„Huntsville Station“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / USA / Fiktion / 2020

Filmkritik: Die Dokumentation „Huntsville Station“, welche auf der 70. Berlinale ihre Weltpremiere feierte, fängt den kurzen Moment von Häftlingen zwischen Entlassung und der Busfahrt zurück in ihr Leben ein. Die beiden Regisseure Jamie Meltzer und Chris Filippone gehen dabei auf die Menschen zu und fangen das Gefühl ein, wie es ist wieder frei zu sein.

JJeden Tag werden zahlreiche  Häftlinge aus dem größten Staatsgefängnis von Texas, dem Huntsville State Penitentiary, entlassen. Bevor es zurück in ihre Heimat und zu ihren Familien geht, müssen sie an der Huntsville Station auf ihren Bus warten. Hier hat sich eine kleine Infrastruktur aufgebaut, so dass man nicht nur schon mal telefonieren kann, sondern sich auch gleich für das neue Leben wappnen kann.

Die beiden Regisseure Jamie Meltzer (*1973) und Chris Filippone (*1987) wurden durch eine Recherche für einen anderen Film auf diese Haltestelle aufmerksam, von der jeden Tag Dutzende entlassene Häftlinge abreisen. Sie beschlossen, dass sie einen Film über diesen surrealen Ort machen wollte und dass dies der perfekte Stoff für ihre nächste Dokumentation sei. An mehreren Tag besuchten sie Station, bebilderten die Situation vor Ort und unterhielten sich mit dem Entlassenen. Sie fangen mit ihrer Arbeit eine Bandbreite an Gefühlen ein, welche über die Menschen hereinbricht, u.a. eine gewisser Unglaube über die neu gewonnene Freiheit, sowie Ratlosigkeit und natürlich auch Freude. Ohne dabei zu werten oder die Menschen auf ihre Taten zu reduzieren, wird hier ein seltener Moment eingefangen – was macht man in den ersten Minuten seiner Freiheit? Gibt man die 100 Dollar gleich aus, die man erhalten hat oder ruft man lieber bei seinen Angehörigen an? Mit einer ruhigen Beobachtungsgabe und dem Blick für Details werden die ZuschauerInnen selbst zu Besuchern der Huntsville Station und Teil eines besonderen Moments zwischen Gefangenschaft und Freiheit.

Fazit: Die beiden Regisseure Jamie Meltzer und Chris Filippone fangen in ihrer Dokumentation „Huntsville Station“ einen kurzen Moment ein. An der Busstation in Huntsville verbringen entlassene Häftlinge ihre ersten Minuten in Freiheit. Der Film beobachtet dabei die Handlungen und so auch die Gefühle der Männer, die hier gleich zu Beginn ihres neuen freien Lebens stranden. So ist der Kurzfilm eine gelungene Alltagsbetrachtung, die nicht viele Worte braucht, um die Stimmung zu erfassen und das Publikum zu involvieren.

Bewertung: 7/10

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geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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