Sechs Fragen an More Raca

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit der kosovarischen Filmemacherin More Raca erzählt sie mehr über ihren Kurzfilm „She“ (OT: „Ajo“), welche Geschichte dahinter steckt und welches Anliegen sie damit hat.  

Dir ist mit Deinem Kurzfilm „She“ ein bemerkenswerter Kurzfilm gelungen. Wie kam es zu der Geschichte?

Vielen Dank, es bedeutet mir so viel, das zu hören! Ich arbeite schon seit geraumer Zeit an Geschichten über Frauen. Ich lebe im Kosovo, einem Land mit vielen sozioökonomischen Problemen, in dem Frauen in Bezug auf Eigentum, Zugang zu Arbeit und Bildung diskriminiert werden, und eines der wichtigsten Themen ist häusliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Viele Frauen im Kosovo wurden von ihren Partnern oder Ehemännern getötet. Die meisten Frauen beten um Hilfe und Schutz, die ihnen nicht angeboten wird. Es war wichtig, diese Geschichte zu erzählen, für die ich von den realen Ereignissen inspiriert war, die ich gehört habe, es ist eine Geschichte über AJO, eine traurige Geschichte, die viele Frauen auf der ganzen Welt gesehen haben und weiterhin erleben.

Am Ende des Films sehen wir die Tochter und Mutter, die das Auto fahren und der Gewalt entkommen, es ist ein Happy End, eine Entscheidung, die die Tochter trifft und ihre Mutter schließt sich ihr an. Ich wollte, dass die Charaktere eine Wahl haben, eine Wahl, die Frauen im wirklichen Leben selten treffen können, die Wahl zu entkommen. Gleichzeitig wollte ich, dass das Publikum die Verantwortung spürt, die wir als Gesellschaft, als Land gegenüber Frauen haben, die vor Gewalt fliehen. Wie viel tun wir für sie, um ihnen zu helfen zu entkommen, und wie viel tun wir für sie, nachdem sie die Entscheidung getroffen haben zu entkommen.

Welche gesellschaftlichen gar politischen Themen liegen Dir am Herzen und hast Du mit in die Geschichte einfließen lassen?

Es sind immer die Geschichten über Frauen, die Frauenfragen, in diesem Land mit so vielen Problemen sind Frauen diejenige, die am meisten diskriminiert werden und eine Menge durchmachen müssen. Jede Frau hat eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die sich in einen innigen Film verwandeln lassen kann.

Wenn ich es richtig vernommen habe, promotest Du den Film gerade für die Oscars – d.h. Du hast es auf die Shortlist für 2019 geschafft?

Die Shortlist wird im Januar bekannt gegeben (wenn ich Recht habe), wir waren in LA wegen der Kampagne für den Film, wir hatten Interviews und viele Veranstaltungen dort.

Kannst Du mir mehr zu den Dreharbeiten selbst erzählen und wie Du Deine Schauspieler gefunden hast? Es sieht alles sehr lebensecht aus.

Ich wollte diese Geschichte im minimalistischen filmischen Stil erzählen. Die Totalen für die Perspektive von Mutter und Tochter sollen dem Publikum das Gefühl geben, bei ihnen zu sein, denn sie sitzen auf dem Rücksitz des Autos und warten dort lange Zeit und im Hintergrund ist es ihr Vater, der die Hochzeit seiner Tochter organisiert. Ich wollte nicht, dass dieser Film viel Dialog hat, sondern die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern nur durch ihre Gesichter erzählen, wenn sie sich gegenseitig ansehen. Es war so wichtig, die richtigen Leute zu finden, da der Großteil der Geschichte dadurch erzählt wird, wie sie sich gegenseitig sehen. Seit dem Schreibprozess habe ich mich mit den Schauspielern, die man im Film über die Charaktere sieht, auseinandergesetzt, ihr Gesichtsausdruck und ihre starken Emotionen haben mich dazu gebracht, sie auszuwählen, und ich bin sehr glücklich über die Besetzung.

Jetzt zu Dir: Wie hast Du Deine Liebe zum Film entdeckt. Erzähl mir etwas mehr von Dir.

Es ist eine sehr emotionale Geschichte, wie ich mich in die Filme verliebt habe. Ich war sechs Jahre alt, als ich sah, wie kraftvoll der Film sein kann, wie er einem das Gefühl gibt, nicht allein in dieser Welt zu sein, wie man sich nicht als Einziger in schwierigen Zeiten fühlt und wie er einem gleichzeitig Mut in schwierigen Zeiten geben kann. Ich arbeite gerade an einem Drehbuch darüber, wie ich mich in den Film verliebt habe, über den ich nicht mehr erzählen möchte, da ich hoffe, dass es bis Ende nächsten Jahres ein Kurzfilm sein wird.

Wie wird es bei Dir weitergehen? Welche nachfolgenden Projekte stehen an?

Es ist Jahre her, dass ich an meinem ersten Spielfilm mit dem Titel „The Andromeda Galaxy“ gearbeitet habe, glücklicherweise werden wir Anfang 2019 mit den Dreharbeiten beginnen. Es ist auch ein Film, der die sozialen Fragen meines Landes aufgreifen wird.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „She


Interview: In a conversation with the Kosovar filmmaker More Raca, she tells me about her short film “She” (OT: “Ajo”), the story behind it and the concern she has with it.

With your short film “Ajo” you have succeeded in making a remarkable short film. How did the story come about?

Thank you very much, it means so much to hear this! I have been working on women’s stories for quite a long time, I live in Kosovo a country with many socio-economic problems where women are facing discrimination regarding property, access to work, education, and one of most concerning issues is domestic violence against girls and women. Many women in Kosovo were killed by their partners or husbands. Most of the women asked for help and protection which wasn’t offered to them. It was important to tell this story for which I was inspired by the real events that I heard, it’s a story about AJO, a sad story that many women around the world have witnessed and continue to.

At the end of the film, we see the daughter and mother driving the car and escaping the violence, its a happy ending, a decision that the daughter makes and her mother joins her. I wanted the characters to have a choice, a choice that women in real life rarely can make, the choice to escape. At the same time, I wanted the audience to feel the responsibility that we as a society, as a country, have toward women that escape violence. How much are we doing for them to help them escape, and how much are we doing for them after their making the decision to escape.

Which social and even political topics are close to your heart and have contributed to the story?

It’s always the women stories, women issues, in this country with so many problems women are the one who are most discriminated and has to go through a lot. Each woman has a story to tell, a story that can turn into a heartfelt film.

If I heard it right, are you promoting the film just now for the Oscars? Have you made it onto the shortlist for 2019?

The shortlist will be announced in January (if I am correct), we were in LA for campaigning for the movie, we had interviews, and many events there.

Can you tell me more about the shooting and how you found your actors? It all looks very lifelike.

I wanted to tell this story in the most minimalistic cinematic style. The long shots for the perspective of mother and daughter are to make the audience feel with them, as they are in the backseat of the car waiting there for a long time and in the background, it is her father arranging his daughter marriage. I didn’t want this film to have much dialog and to tell the relationship between the family members only by their faces, as they look at each other. It was so important to cast the right people since most of the story is revealed by how they se each other. Since the writing process, I have put faced of the actors that you see in the film on the characters, their facial expression and strong emotions made me choose them and I am very happy the cast.

Now to you: How did you discover your love for the film? Tell me a little more about yourself.

It is a very emotional story of how I fell in love with the movies. I was six when I witnessed how powerful film can be, how it can make you feel like you not alone in this world, like your, not the only person going through difficult times and at the same time how it can give you courage in hard times. I am working right now on a script on how I fell in love with film I wouldn’t like to reveal more about it since I am hoping it will be a short film by the end of next year.

How will it go on with you? Which subsequent projects are on the agenda?

It has been years since I have been working on my first feature film titled The Andromeda Galaxy, happily, we will begin shooting at the beginning of 2019. It is also a film that will bring to screen the social issues of my country.

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the film „Ajo

2 Gedanken zu “Sechs Fragen an More Raca

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