Acht Fragen an Milen Vitanov und Vera Trajanova

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit den beiden FilmemacherInnen Milen Vitanov und Vera Trajanova, welche auch schon zusammen die Kurzfilme „Rising Hope“ (2012) und „Bango Vassil“ (2016) realisiert haben, erzählen mehr über ihren neusten Kurzfilm „Mishou“, gesehen auf dem 63. DOK Leipzig, wie die Idee dazu entstand und warum Hasen hier die großen Helden sind.

Nachdem ihr bereits vorher Filme zusammen realisiert habt, arbeitet ihr bei „Mishou“ wieder zusammen. Wie kam es zu dem erneuten Projekt? Und aus welchem Impuls heraus entstand euer neuer Film?

Mittlerweile scherzen wir, dass wir uns langsam in ein zweiköpfiges Fabelwesen verwandeln. Wenn wir etwas Interessantes entdecken, fangen wir an eine Art Ideen-Ping-Pong zu spielen. So war es auch diesmal – wir haben einen Artikel gelesen, über die verheerenden Folgen des Tourismus in der Arktis. Die Touristen stören Vögel während der Mauser, verschrecken die Polarhasen und mitunter auch die Forscher. :) Da war die Idee schon geboren: Was passiert, wenn die Touristen weg sind?

Die Botschaft ist während des Films schon deutlich, aber wird am Ende noch einmal klar ausgesprochen. Kann man davon ausgehen, dass ihr euren Film vor allem für ein jüngeres Publikum konzipiert habt? 

Ja, das stimmt. Natürlich sind die besten Kindergeschichten auch für Erwachsene interessant und bewegend, aber wir legen immer wert darauf, dass auch die Kleinsten im Publikum Spaß haben und vielleicht einen Denkanstoß bekommen. 

Der Stil des Films vereint wunderbar reale Objekte mit gezeichneten Animationen. Könnt ihr bitte mehr darüber erzählen?

Am Anfang der Ideenentwicklung fühlen wir uns in die Wirkung und in den Zusammenhang zur Geschichte hinein. Da formt sich schon ein Gefühl, welche visuelle Gestaltung für die Geschichte am besten passt. Und dieses Gefühl fließt im o.e. Spiel. So kam es, dass wir für jeden unserer Filme eine andere Technik gewählt haben, denn jeder Animationsstil hat seine besondere Stärken, welch die Geschichte brauchte. Im Falle von „Mishou“ haben wir eine Mischung zwischen klassischem Zeichentrick und Stop-Motion gewählt. Der Zeichentrick erlaubt ein emotional intensives Schauspiel der Figuren, wohingegen die realen Miniatur-Sets eine sehr schöne Atmosphäre ausstrahlen und alles haptisch wirken lassen. Das fanden wir passend für die Geschichte, die auch die von Menschen gemachten Gegenständen in der weissen Polarlandschaft kontrastiert.  

Wieso habt ihr euch für Hasen als Hauptcharaktere entschieden?

Die Hasen begegneten uns bereits bei der Ideenfindung: Die verschreckten Hasen in der Arktis fanden wir ein starkes Bild. Darüber hinaus möchten wir die arktische Vielfalt zeigen. Da denkt man immer zunächst an die Eisbären, aber dort leben eben auch die putzigen Polarhasen, die Polarfüchse, Schneeeulen und viele mehr.

Wie lange habt ihr für die Realisierung benötigt und hattet ihr ein großes Team?

Die Realisierung eines solchen Films ist sehr aufwändig, gerade bei dem kleinen Team, mit dem wir gearbeitet haben. In Summe hat es zwei Jahre gedauert. Wir schätzen uns sehr glücklich, ausgerechnet mit diesem Team arbeiten zu können, mit dem wir immer wieder gern auf neue Film-Reise gehen würden. Die Set-Designerin Susanna Jerger hat eine reiche Miniaturwelt erschaffen: Jedes winzige Gegenstand besticht durch unglaubliches Detailreichtum. Der im Animationsbereich äußerst erfahrene Kameramann Olaf Aue wurde zum Erfinder, da er innovative Tools für den Dreh dieser Mikro-Welt erfand. Der Sounddesigner Michał Krajczok hat die Klang-Nuancen einer unendlichen Schneelandschaft feinfühlig eingewebt. Beim Schnitt war das präzise Zeitgefühl und Drammaturgieverständis von Jens Prausnitz unabdingbar. Und nicht zuletzt die großartige Musik von Leonard Petersen.

Die Musik rundet das filmische Erlebnis wunderbar ab – könnt ihr darüber nach etwas erzählen?

Ja, das finden wir auch. Leonard ließ die Musik echt wie von Hasenhand gemacht erklingen. Die spontane Improvisation den Hasen auf Küchenutensilien ist mitreißend. Nach jeder Filmdurchsicht haben wir einen Ohrwurm.

Könnt ihr mir zum Schluss noch ein bisschen mehr von euch erzählen? Werdet ihr auch weiterhin zusammenarbeiten?

Definitiv. Bereits jetzt haben wir weitere Denkspiele und Ideenansätze in unserem erwähnten Ping-Pong, woraus sich sicherlich weitere Projekte ergeben werden. Zum Beispiel, weitere Abenteuer der Hasen, die eventuell auch ein Buch bevölkern würden.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Mishou

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