Vierzehn Fragen an ELO Films

Doreen Kaltenecker
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Interview: Nachdem wir uns bereits im letzten Jahr mit ELO Films über ihren Kurzfilm „Mouse“ unterhalten hatten, konnten wir das Filmemacher-Paar Logan George und Celine Held erneut zu einem Gespräch bitten. Seit dem letzten Mal haben sie vier weitere Kurzfilme auf die Beine gestellt und sind mitten in der Postproduktion für ihren Langfilm. So konnten wir uns nicht nur über die Shorts „Caroline“, „Babs“, „Bringing Babs Home“ und „Lockdown“ unterhalten und wie es ist, mit Kindern und Gummipuppen zu drehen, sondern auch über ihr neuestes Projekt „Topside“.

The original english language interview is also available.

Wie habt ihr die Geschichte zu eurem Kurzfilm „Caroline“ entwickelt – gab es wahre Vorfälle, welche die Idee hervorbrachten?  

Celine Held und Caroline Falk

Caroline“ basierte auf einigen realen Lebensgeschichten von Müttern, die ihre Kinder während ihrer Vorstellungsgespräche unbeaufsichtigt im Auto gelassen hatten, und einer während ihrer letzten Krankenpflegeprüfung. Sie alle hatten Pläne für die Betreuung ihrer Kinder, die in letzter Minute ins Wasser gefallen sind, und konnten niemanden finden, der sie beaufsichtigt. Wir hatten das Gefühl, dass diese Geschichten alle wirklich schwarz-weiß erschienen, wie sie in den Nachrichten erzählt wurden, und wir wollten die Gelegenheit nutzen, die Geschichte aus einer anderen Perspektive zu erzählen. 

Wie habt ihr eure Hauptdarstellerin Caroline Falk, welche Caroline spielt, gefunden. 

Brooks Falk, Celine Held, Sally Falk und Caroline Falk

Alle Kinder im Auto sind Geschwister: Sally (1 Jahr alt), Brooks (4 Jahre alt) und Caroline (6 Jahre alt). Ihr Vater hatte sich an uns gewandt – er war Fan unseres Films „Mouse“ und sagte, Caroline sei an der Schauspielerei interessiert. Wir zogen für etwa einen Monat nach Houston, bevor wir drehten, und wir schrieben den Film neu, um Caroline und ihren Interessen zu entsprechen. Wir haben auch viel Zeit damit verbracht, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Der Film hieß anfangs „Lizzy“ – aber wir haben durch die Arbeit mit den Kindern viel verändert.

Wo habt ihr gedreht? Und wie war es mit den drei Kindern zusammen zu drehen?

Wir drehten den Film in Houston, Texas – wo die Falk-Geschwister leben. Sie waren wunderbar – alle so engagiert und aufgeregt. Caroline ist eine großartige Schauspielerin. Der Film ist stark geschnitten, es gibt viele versteckte VFX-Aufnahmen, wenn die Kinder die Kamera ausschalten, etc. Die Kinder konnten nur etwa 20 Minuten am Stück im Auto sein, weil es draußen so heiß war!

Mit eurem Film „Caroline“ habt ihr es nach Cannes und zu den Oscars geschafft. Ging es danach leichter Projekte umzusetzen oder habt ihr andere Veränderungen bemerkt?  

Sally Falk, Celine Held, Brooks Falk und Caroline Falk

Caroline“ war der einzige US-Film, der 2018 für den Kurzfilm Palme d’Or nominiert wurde, und wurde für die 91. Oscarverleihung nominiert. „Caroline“ ist ein kleiner Machbarkeitsnachweis für unseren Spielfilm „Topside“ – und „Caroline“ hat es uns definitiv leichter gemacht hat, „Topside“ zu präsentieren, da die Leute wirklich verstanden haben, welche Art von Film wir machen wollten. Unser Kurzfilm „Lockdown“ kam auch zu Sundance 2019, also ja, insgesamt hat uns die Anerkennung unserer Arbeit auf diesen Ebenen definitiv öfter als zuvor durch die Tür gekriegt, wenn wir unseren Spielfilm pitchen.

Babs erzählt eine extrem ungewöhnliche Geschichte. Wo kam die Idee dazu her?

Wir haben diesen Artikel – „Heart-broken Chinese widower, 70, receives long-awaited sex doll that is modelled after his LATE WIFE“ von Tracy You – gesehen und fanden ihn so faszinierend, so lustig und so traurig. Wir hatten das Gefühl, wenn man den Sexaspekt herausnimmt, könnte es ein wirklich interessanter Film werden – für ein Kind, das die Sex-Puppe seiner Eltern findet. Wir haben dieses Thema in unserem Schreiben weiter untersucht, bis die Geschichte eines Sohnes und seines Vaters auftauchte.

Habt ihr die Puppe extra für den Film kreiert oder könnte man sich eine Babs für zu Hause einfach bestellen.

Babs

Sie wurde von Real Life Sex Dolls kreiert, die sie speziell für uns hergestellt haben. Die Puppe basiert auf der Schauspielerin, die Robbies Mutter spielte – also war sie eine echte Neu-Schöpfung für den Film!

Logan, Du hast mal wieder die Hauptrolle übernommen. Ich seh Dir gern beim Spielen zu. Wird man Dich in der Zukunft auch in anderen Projekten als Darsteller sehen oder bleibst Du ELO Films komplett treu?

Logan: Möglicherweise! Wir beide studierten Drama an der New York University, wo wir uns trafen. Celine spielt die Mutter in „Caroline“, und sie spielt auch eine Rolle in unserem Spielfilm „Topside“, also denke ich, dass wir beide weiterhin Rollen in unserer Arbeit spielen werden, wenn es für das Stück passend ist.

Ihr habt dazu auch ein Sequel gedreht – „Bringing Babs Home“. War das Anfang an geplant oder entstand die Idee zufällig?  

Nachdem wir den Film fertiggestellt hatten, mussten wir die Puppe von Großbritannien nach Amerika für eine Vorführung in den Nitehawk Kinos bringen – und wir fanden heraus, dass der billigste Weg darin bestand, ihr einfach ein Flugticket zu kaufen, anstatt sie zu verschiffen (sie war 95 Pfund schwer). Also beschlossen wir, es zu filmen und es zu einem zusätzlichen Teil von Robbies Geschichte zu machen. 

Bei dieser Geschichte richtet ihr euren Blick vor allem auf das Komödiantische des Stoffes. Warum dieser Umschwung?

Unser Film „Mouse“ war auch eine dunkle Komödie – wir lieben dunkle Komödien. „Babs“ lässt sich ziemlich stark auf die dramatische und sentimentale Seite der Geschichte ein, also wollten wir, dass dieses Bonus-Epilog irgendwie ausschließlich auf der Oberfläche bleibt und nach innen schaut. Es sollte immer ein kurzes, albernes Stück sein, aber wir würden gerne eines Tages eine Dark Comedy machen.

Der vierte Kurzfilm über den ich mit euch reden will, ist „Lockdown“. Woher kam dafür die Inspiration?  

Allegra Leguizamo

Lockdown“ entstand aus einer wahren Geschichte von Celine aus einer Mittelschulerfahrung, gemischt mit diesem modernen Konzept, was es bedeutet, dass ein Lockdown in amerikanischen Schulen so normalisiert ist. 

Auch hier arbeitet ihr wieder mit Kindern zusammen. Wie war es den Film mit Jugendlichen zu realisieren und wie habt ihr diesmal eure Akteure gefunden?

Wir benutzten viele der gleichen Techniken – wir überarbeiteten das Drehbuch, nachdem wir unsere Hauptdarsteller besetzt hatten, und basierten einen Großteil der Bewegung um die Schule herum auf einigen echten Schultagen, die wir beobachtet hatten. Die meisten der Statisten, die wir besetzt haben, kamen in Gruppen von Freunden, und wir haben das wirklich angenommen und versucht, einen Rhythmus in diesen Gruppen zu finden. Wir arbeiten sehr gerne mit jungen Schauspielern zusammen – es zwingt dich, am Set flexibel zu sein und dann beim Schnitt anzunehmen was auch immer passiert ist. Es ist aufregend.

Durftet ihr in einer echten Schule drehen? 

Ja, wir haben den Film in Pittsburgh, Pennsylvania – in Celines Heimatstadt – gedreht. 

In all euren Kurzfilmen fällt ein enormer Realismus auf. Bleibt ihr diesem Authentizitäts-Anspruch in euren nächsten Projekten treu?

Ja – wir sind sehr angetan davon, das zu konstruieren, was sich wie Ausschnitte des wirklichen Lebens anfühlt. Hoffentlich hast wir genug recherchiert und es klingt für viele Leute wahr und echt. Wir verbringen viel Zeit damit, sicherzustellen, dass wir jeden einzelnen Stein freigelegt haben, wenn wir darüber nachdenken, was unser Charakter als nächstes logisch tun würde. Die Hoffnung ist, dass sich die Motivationen der Figur immer gerechtfertigt anfühlen, auch wenn sie überraschend sind – wir mögen es nicht, wenn willkürliche äußere Ereignisse Drama in einer Geschichte verursachen. Motivation kann hoffentlich immer von den Entscheidungen eines Charakters ausgehen. Wir werden unser Bestes tun, um unsere Arbeit weiterhin so ehrlich zu halten.

Ihr seid mitten in den Arbeiten zu eurem neuesten Film. Könnt ihr mir mehr dazu erzählen?

Unser Spielfilm „Topside“ erzählt die Geschichte eines 5-jährigen Mädchens, das mit seiner Mutter unter den Straßen von New York City lebt. Nach einer polizeilich angeordneten Räumung sind sie gezwungen zu fliehen und der Welt oberhalb entgegenzutreten, was ihre Zukunft als Mutter und Tochter bedroht. Wir befinden uns derzeit in der Postproduktion – und wir hoffen, dass es im Jahr 2020 bei einem Festival Premiere feiern wird.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Mouse“, „Caroline“, „Babs“, „Bringing Babs Home“ und„Lockdown


Interview: After interviewing ELO Films about their short film “Mouse” last year, we were able to ask the filmmaker couple Logan George and Celine Held a couple of questions once more. Since the last time they have produced four more short films and are in the middle of post-production for their feature film. So we could not only talk about the shorts “Caroline“, “Babs“, “Bringing Babs Home” and “Lockdown” and how it feels to shoot with kids and rubber dolls, but also about their latest project “Topside”.       

How did you develop the story for your short film “Caroline” – were there real incidents that inspired the film?  

Caroline” was based on a few real life stories of mothers who left their children unattended in cars during job interviews, and one during her final nursing exam. They all had childcare plans for their children that fell through at the last minute, and were unable to find anyone else to watch them. We felt that these stories all seemed really black and white as they were told in the news, and we wanted to opportunity to tell the story from a different perspective. 

How did you find your leading actress Caroline Falk who plays Caroline?

All the children in the car are siblings: Sally (1 year old), Brooks (4 years old), and Caroline (6 years old). Their dad had reached out to us – he was a fan of our film “Mouse“, and said Caroline was interested in acting. We ended up moving down to Houston for about a month before we shot, and we rewrote the film to suit Caroline and her interests. We also spent a lot of that month developing a relationship with the kids. The film was called “Lizzy” initially – but we changed a lot upon working with the kids.

Where did you shoot? And what was it like to shoot together with the three children?

We shot the film in Houston, Texas – where the Falk siblings live. They were wonderful – all so engaged and excited. Caroline is a terrific actress. The film is heavily edited, there are a lot of hidden VFX shots when the children spike the camera, etc. The kids could only be in the car for about 20 minutes at a time because it was so hot outside!

With your film “Caroline” you made it to Cannes and the Oscars. Was it easier to realize projects afterwards or did you notice other changes?  

Caroline” was the only U.S. film nominated for the short film Palme d’Or in 2018, and was shortlisted for the 91st Academy Awards. “Caroline” is a bit of a proof of concept for our feature film “Topside” – and having “Caroline” definitely made it easier to pitch “Topside,” as people really understood what type of film we were trying to make. Our short film “Lockdown” got into Sundance 2019 too, so yes, altogether having our work recognized on those kinds of levels definitely got us in the door more often than before while pitching our feature.

Babs” tells an extremely unusual story. Where did the idea come from?

We saw this article –  „Heart-broken Chinese widower, 70, receives long-awaited sex doll that is modelled after his LATE WIFE“ by Tracy You – and thought it was so intriguing, so funny and so sad. We felt like, if you took the sex aspect out of it, it could be a really interesting film – for a child to find their parents’ sex doll. We kept exploring that topic in our writing until the story of a son and his father emerged.

Did you create the doll especially for the movie or could you just order her?

She was created by Real Life Sex Dolls, who made her specifically for us, basing the doll off of the actress who played Robbie’s Mom – so she was an original creation!

Logan, you have once again taken on the leading role. I love watching you act. Will you also be seen as an actor in other projects in the future or will you remain completely loyal to ELO Films?

Logan: Possibly! We both majored in drama at New York University, where we met. Celine plays the mother in “Caroline,” and she also plays a role in our feature film “Topside,” so I think we’ll both continue to play roles in our work if it’s appropriate for the piece.

You also shot a sequel – “Bringing Babs Home“. Was that planned from the beginning or did the idea come about later?  

After we finished the film, we needed to bring the doll over to U.S. from the U.K. for a screening at Nitehawk Cinemas – and we figured out that the cheapest way was to just buy her a plane ticket rather than ship her (she was 95 pounds). So we decided to film it, and make it an additional part of Robbie’s story. 

With this story you focus on the comedic aspects. Why this change?

Our film “Mouse” was also a dark comedy – we love dark comedies. “Babs” leans quite heavily into the dramatic and sentimental side of the story, so we wanted this bonus epilogue of sorts to stay exclusively on the outside, looking in. It was always meant to be a short, silly piece but we’d love to make a feature dark comedy someday down the road.

The third short film I want to talk about is “Lockdown“. Where did the inspiration come from?  

Lockdown” came from a true story of Celine’s from a middle school experience, mixed with this modern idea of what it is for a lockdown to be so normalized in American schools. 

Again you are working with children. What was it like to realize the film with young people and how did you find your actors this time?

We used a lot of the same techniques – reimagining the script once we had cast our lead actors, basing a lot of the movement around the school on some real school days we observed. Most of the extras we cast came in groups of friends, and we really embraced that and tried to find a rhythm within those groups. We really love working with young actors – it forces you to be flexible on set, and to embrace whatever happens in the edit. It’s exciting.

Were you allowed to film in a real school?

Yes, we shot the film in Pittsburgh, Pennsylvania – in Celine’s childhood town. 

In all the short films a very strong sense of realism stands out. Will you remain true to this sense of authenticity in your next projects?

Yes – we’re very drawn to constructing what feel like slices of real life. Hopefully you’ve done enough research and it rings true for lots of people. We spend time making sure we’ve uncovered every stone when we think of what our character would logically do next. The hope is the character’s motivations always feel justified, even if they’re surprising- we don’t like when arbitrary external events cause drama in a story. Motivation hopefully always can come from a character’s decisions. We’ll do our best to continue to keep our work honest.

You are right in the middle of making your latest film. Can you tell me more that?

Our feature film “Topside”  tells the story of a 5-year-old girl who lives under the streets of New York City with her mother. After a police-mandated eviction, they are forced to flee and face the world above, threatening their future as mother and daughter. We are currently in post-production – and we hope it will premiere at a festival in 2020.

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the shortfilm “Mouse“, “Caroline“, “Babs“, “Bringing Babs Home” and “Lockdown

4 Gedanken zu “Vierzehn Fragen an ELO Films

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