Sieben Fragen an Philipp Fröhlich und Dominik Gross

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit den beiden deutschen Filmemachern Philipp Fröhlich und Dominik Gross konnten wir mehr über ihren Kurzfilm „Scherben“, der auf den 57. Hofer Filmtagen 2023 den Pharos Shiver Screen Award gewinnen konnte, erfahren, wie sie die Geschichte nach einem Drehbuch von Max Rüngeler und Joshua Euskirchen weiterentwickelt haben, welche Rolle das Haus der Großmutter von Philipp Fröhlich spielte und wie sie visuell das Innenleben der Protagonistin festgehalten haben.

Ihr selbst seid erst später zum Projekt dazu gestoßen, könnt ihr trotzdem etwas zu Anfängen der Entwicklung der Geschichte erzählen? 

Olga von Luckwald

Es gab ein Drehbuch von Max Rüngeler und Joshua Euskirchen. Zusammen mit Philipp wurde das Buch immer weiter verändert und hatte vor Drehbeginn nicht mehr viel mit der alten Drehbuchfassung zu tun.  

Einige grundlegende Ideen (die wir nicht spoilern können 😊) sind allerdings geblieben, um die wir herum das Buch immer weiterentwickelt und verändert haben. Es ging uns immer darum, die Zuschauer*innen rätseln zu lassen, wohin sich die Geschichte entwickelt. 

Wie viel Zeit hattet ihr, das Projekt auf die Beine zu stellen und wie groß war euer Team? 

Olga von Luckwald

Philipp: Wir hatten alle Zeit der Welt. Was ich nicht immer als Vorteil gesehen habe. Ich wäre in der Vorbereitung gerne zügiger gewesen und hätte auch gerne schon früher gedreht. Ohne Produktion ist es aber natürlich alles nicht so leicht und braucht seine Zeit.  

Von der ersten Drehbuchversion bis Drehbeginn sind fünf Jahre vergangen. Natürlich haben wir aber nicht durchgehend daran gearbeitet. Unser Team war verhältnismäßig groß. Am Set waren wir immer etwa 20-25 Leute. Hauptsächlich professionelle und befreundete Filmschaffende. 

Dominik: Wenn man alle Menschen zusammenzählt, die an dem Projekt beteiligt waren, kommen wir auf ca. 50 unentgeltliche Helfer. Als klar war, dass wir in dem Haus drehen, ging eigentlich alles Schlag auf Schlag. Ab Mitte November waren wir 24/7 auf dem Projekt und haben dann Anfang 2022 produziert. 

Das Haus als Spielort ist perfekt und schafft es, die verschiedenen Stimmungen des Films wunderbar zu transportieren. Könnt ihr mir zur Location erzählen? 

Olga von Luckwald

Philipp: Der Spielort ist das alte Haus meiner Oma. Mein Vater ist hier mit seinen Schwestern aufgewachsen und auch ich habe Teile meiner Kindheit hier verbracht. Meine Oma ist mittlerweile im Altersheim und das Haus wurde nach dem Dreh verkauft. Es war für mich also in vielerlei Hinsicht emotional.  

Ich habe in der Vorbereitung und im Drehzeitraum auch im Haus geschlafen. Es war sehr intensiv. Wir haben das Haus, vor allem mit meiner Frau Saskia und unserem Szenenbildner Falk Wenzel lange umgestaltet. Allerdings kam die meiste Einrichtung aus dem Haus selbst. Und das Haus, beziehungsweise meine Oma, hat uns viel Außergewöhnliches gegeben, mit dem wir arbeiten konnten. 

Dominik: Das Haus, was wir in „Scherben“ sehen, ist das alte Haus von Philipps Oma. Ein wahnsinnig charakteristisches Gebäude. Man sieht und fühlt das Leben und die Freude, die diesem Ort innewohnten. Doch genau wie in „Scherben“ ist diese Freude nur noch ein Teil der Geschichte.  

Was lag euch im Allgemeinen visuell am Herzen? 

Olga von Luckwald

Philipp: Visuell war es für uns wichtig zu zeigen, wie Ronja sich im eigenen Haus vor der grellen Außenwelt verschanzt hat. Das Haus ist gemütlich, aber einsam. Die Vorhänge sind zugezogen. Der harte Kontrast zur Außenwelt ist Anfang Januar natürlich mit Kompromissen behaftet. Es war meist grau, kalt und dunkel draußen. Ein anderer Drehzeitraum wäre aber nicht in Frage gekommen, da unser Team hauptsächlich aus professionellen Filmschaffenden bestand, die im Winter nun mal am meisten Zeit haben. Mir war es auch wichtig, dass die Kamera sich nicht aufdrängt, nah bei Olga [von Luckwald – sie spielt die Rolle der Ronja] ist, aber Platz für ihr Spiel lässt.  

Wie verlief eure Zusammenarbeit? Gab es eine klare Aufgabenteilung? 

Olga von Luckwald

Philipp: In der Regie nicht. Wir haben uns vorher ziemlich genau besprochen und waren uns am Set erstaunlich einig. Wenn es unterschiedliche Meinungen gab, haben wir alternative Takes oder Einstellungen gemacht. Das ist aber tatsächlich selten vorgekommen.  

Dominik: Die Zusammenarbeit verlief super. Philipp und ich ergänzen uns sehr gut. Da es ein No-Budget-Projekt war, gab es keine klare Aufgabenverteilung für uns. Überall wo Hände zu wenig waren, hat man mit angepackt. So habe ich mich z.B. auch parallel ums Kostüm und Tonequipment gekümmert und Philipp war ja auch noch als DoP eingebunden. 

Könnt ihr mir zum Schluss noch ein bisschen mehr über euch und wie ihr zum Film gekommen seid erzählen? 

Olga von Luckwald

Philipp: Ich habe nach dem Studium der Kommunikationswissenschaft die Videoproduktionsfirma Citizen Frame gegründet. Um als Lichtsetzender Kameramann zu lernen, arbeitete ich viel als Beleuchter, Grip und Kameraoperator für große Produktionen wie z.B. „Babylon Berlin“ oder „Die Drei Ausrufezeichen“. 

Dominik: Ich bin Dominik Gross, 36, und geboren in Grevenbroich. Schon seit ich klein bin, verzaubern mich Filme. Ich liebe es, wie man für eine kurze Zeit die Wirklichkeit verlässt und in neue Welten eintauchen kann. Nach meiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton, arbeite ich seit mehr als 10 Jahren bei verschiedenen TV-Formaten. Als ich dann von „Scherben“ gehört habe, bin ich einfach dem Ruf des Abenteuers gefolgt. 

Sind bereits neue Projekte – allein oder zusammen – geplant? 

Philipp: Im Moment ist nichts Konkretes geplant. Ich arbeite normalerweise ausschließlich als DP und werde dieses Jahr noch etwas Werbung drehen. Nächstes Jahr geht es dann hoffentlich mit den nächsten fiktiven Projekten als Kameramann weiter. 

Wir treffen uns dieses Jahr auch noch mit Pharos im Rahmen unseres Mentorings für den Preisgewinn des Pharos Shiver Screen Awards in Hof. Hier kann es auch darum gehen, einen Langfilm zu entwickeln. 

Dominik: Neue Projekte sind momentan noch nicht in Planung, aber mit dem Pharos Shiver Screen Award hat uns natürlich der Ehrgeiz gepackt.

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Scherben

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