„American Crime Story – The People v. O. J. Simpson“ (Staffel 1, 2016)

Doreen Kaltenecker
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Serienkritik: Die erste Staffel der Anthologie-Serie „American Crime Story“ beschäftigt sich in ihren zehn Folgen unter dem Zusatztitel „The People v. O. J. Simpson“ mit der medienwirksamen Gerichtsverhandlung rund um den ehemaligen Football-Profi Simpson, welcher im Jahr 1995 wegen Mordes angeklagt wurde.

Als die Leichen von Nicole Brown und ihrem Freund gefunden werden, führen alle Spuren zu ihrem Exmann, dem bekannten Football-Star O.J. Simpson (Cuba Gooding, Jr.). Dieser hat kein Alibi und ergreift zudem auch noch die Flucht. Die Staatsanwälte Marcia Clark (Sarah Paulson) und Christopher Darden (Sterling K. Brown) scheinen den Fall so gut wie gewonnen zu haben. Anfänglich scheint O.J., genannt ‚The Juice‘, auch keine Chance auf einen Freispruch zu haben, obwohl sein bester Freund Robert Kardashian (David Schwimmer) und die Anwälte Robert Shapiro (John Travolta) und F. Lee Bailey (Nathan Lane) hinter ihm stehen. Erst als der schwarze Bürgerrechtsanwalt Johnnie Cochran (Courtney B. Vance) dazu kommt, nimmt die Verteidigung an Fahrt auf, in dem er dem Volk und den Geschworenen einen Fall von Rassismus aufgetischt, von weißen Polizisten gegen den schwarzen Simpson.

Cuba Gooding Jr, David Schwimmer und JohnTravolta

Die Serie „The People v. O.J. Simpson“ beschäftigt sich in ihren zehn Folgen intensiv mit dem Gerichtsprozess gegen den Footballstar. Dabei werden in der Pilotfolge der Mord und seine Beweise dargereicht, so dass die ZuschauerInnen zusammen mit der Staatsanwältin das Gefühl bekommen, das es ein einfaches Spiel werden wird. Doch schnell stellt sich heraus, dass Simpson starke Unterstützung bekommt, welche den Fall so dreht, dass es sich hierbei nicht um einen Mord, sondern um rechte Polizeigewalt gegen einen schwarzen Mitmenschen handelt. Mit jeder Folge schreiten die Verhandlungen voran und der Serienschöpfer Ryan Murphy („Glee“ (2009-2015), „Hollywood“ (2020)) und seine Drehbuchautoren fangen all die nebenbei laufenden Schmutzkampagnen, Pressemitteilungen und PR genauso gut ein, wie die zermürbenden Verhandlungen selbst. So wird hier u.a. die berühmte Handschuh-Szene wunderbar inszeniert. Dafür verantwortlich zeichnen sich die Regisseure Ryan Murphy, Anthony Hemingway und John Singleton. Eine packende Inszenierung macht diese zehnteilige Staffel niemals langweilig oder fade und man ist als ZuschauerIn komplett involviert und auch wenn man das Ende bereits kennt, lässt die Serie an Spannung nichts missen.

Sarah Paulson und Christian Clemenson

Das verdankt die Serie natürlich auch ihrer souveränen Umsetzung und dem großartigen Cast. Cuba Gooding, Jr. gibt O.J. Simpson als jammerigen Star, so dass man sich automatisch gleich auf die Seite der Anwälte schlägt. Sarah Paulson („Ocean’s 8“ (2018), „Glass“ (2019)) und Sterling K. Brown als Hauptstaatsanwaltspaar sind wunderbar besetzt, sie erwecken die beiden wunderbar zum Leben. Während die Gegenseite mit Größen wie John Travolta (“Grease” (1978), “Pulp Fiction” (1994), „Criminal Activities“ (2015)), Nathan Lane („The Birdcage“ (1996)), Cuba Gooding Jr. („Jerry Maguire – Spiel des Lebens“ (1996)) und Courtney B. Vance („Die 12 Geschworenen“ (1997)) es zusätzlich schafft hinter das System blicken zu lassen. Gerade die Einblicke in die Arbeit der Staatsanwaltschaft der 1990er Jahre ist wunderbar gelungen. Interessant ist die Figur von Robert Kardashian, gespielt von David Schwimmer („Friends“ (1994-2004)), der sich vom absoluten Unterstützer Simpsons zu einem Skeptiker entwickelt. Obwohl es in der Serie wenig Humor gibt, schaffen es die SchauspielerInnen manche Szenen wunderbar mit ihrer Menschlichkeit aufzulockern. Zur gelungenen Wirkung trägt auch das richtige Zeitkolorit bei, das hier sehr viel aus gedämpften Farben und Brauntönen besteht. Auch die Locations haben sich komplett der Authentizität verschrieben, so dass kaum etwas ablenkt von dem Prozess. So ist ein starkes Gerichtsdrama nach wahren Begebenheiten entstanden, was den Zuschauer enorm packt, wie auch die zweite Staffel der Anthologie-Serie „Der Mord an Gianni Versace“. So verwundert es nicht, dass die erste Staffel der Serie auch mit fünf Emmys und zwei Golden Globes ausgezeichnet wurde.

Cuba Gooding Jr.

Fazit: Die zehnteilige Staffel „The People v. O. J. Simpson“, als Teil der Anthologie-Serie „American Crime Story“, aus der Hand von Ryan Murphy erzählt auf gut inszenierte und sehr dichte Weise von dem legendären Prozess gegen O.J. Simpson. Nach wahren Fakten fängt er mit guter Spannung die Ereignisse in und um die Gerichtsverhandlung ein und bebildert die vielen Verstrickungen, welche schlussendlich zu dem Urteil führte, was viele wohl bereits kennen. Hier bekommt man über 500 spannende Minuten Serie präsentiert, welche von großen handwerklichen und inszenatorischen Geschick zeugt, eine kleine Geschichtsstunde parat hält und vor mit den DarstellerInnen überzeugt.

Bewertung: 5/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „American Crime Story – The People v. O. J. Simpson“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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