzählen, aus der man einen klaren gesellschaftlichen Appell herauslesen soll. Doch leider ist die Geschichte dabei so vorhersehbar, dass es fast wehtut, und zudem schafft diese es nicht Sympathien für diese Bewegung aufzubauen, obwohl der Gegenspieler die Zuschauer genauso wenig für sich einnimmt. Auch ist es schwer über die ein oder andere Logiklücke und Drehbuchschwäche hinwegzusehen. So ist im Gesamten die Geschichte selber hanebüchen und schwach und kann wenig überzeugen.

Taron Egerton
© Studiocanal GmbH

Den Film etwas rausreißen könnte natürlich die Wahl der Darsteller und die Umsetzung des Stoffes. Mit Taron Egerton, den man durch durch Filme wie „Kingsmen“ (2014), „Eddie the Eagle“ (2016) und „Rocketman“ (2019) schätzen gelernt hat, scheint schon mal eine gute Wahl. Weitere Rollen wurden mit Jamie Foxx („Ray“ (2004), „Django Unchained“ (2012) und „Baby Driver“ (2017)), Ben Mendelsohn („Ready Player One“ (2018), „Captain Marvel“ (2019)) und Jamie Dornan („50 Shades of Grey“ (2015)) besetzt. Doch auch dieser gut besetzte Cast hilft dem Film nicht weiter. Die Darsteller schaffen es nicht gegen die für sie geschaffenen Stereotypen anzukämpfen. Hinzu kommt eine stark gekünstelte Umgebung, welche das Agieren noch erschwert. Stilistisch bewegt sich der Film zwischen dystopischer Zukunft und aufgepepptem Mittelalter. Dieser Mix funktioniert ist unangenehm irritierend und kann so nicht funktionieren. Im Gegensatz zu Filmen wie Baz Luhrmanns „William Shakespeares Romeo + Julia“ (1996), der diese Art der Inszenierung etabliert hat, sind hier der Kontrast und auch die Willkürlichkeit störend. Vor allem der unbedingte Wille, alles so düster wie möglich zu inszenieren und so die Geschichte und vermutlich auch die Actionszenen, welche auch eher langweilig als spannend sind, zu unterstützen. Zu gewollt wirkt das Ganze und zu flach ist die Story, so dass die Darsteller gar keine Chance haben ihr Talent auszuspielen. Diesen „Robin Hood“-Film hätte es nicht gebraucht.  

Eve Hewson und Taron Egerton
© Studiocanal GmbH

Fazit: „Robin Hood“ ist die neueste Verfilmung einer der großen Heldensagen. Doch auch wenn man es hier gut gemeint hat und durch Modernisierungen den Stoff einer neuen Generation von Kinogängern schmackhaft machen wollte, funktioniert das leider nicht. Die Story wie die Charaktere sind gezeichnet von erzählerischen Schwächen, es gibt keine Sympathieträger und die Geschichte besitzt zudem keine nennenswerten Neuerungen, um die Daseinsberechtigung dieses Remakes, trotz des immer wieder gern gesehenen Taron Egerton, zu rechtfertigen. 

Bewertung: 3,5/10

Kinostart: 10. Januar 2019 / DVD-Start: 23. Mai 2019

Trailer zum Kurzfilm „Robin Hood“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Ein Gedanke zu “„Robin Hood“ (2019)

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