„Plastic Fantastic“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Wenn man das Wort Plastik-Boom hört, denkt man unweigerlich an eine frühere Zeit zurück, als Plastik die Haushalte veränderte und in vielen Bereichen neu eingesetzt wurde. Doch die deutsche Regisseurin Isa Willinger erklärt dem Publikum mit ihrer Dokumentation „Plastic Fantastic“ (OT: „Plastic Fantastic“, Deutschland, 2023), dass wir gerade mittendrin sind, denn Plastik ist einfach überall.

Nicht nur in den offensichtlichen Dingen befindet sich Plastik, sondern auch in den Meeren, in den Flüssen, Bergen, in der Erde und auch in unseren Körpern. Das Mikroplastik, das durch Abrieb, fehlerhafter Entsorgung und absichtliche wie unabsichtliche Vermüllung überall hingelangt, findet trotzdem wenig Beachtung. Willinger geht der Plastikspur nach und unterhielt sich dafür mit Vertreter:innen der Plastikindustrie, aus der Wissenschaft sowie Aktivist:innen.

Trimafilm

In den 102 Filmminuten der Regisseurin Isa Willinger gibt es nur wenige reine Beobachtungsszenen. Diese schlagen dann aber richtig rein, indem sie u.a. die illegale Entsorgung in Flüssen zeigen oder die unterirdischen Mülldeponien. Die meiste Zeit im Film lässt Wllinger aber die Menschen, die sich mit Plastik in der ein oder anderen Weise beschäftigen, zu Wort kommen und wechselt dabei ganz klassisch zwischen den Interviews durch, so dass sich die Gespräche oft die Klinke in die Hand geben. Als Vertreter der Industrie lässt sie Lobbyisten vom American Chemistry Council und von Plastics Europe zu Worte kommen, welche davon sprechen, dass bereits ein Umdenken stattgefunden hat, aber es auch an den Konsumenten liegt. Auch lernen wir eine PR-Agentin kennen, welche mit Lernkoffern für Schulen in Seminaren für die Lehrer:innen die Vielseitigkeit von Plastik anpreist.

Trimafilm

Auf der anderen Seite beobachten wir eine Ozeanographin, welche an den Stränden Hawaiis Plastik sammelt, um die starke Verschmutzung der Meere zu untermauern und hören ihr bei ihrer Forderung eines direkten Verbots zu. Besonders faszinierend sind die Ideen des Erfinders und Chemikers Michael Braungart, der meint, dass man am Produkt selbst ansetzen muss. Warum also keine Flips Flops erstellen, welche für Haie verträglich sind? So begibt sich der Film von Gespräch zu Gespräch, zeigt Ähnlichkeiten in der Argumentationen auf und vereint ein breites Spektrum an Meinungen und Standpunkte. Danach ist es an den Zuschauer:innen alles erstes zu realisieren, wie weit Plastik bereits in die Natur und in uns eingedrungen ist und wie man sich dazu positioniert. Dafür ist der sehr interviewlastige Film gut geeignet und eignet sich (in Auszügen) bestimmt auch als Material für Lehrveranstaltungen und Schulen.

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Fazit: „Plastic Fantastic“ ist eine Dokumentation von Isa Willinger, die sich mit der weltweiten Plastikverschmutzung auseinandersetzt. Dafür findet sie viele Gesprächspartner:innen, die ein breites Spektrum an Positionen und Meinungen vertreten. So bekommen die Zuschauer:innen anhand vieler Interviews ein Gesamtbild, abgerundet mit ein paar starken Aufnahmen, geliefert und werden zum Nachdenken und Handeln aufgefordert.

Bewertung: 6,5/10

Kinostart: 25. Januar 2024 / DVD-Start: –

Trailer zum Film „Plastic Fantastic“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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