Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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144 Seiten / ab 4 Jahren / Thienemann-Esslinger Verlag / 18,00 €
Buchkritik: Das Kinderbuch „Häschenschule“ von Albert Sixtus gehört zum deutschen Kanon der Kinderbuchklassiker. Auch wenn man das Werk selbst nicht kennt, hat man doch mindestens schon mal die oder andere Illustration daraus gesehen. Um das Werk aus dem Jahr 1924 (wieder) zu entdecken, lädt der Geschichtensammlung „Die Häschenschule – Der große Sammelband“ mit der Originalgeschichte, einer Fortsetzung und einer Neuinterpretation ein.
Tagein, tagaus gehen die kleinen Häschen in die Schule und lernen unter strenger Hand alles Notwendige für das Hasenleben. Auch der Schulausflug gestaltet sich neben vielen lustigen Aktivitäten ebenfalls als lehrreich.
Der deutsche Kinder- und Jugendbuchautor Albert Sixtus (1892-1960) schuf in seinem Leben rund 70 Werke. Berühmt wurde er aber vor allem durch seine Häschenschule. In Reimen erzählt er in der ersten Geschichte vom Schulalltag, was das Leben damaliger Kinder in den 1920er Jahren gut widerspiegelt. So besitzt die Geschichte natürlich etwas Antiquiertes. Auch in der zweiten Geschichte wird vor allem eine vergangene Realität eingefangen, mit welcher sich heutige junge LeserInnen bestimmt nicht mehr identifizieren können. Das ändert sich auch leider nicht durch die Neuauflage der dritten Geschichte im Buch mit Bildern von der Illustratorin Anne Mühlhaus (1915-2005), welche die Handlung mehr in die Gegenwart holt, sondern wirkt wie eine schwache Version des Originals. So eignet sich das Buch eher für ältere Kinderbuchfans, die einen Klassiker entdecken möchten, aber nicht als amüsanter Vorlesestoff für Kleinkinder. Denn unreflektiert sollte man die Geschichte so nicht vorlesen. Die große Stärke, weswegen man noch heute ein Blick auf das Buch werfen sollte, sind die Zeichnungen des Illustrators Fritz Koch-Gotha (1877-1956). Seine Bilder zum ersten Buch wurden bekannt und überzeugen mit ihren anthropomorphen Häschen wie mit den Details aus dem Schulalltag. Koch-Gotha fand die richtige Bildsprache zur Geschichte, welche für heutige BetrachterInnen wohl nicht mehr kindgerecht ist, aber zum Entdecken einlädt. Das zweite Buch von Sixtus wurde von Richard Heinrich gestaltet, welches sich sehr an den Stil des ersten Buches anschmiegt, bei der modernen Fassung stammen die Bilder aus der Hand von Anne Mühlhaus selbst. Im Gesamten lädt der Sammelband zum Entdecken eines Kinderbuchklassikers ein, dem es aber an Zeitlosigkeit mangelt und der sich so nicht unbedingt als unkommentierter Vorlesestoff eignet, dafür aber als kleine Geschichtsstunde.
Fazit: Auch Kinderbücher sind ein Blick in die Vergangenheit. Das bekannte Werk „Die Häschenschule“ von Albert Sixtus wirft einen Blick zurück und erzählt mit viel Humor und anthropomorphen Hasen vom damaligen Schulalltag. Zusammen mit dem Nachfolger „Der Häschen-Schulausflug“ und der Neuauflage von „Ein Tag in der Häschen-Schule“ in einem Sammelband kann man die Geschichte für sich entdecken und Freude mit den Zeichnungen u.a. von Fritz Koch-Gotha haben. Doch als unreflektierter Gute-Nacht-Geschichte-Stoff eignet sich der Klassiker nicht, eher für KennerInnen und LiebhaberInnen.