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Interview: Im Gespräch mit dem deutsch-britischen Regisseur und Schauspieler Daniel Holzberg konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Triumph des Schauspielers“ erfahren, der auf den 56. Hofer Filmtagen lief, erfahren, wie eine Idee aus einer Unterhaltung mit seinem Schauspiellehrer entstand, wie schwierig der Wechsel hinter die Kamera war und wie viel Freiraum er seinen Darsteller:innen selbst gab.
Die Idee für den Kurzfilm stammt direkt aus einer Unterhaltung mit Ercan Karacayli, der auch die Hauptrolle übernahm, richtig? Erzähl mir bitte mehr zur Entstehung Deines Films.
Während meiner Schauspielausbildung war Ercan mein Mentor. Als ich meine erste Rolle im Fernsehen als Nazi bekam, meinte er im Scherz zu mir, dass er ganz neidisch sei, weil er sowas nie würde spielen dürfen. Ein paar Jahre später, im Laufe meines Regiestudiums an der Filmakademie Wien, dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Ich rief ihn an und schlug erstmal Goebbels vor, allerdings meinte er, nee, das müsste dann schon gleich Hitler sein. Aus dieser Idee, an der wir großen Spaß hatten, entwickelte sich ein Thema, zu dem wir eine starke Haltung haben bzw. ein Bedürfnis, uns dazu zu positionieren. Wir wollten uns zur Diversität bezüglich Rollenbildern in Film und Fernsehen äußern. Wenn der/die AusländerIn immer als der oder die AusländerIn besetzt wird, trennt es eine Gesellschaft und vereint sie nicht. Uns ging es darum, auf eine humorvolle Weise Fantasie zu erweitern. Das Genre der Komödie und die provokante Grundidee sollten das Thema u.a. einfacher zugänglich machen.
In welchem Rahmen ist Dein Film entstanden? Wie viel Zeit hattet ihr zur Umsetzung?
Was lag Dir visuell am Herzen?
Mir lag eine Bildsprache am Herzen, die gleichzeitig der Geschichte dient, aber auch farblich und gestalterisch etwas erzählt. Ferdinand Koestler und ich haben uns dementsprechend für eine eher klassische Auflösung entschieden, die aber sehr detailliert und präzise geleuchtet ist. Bevorzugt haben wir eher Brennweiten 50 mm und aufwärts, das hat einfach mit unserem Geschmack zu tun. Die Casting-Szene am Schluss sollte einem schließlich das Gefühl vermitteln, dass man in den potenziellen Film eintaucht und die Situation des Vorsprechens verliert. Dazu haben wir Gebrauch von einem etwas abstrakter wahrnehmbaren Raum genommen und Ferdi hat natürlich dementsprechend einleuchten lassen.
Der Cast ist hervorragend. Der Hauptdarsteller lag von Anfang klar auf der Hand. Aber wie hast die restliche Besetzung zusammengestellt?
Wie viel freie Hand hast du Ercan bei der Entwicklung seiner Figur gelassen?
Da Ercan mitgeschrieben hat, waren wir uns schon beim Verfassen des Drehbuches einig, wie die Rolle zu sein hat. Letztendlich ist sie sehr nah dran an ihm. Eine spezielle Herausforderung stellte natürlich die Hitler-Rolle dar, weil der ganze Film auseinanderfällt, wenn diese Darstellung keine Überzeugungskraft hat – gar nicht so einfach für einen Schauspieler, die eigene Darstellungskraft doppelt beweisen zu müssen. Auch hier waren wir uns beim Schreiben einig, wie diese Darstellung zu funktionieren hat, allerdings hat sich Ercan dann sehr selbständig vorbereitet. Am Set reduzierten sich meine Ansagen hauptsächlich auf „langsamer“ oder „schneller“. Zu Ercan habe ich eine eigene und erprobte Arbeitsbeziehung, generell denke ich aber, dass die Hauptfunktion der Regie eine ermutigende sein sollte, da SchauspielerInnen am freiesten agieren können, wenn man ihnen die gewünschte Richtung klarmacht und dann Raum für ihre kreative Kraft lässt. In der Realität funktioniert das nicht immer, aber ich mache mir das immer zum Ziel.
Wie war es, als Schauspieler hinter der Kamera zu stehen?
Sind bereits neue Projekte geplant?
Die Idee schwebt schon im Raum, aus der Idee einen Langfilm zu machen, allerdings überlegen wir noch, wie das funktionieren kann. Ansonsten reichen wir gerade unseren nächsten Kurzfilm „Als er ein Star war“ über die Herausforderungen eines erwachsenen Kinderdarstellers bei Festivals ein. Regie, Kamera, Produktion und Schnitt haben wieder dieselben Leute übernommen wie beim letzten Mal und Ercan ist auch wieder in einer Nebenrolle dabei. Diese Arbeitsbeziehungen entwickeln sich also weiter, worüber ich mich sehr freue. Aktuell läuft am Hofspielhaus ein Theaterstück von Vinay Patel, das Ercan inszeniert hat, wo ich wieder spielen darf. Es geht um eine Frau, die in einem Meeting ein Wort sagt, das inzwischen als politisch unkorrekt gilt, und die extremen Konsequenzen, die das in der Firma für sie hat. Es ist auch wieder eine schwarze Komödie mit einem leichten abwegigen Kniff – mein Lieblingsgenre.
Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Triumph des Schauspielers“