56. Internationalen Hofer Filmtage 2022

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25.-30. Oktober 2022 / Centralkino, Regina, Scala Hof on Demand (bis  6. November 2022)

Festivalbericht: Auch in diesem Jahr fanden im Oktober in der bayerischen Stadt die Internationalen Hofer Filmtage in ihrer 56. Ausgabe statt. Vom 25. bis zum 30. Oktober feierte das Festival den deutschen Film sowie den Internationalen Independent-Film. Unter der Festivalleitung von Thorsten Schaumann entstand ein Programm mit 77 Langfilmen und 49 Kurzfilmen und begeisterte das Publikum eine Woche live an drei Spielstätten und zwei Wochen online.

Über das gesamte Programm hinweg wurden zehn Preise im Wert von 70.000 € vergeben. Den Hofer Goldpreis, bei dem ein Goldbarren der Gewinn ist, wurde an den deutschen Film „Crash“ von Karsten Dahlem („Princess“ (2017)) vergeben. In seinem Film erzählt er die Geschichte einer Stuntfahrerin, die sich nach einem tragischen Unfall mit ihrer familiären Vergangenheit konfrontiert sieht. Den Förderpreis Neues Deutsches Kino sowie den Hofer Kritiker Preis für die Beste Produktion 2022 erhielt die Fake-Dokumentation „Olaf Jagger“, mit der das Festival eröffnet wurde. In ihr entdeckt der Comedian Olaf Schubert, dass Mike Jagger sein Vater ist. Den Hofer Kritiker Preis für die Beste Regie 2022 erhielt das Drama „Stumm vor Schreck“ von Daniel Popat, in dem ein Ehepaar mit dem Verlust des eigenen Kindes ringt. Den Filmpreis der Stadt Hof erhielt der in der DDR angesiedelte Mode-Film „In einem Land das es nicht mehr gibt“, der bereits in den Kinos angelaufen ist. Der Pharos Shiver Screen Award ging an den iranischen Spielfilm „Bi Roya“, der eine thrillerartige Geschichte um Identitäten erzählt. Ein Highlight unter den Spielfilmen war der Film „Mermaids don’t cry“ von Franziska Pflaum. Er erzählt auf nahegehende und berührende Weise von Annika, die ihren Traum leben will, aber immer wieder von ihrer Umgebung gebremst wird. Der Film wurde zurecht mit dem Bild-Kunst Förderpreis für das Beste Kostümbild und für das Beste Szenenbild ausgezeichnet. Neben den Preisträgern konnte man noch viele weitere interessante Filme entdecken. Sei es der österreichische Science-Fiction-Film „Rubikon“, der Thriller „The Menu“ (mittlerweile auch in den deutschen Kinos) oder das bitterböse Ehedrama „Fucking Bornholm“ von Anna Kazejak, das auch auf anderen Festivals u.a. Cottbus das Publikum begeistern konnte.

Auch im Kurzfilmsektor gab es viele interessante Filme zu entdecken. Besonders das Wiedersehen mit Regisseur:innen wie Jonathan Behr („Digital Investigations“), Allison Kuhn („Schwarmtiere“), Alexander Pescador („Der beste Kurzfilm aller Zeiten“) und Christoph Schwarz („Wieso es gibt 3633 Emojis“) bescherte großartige Kurzfilme. Den Kurzfilmpreis der Stadt Hof gewann Elisabeth Kratzer für ihre Dokumentation „Angelique“, welche das gelungene Portrait einer Transfrau ist, die sich zu einer Zeit für diesen Weg entschied, in der sich noch kaum jemand mit dieser Thematik beschäftigte. LGBTQ+-Stoffe waren im Kurzfilmsektor stark vertreten, sei es als bunte Komödien wie „Tabu La Rasa“ oder als ruhigere Dramen wie „What the fuck is going on between us, fuck?“. Auch der österreichische Film hatte seinen festen Platz beim Festival. Unter den Beiträgen fiel vor allem der deutsch-österreichische Kurzfilm „Triumph des Schauspielers“ von Daniel Holzberg, der in seinem sehr unterhaltsamen Film sehr viel Wahres erzählte, sowie der 41-minütige „Kurz nach Schalling unterm Berg“, der eine andere Art von Vampir-Geschichte zum Besten gab, auf. Unter den internationalen Kurzfilmen fielen besonders zwei Komödien auf: „Celle qui n’avait pas vu Friends“ aus Frankreich und der aus den USA stammende „Shark“, der mit Rose Byrne prominent besetzt war.

Der Gewinner des Hofer Dokumentarfilmpreis war der Film „Schattenkind – Andreas Reiner – Bilder des anderen Lebens“, der das Leben des deutschen Ausnahmefotografen Andreas Reiner gewidmet ist. Der Dokumentarfilmsektor war mit 35 Filmen stark vertreten und offenbarte eine große Bandbreite an Themen. Im Gedächtnis blieb der Film „Erste Welle“, der die Pandemie in ihrer ersten Runde anhand des Stadtviertels Schillerkiez in Berlin festhielt und so interessante Einblicke gewährte. Neben den Spiel- und Dokumentarfilmen gab es auch in diesem Jahr wieder Special Screenings, Classics mit Filmen wie „Night of the Living Dead“ (1968) oder „Sin Nombre“ (2009) sowie eine Hommage an den Filmemacher Roland Reber, der Filme wie „Das Zimmer“ (2000) oder „Illusion“ (2013) schuf.

Fazit: Die 56. Ausgabe der Internationalen Hofer Filmtage hielt ein großes Spektrum an Lang- und Kurzfilmen, wie Spiel- und Dokumentarfilmen parat. Zum einen konnte man spannende Produktionen junger Filmemacher:innen aus Deutschland und Österreich entdecken, gleichzeitig aber auch gelungene Independent-Produktionen aus aller Welt. 

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Liste der oben aufgeführten Filme:

  • „Angelique“ (OT: „Angelique“, Deutschland, 2022, Regie: Elisabeth Kratzer)
  • „Bi Roya“ (OT: „Bi Roya“, Iran, 2022, Regie: Arian Vazirdaftari)
  • „Celle qui n’avait pas vu Friends“(OT: „Celle qui n’avait pas vu Friends“, Frankreich, 2022, Regie: Charlotte Gabris)
  • „Crash“ ( (OT: „Crash“, Deutschland, 2022, Regie: Karsten Dahlem)
  • „Das Zimmer“ (OT: „Das Zimmer“, Deutschland, 2001, Regie: Roland Reber)
  • „Der beste Kurzfilm aller Zeiten“ (OT: „Der beste Kurzfilm aller Zeiten“, Österreich, 2022, Regie: Alexander Peskador)
  • „Digital Investigations“ (OT: „Digital Investigations“, Deutschland, 2022, Regie: Jonathan
  • Behr)
  • „Erste Welle“ (OT: „Erste Welle“, Deutschland, 2022, Regie: Christian Plähn)
  • „Fucking Bornholm“ (OT: „Fucking Bornholm“, Polen, 2022, Regie: Anna Kazejak)
  • „Illusion“ (OT: „Illusion“, Deutschland, 2013, Regie: Roland Reber)
  • „In einem Land das es nicht mehr gibt“ (OT: „In einem Land das es nicht mehr gibt“, Deutschland, 2022, Regie: Aelrun Goette)
  • „Kurz nach Schalling unterm Berg“ (OT: „Kurz nach Schalling unterm Berg“, Österreich, 2022, Regie: David Lapuch)
  • „Mermaids don’t cry“ (OT: „Mermaids don’t cry“, Österreich, 2022, Regie: Franziska Pflaum)
  • „Night of the Living Dead“ (OT: „Night of the Living Dead“, USA, 1968, Regie: George A. Romero)
  • „Olaf Jagger“ (OT: „Olaf Jagger“, Deutschland, 2022, Regie: Heiko Fink)
  • „Rubikon“ (OT: „Rubikon“, Östereich, 2022, Regie: Leni Lauritsch)
  • „Schattenkind – Andreas Reiner – Bilder des anderen Lebens“ (OT: „Schattenkind – Andreas Reiner – Bilder des anderen Lebens“, Deutschland, 2022, Regie: Jo Müller)
  • „Schwarmtiere“ (OT: „Schwarmtiere“, Deutschland, 2022, Regie: Alison Kuhn)
  • „Shark“ (OT: „Shark“, Australien, 2022, Regie: Nash Edgerton)
  • „Sin Nombre“ (OT: „Sin Nombre“, USA, 2009, Regie: Cary J. Fukunaga)
  • „Stumm vor Schreck“ (OT: „Stumm vor Schreck“, Deutschland, 2022, Regie: Daniel Popat)
  • „Tabu La Rasa“ (OT: „Tabu La Rasa“, Deutschland, 2022, Regie: Emma Bading)
  • „The Menu“ (OT: „The Menu“, USA, 2022, Regie: Mark Mylod)
  • „Triumph des Schauspielers“ (OT: „Triumph des Schauspielers“, Deutschland/Österreich, 2022, Regie: Daniel Holzberg)
  • „What the fuck is going on between us, fuck?“ (OT: „What the fuck is going on between us, fuck?“, Deutschland, 2022, Regie: Justina Jürgensen)
  • „Wieso es gibt 3633 Emojis“ (OT: „Wieso es gibt 3633 Emojis“, Österreich, 2022, Regie: Christoph Schwarz und Marcuse Hafner)

Quellen:

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