„Die Ausstattung der Welt“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die Dokumentation „Die Ausstattung der Welt“ von Susanne Weirich, Robert Bramkamp, die auf dem 66. DOK Leipzig 2023 ihre Weltpremiere feierte, berichtet mit fiktionalen Elementen von den Objekten dreier deutscher Fundus und webt dabei die Kolonialgeschichte mit ein.

Berlin, die Hauptstadt Deutschlands, ist auch ein begehrter Drehort für Film und Fernsehen. In diesem Sinne gibt es in der Großstadt mehrere Fundus, die alles bieten, was man für die Ausstattung braucht. Was genau kann man alles dort finden und welchen Ursprung haben die Objekte? Thelma Buabeng betreibt als Doktorandin für Postcolonial Studies Recherchen im Requisitenfundus Studio Babelsberg, Props Hamburg und delikatessen Requisitenfundus Berlin und will klären, was sie über afrikanische Länder aussagen und woher und aus welcher Zeit sie stammen. Dabei stößt sie auch immer wieder auf das Gemälde „Portrait einer afrikanischen Frau mit Uhr“ von Annibale Carracci.

Die 99-minütige Dokumentation von Susanne Weirich und Robert Bramkamp, welche bereits fünf Filme zusammen realisiert haben, besteht eigentlich aus zwei Teilen. Zum einen ist der Film klassisch dokumentarisch. Er besucht die Fundus, interviewt die Menschen, die dort arbeiten, und hält deren Arbeit und ihre Sammlungen fest. So erlebt das Publikum die Präsentation von Plastikessen, Telefonate, Nachfragen und die Auswahl eines passenden Rahmens. Doch die Dokumentation bedient sich auch eines fiktiven Elements. Die Schauspielerin und BIPoC-Aktivistin Thelma Buabeng schlüpft in die vermeintliche Doktorantinnen-Rolle und leitet den Blick auf bestimmte Aspekte. Auch das Gemälde von Carracci bekommt ein Eigenleben und wird zum roten Faden durch den Film. Mit Buabeng kommen Fragen ins Spiel, die bei der reinen Betrachtung der Objekte nicht automatisch aufkommen. Der frische Blick und dieses fiktive Element fügen sich gut ins Gesamtkonzept des Films ein und machen aus „Die Ausstattung der Welt“ mehr als einen reinen Talking-Heads- und Beobachtungsfilm. 

Fazit: „Die Ausstattung der Welt“ bietet einen interessanten Einblick in die Welt der Fundus. Die beiden Regisseur:innen Susanne Weirich und Robert Bramkamp belassen es aber nicht dabei, sondern schufen eine fiktive Figur, welche der Geschichte der Objekte nachspürt und so entstand ein gelungener Rundumblick auf diesen Teil der Geschichte von Dingen.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 25. Januar 2024

Trailer zum Film „Die Ausstattung der Welt“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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