„His House“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der Horrorfilm „His House“ (OT: „His House“, UK, 2020) stammt aus der Hand von Remi Weekes. Der auf Netflix ausgestrahlte Film verbindet den realen Horror einer Flucht samt Neuanfang in einem unbekannten Land mit einer klassischen Haunted-House-Geschichte.

Bol (Sope Dirisu) und Rial (Wunmi Mosaku) fliehen zusammen mit ihrem Tochter über das Mittelmeer aus dem Südsudan. Viele der Menschen in dem überfüllten Motorboot, darunter auch ihre Tochter, überleben die Überfahrt nicht. In Großbritannien bekommen die beiden dann ein Asyl auf Probe und ihr Sachbearbeiter Mark (Matt Smith) vermittelt ihnen überraschend schnell ein Haus, wenn auch eins im schlechtem Zustand. Während Bol versucht sich schnell einzugliedern und der englischen Gangart zu folgen, hält Rial an ihren Wurzeln fest. Doch während sie noch versuchen einen Platz in der Gesellschaft zu finden, erkennen sie, dass etwas mit ihrem Haus nicht stimmt, in dem sie offenbar nicht allein sind.

Wunmi Mosaku und Sope Dirisu

Der britische Regisseur Remi Weekes, der hier sein Langfilm-Debüt gibt, erzählt in dem Film ein klassische Haunted-House-Geschichte vor dem realen Horror der Fluchterfahrung. Die beiden Hauptpersonen haben das Glück, dass ihnen ein ganzes Haus zugesprochen wird und auch wenn es ein ziemliches heruntergekommenes ist, freuen sie sich darauf, hier ein neues Leben zu beginnen. Er stürzt sich gleich ganz in die Integration und besucht sogar den örtlichen Pub, doch sie braucht Zeit den Verlust zu verarbeiten und hält an ihren Erinnerungen fest. Beide werden dann aber schnell mit unheimlichen Ereignissen, wie Geräuschen aus der Wand und geisterhaften Gestalten, konfrontiert. Auch wenn der Schrecken für sie und auch für die ZuschauerIn rasch Gestalt annimmt und ihr Ursprung deutlich ist, dringt der Film doch weiter in das Innere seiner ProtagonistInnen und ihre traumatischen Erlebnisse vor. Es entstand so eine Mischung aus einem Drama, von zwei Geflüchteten und ihrem starken Wunsch neu anfangen zu dürfen, und einem Horrorfilm. Geprägt von einer bedrückenden Atmosphäre, gut platzierten Gruselmomenten und mit starkem Einfühlungsvermögen für seine Figuren entstand hier ein Film, der auf besondere Weise unter die Haut geht und nicht als Standardkost abgetan werden kann.

Aidan Monaghan/NETFLIX

Matt Smith

Auf visueller Ebene schuf Remi Weekes ebenfalls ein dichte Atmosphäre, in der sich die ärmliche Situation der Geflüchteten genauso widerspiegelt wie der Schrecken der Flucht. Er findet die richtigen Bildern um das Geflüchteten-Drama einzufangen, macht aber auch den Schrecken, der die beiden in dem Haus heimsucht, deutlich. Mit stimmigen Schreckmomenten – visuell und auch auf tonaler Ebene – wird hier die Gruselatmosphäre erzeugt, welche trotz schneller Erklärung nicht ihre Wirkung verliert. Hinzu kommt die gelungene Ansiedlung der Geschichte in einer unwirtlichen Umgebung. In einem scheinbar sozial abgehängten Viertel sind die Nachbarn mindestens genauso unheimlich wie die Vorgänge im Haus, auch den Hausvermieter, wunderbar gespielt von Matt Smith („Dr. Who“ (2010-2014), „Lost River“ (2014)), umgibt eine dunkle Atmosphäre. Die Wahl der SchauspielerInnen im Allgemeinen funktioniert hier sehr gut. Allen voran Sope Dirisu („Gangs of London“) und Wunmi Mosaku („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (2016), „The End of the F***ing World“ (2018)) welche die Geschichte wunderbar tragen können und wie die Geerdeten in dieser Umgebung wirken. Im Gesamten überzeugt der Film „His House“ als stimmige Mischung aus Geflüchtetengeschichte und Haunted-House-Horror und konnte damit bei den British Independent Film Award 2020 viele Nominierungen und u.a. die Preise für die ‚Beste Regie‘ und die ‚Beste Schauspielerin‘ gewinnen.  

Sope Dirisu und Wunmi Mosaku

Fazit: Der Spielfilm „His House“, zu sehen auf Netflix, ist das gelungene Debüt des britischen Regisseurs Remi Weekes, der hier eine Geflüchtetengeschichte samt schwieriger Integration mit einen Horrorhaus-Film stimmig vereint. Dabei bedient er sich der genretypischen Stilmittel und jagt den ZuschauerInnen einen Schauer über den Rücken. So schuf Weekes klugen Horror, der auf mehrere Arten unter die Haut geht, überzeugt zudem mit einem ungewöhnlichen Horrorsetting und einer starken Besetzung.

Bewertung: 7/10

Kinostart: 30. Oktober 2020

Trailer zum Film „His House“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel über den Film „His House
  • Oliver Armknecht, ‚His House‘, film-rezensionen.de, 2020
  • Antje Wessels, ‚His House‘, wessels-filmkritik.de, 2020

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