Sechs Fragen an Kevin Biele

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Interview: Im Gespräch mit dem Regisseur Kevin Biele konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Mona & Parviz“ erfahren, der u.a. auf den 55. Hofer Filmtagen 2021 lief, was ihn und seine Drehbuchautorin Lisa Polster diese Geschichte zu erzählen und wie wichtig dabei die Besetzung u.a. mit Banafshe Hourmazdi („Yallah Habibi“) und realitätsnaher Stil waren.  

Erzähl sie mir zum Ausgangspunkt zu Deiner Geschichte für „Mona & Parviz“.

Der Ausgangspunkt zur Geschichte ist in erster Linie eine politische Motivation unseres Teams, das subjektive Treiben hinter dem deutschen System der Ausländerbehörde zu untersuchen und zu hinterfragen. Ich stolperte mal über ein Interview einer Mitarbeiterin dieser Behörde, die mit Sätzen wie: „So sieht keine Hochzeit aus“ zitiert wurde. Natürlich gab es noch weitere Zitate, aber daraufhin hatte ich einige Fragen und auch ein gewisses Unverständnis – nennen wir es Wut. Denn ich fragte mich: Wer hat zu entscheiden, wie eine Hochzeit aussieht und wer bist du, dass du darüber urteilen kannst? Daraufhin recherchierten die Autorin Lisa Polster und ich und wurden in unseren Ansichten bestätigt. Wir hatten unglaublich viele Fragen und schließlich wollten wir einen Film machen, der diese Fragen auch stellt. 

In welchem Rahmen ist Dein Kurzfilm entstanden? Und wie lange hattet ihr Zeit und wo habt ihr gedreht?

Merle Wasmuth und Leopold von Verschuer

Der Kurzfilm ist im Rahmen unseres 3. Semesters an der ifs internationalen filmschule Köln entstanden. Es ist dort das erste freie Projekt, in dem nur Drehtage und Budget vorgegeben sind. Wir hatten drei Drehtage und haben in Köln-Nippes in der Wohnung zweier Kommilitonen gedreht. 

Dein Film ist sehr nah an der Realität – was war Dir bei der visuellen Gestaltung wichtig?

Mir war wichtig, dass der Film auf keinen Fall künstlich rüberkommt. Der Kameramann Leon Emonds-Pool und ich wussten, dass das dem Thema nicht gerecht werden würde. Es kam uns falsch vor, jedes Bild wunderschön zu beleuchten. Wir wollten, dass die Situation für die Zuschauer:innen so unangenehm wird, wie sie es für Mona und Parviz ist. Außerdem wollten wir nah bei dem Paar sein, mit der Kamera auf ihnen verharren und ihnen durch die Räume folgen. Wir wollten der Realität näher kommen, in dem wir keine Zeitsprünge erzählen, sondern die Situation von Anfang bis Ende zeigen und wenig durch Schnitte unterbrechen. 

Getragen wird Dein Film selbstverständlich von dem guten Spiel der DarstellerInnen – kannst Du mir zur Besetzung erzählen?

Cino Djavid und Banafshe Hourmazdi

Ich glaube, dass das Casting eines der wichtigsten Prozesse in der Gestaltung eines Filmes ist. Denn jede Schauspieler:in verändert durch ihre/seine Darstellung ihres/seines Charakters den Film immens. Banafshe Hourmazdi hatten wir schon während der Entwicklung im Kopf. Der Vorschlag kam durch die Drehbuchautorin, wir hatten aber noch keinen Film mit ihr gesehen. Seit dem war sie nicht mehr wegzudenken und wir umso glücklicher als sie dann auch noch Interesse hatte. Die Besetzung von Parviz war genau das Gegenteil, denn Cino Djavid konnte uns erst weniger als zwei Wochen vor dem Dreh zusagen. Er spielt am Theater in Braunschweig, deswegen hatte ich ihn zunächst gar nicht angefragt, weil ich wusste, dass er zu unserem Drehzeitraum eine Vorstellung hatte. Hier kam uns der zweite Lockdown zugute, denn dadurch erlaubte das Theater, dass er bei uns spielen darf. Merle Wasmuth, welche die Beamtin spielt, kenne ich vom vorherigen Kurzfilm und es war eine glückliche Fügung, dass auch sie wenige Tage vor dem Dreh zusagen konnte, weil ich hatte zunächst eine andere Schauspielerin gecastet, die erkrankte. Leopold kommt aus Köln und war der Einzige, den wir nicht über Zoom casteten, aber er war einfach passend, da mussten wir nicht lange überlegen. 

Zum Schluss würde ich gern noch ein bisschen mehr von Dir erfahren und wie Du zum Film gekommen bist.

Banafshe Hourmazdi

Ich wusste bis ich 20 war gar nicht, dass Filmhochschulen existieren und dass Regie ein Studienfach ist, das für mich erreichbar oder realistisch ist. Film war für mich etwas zwischen Unterhaltung und dem komischen Geschmack meines Vaters (für den ich dankbar bin). Als ich dann über die Bewerbungsaufgaben einiger Hochschulen stolperte, schreckte mich der Anspruch jahrelang ab. Ich entschied mich erstmal für ein anderes Studium, welches ich auch abschloss und in dem ich mich künstlerisch ausprobiert habe. Ich fing an zu fotografieren und mit filmischen Mitteln zu experimentieren, aber im Inneren wusste ich immer, dass ich es irgendwann probieren werde, Regie zu studieren. Das hat dann auch nochmal gedauert, bis ich angenommen wurde, aber ich bin froh über die Erfahrungen, welche ich zuvor sammeln konnte.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Ich habe im vierten Semester einen kurzen Dokumentarfilm „Bis morgen“ gemacht. Ich brauchte zur Abwechslung ein bisschen Freiheit und auch das Ungewisse. Ich habe ein Porträt über die besondere Freundschaft zweier Jungs gemacht. Der Film ist so gut wie fertig und wird dann im nächsten Jahr hoffentlich auf ein paar Festivals laufen. Die nächsten anderthalb Jahre verbringe ich mit dem Bachelor-Abschlussfilm. Da schlägt es mich nach Leverkusen, meiner Heimat, und zu einer Geschichte, die persönlicher ist. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Mona & Parviz

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