Sound of Bronkow (2019)

Doreen Kaltenecker
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  1. August bis 1. September 2019 / Societätstheater / 40 €

Artwork: MUAH

Festivalkritik: Seit zehn Jahren findet in Dresden immer im Spätsommer das Musikfestival Sound of Bronkow statt. Am Wahlwochenende in Sachsen kamen auf dem drei Tage währenden Festival eine gelungene Auswahl an Folk-, Indie-Musikern und Singer-Songwritern zusammen. Viele davon waren bereits zu Gast auf dem Bronkow und wurden wieder eingeladen, um das Jubiläum und die Liebe zur Musik an sich zu feiern. Dabei konnte man neben bekannteren Bands auch kleine Perlen entdecken. Aus neun verschiedenen Ländern reisten sie an und boten dem Publikum an vier verschiedenen Spielstätten in und um das Societätstheater eine wunderbare Mischung aus verschiedenen Genres zum Träumen, Tanzen und Lauschen.

Bernhard Eder

Bernhard Eder

Den Auftakt des Festivals machte der österreichische Musiker Bernhard Eder, Jahrgang 1975. Bereits vor acht Jahren war er auf dem SoB zu Gast. Seitdem hat sich bei ihm viel getan. Sein aktuelles Album „Reset“ ist sein mittlerweile 7. Album. Die ursprünglichen Singer-Songwriter-Klänge hat er um elektronische Musik erweitert. Zusammen mit seinem Gitarristen Peter Piek und einem Trompete gibt er seine neuesten Stücke zum Besten. Alle Songs besitzen feinsten Elektro-Sound und die Loop-Maschine kommt auch kräftig zum Einsatz. Die Musik, an die sich der Gesang gut anschmiegt, besitzt eine schöne Schwermütigkeit und etwas Träumerisches. Nachdem man den Saal verlassen hat, hat man noch die beiden großartigen Songs „The Last Dance“ und „Hell“ im Kopf.    

Moritz Krämer & Francesco Wilking

Francesco Wilking & Moritz Krämer

Gleich der zweite Act des ersten Abends erfreute sich großer Beliebtheit. Die beiden Singer-Songwriter Moritz Krämer (*1980) und Francesco Wilking haben vor zehn Jahren auf dem Sound of Bronkow zusammengefunden und machten danach als ‚Die Höchste Eisenbahn‘ gemeinsam Musik. Für das Jubiläum kamen die Berliner nach Dresden und präsentierten ein Set aus verträumten, amüsanten und gesellschaftskritischen Texten. Die beiden Musiker waren dabei erfrischend ehrlich und echt und performten mit viel spontanem Humor und nur mit einem Klavier und ihren Gitarren. Ihr 60-minütiges Programm stimmte wunderbar auf die kommenden Tage ein und gab feinstes Indie-Songwriter-Feeling mit auf den Weg.

Samana

Samana

Weiter ging es gleich mit zwei Bands. Wer sich für die kleine Bühne im Keller entschied, traf auf die beiden Musiker Rebecca Rose Harris und Franklin Mockett, die unter den Namen Samana eine wunderbar eindringliche Musik erklingen lassen. Ohne Schuhe, nur mit einer Gitarre schufen die beiden sphärische Klänge. Diese bekamen ihre Stärke durch die wunderbare Stimmlichkeit von Rebecca, welche den Texten ein intensives Gefühl verleiht. Dabei erinnert die Stimme der Britin an die 70er Jahre Sängerin Nico und spricht das melancholische Herz an. Aber trotzdem sind die Songs nicht schwer, sondern besitzen etwas Friedliches. Die zarten Klänge erinnern dabei an Nick Cave, besitzen aber was ganz eigenes und erzählen Geschichten. Bei der Band Samana gehen Musik, Texte und Gesang wunderbar Hand in Hand.

 

Garda

Garda

Die mittlerweile sieben Mitglieder umfassende Band Garda stammt aus Dresden und hat vor einem Jahr ihr drittes Album – „Odds“ – veröffentlicht. Am ersten Abend war der Saal brechend voll und man merkte, dass hier eine Band auftritt, die eine lokale Fangemeinde besitzt. Präsentiert wurden dem Besucher eine feine Auswahl an Songs, die sich zwischen rockig und melancholisch bewegen. Dabei mischten sie meist beides in einem festen Schema zusammen und gaben so der schwermütigen Stimmung aber auch der Tanzbarkeit genügend Raum. Durch die reiche Instrumentenauswahl und die traurige Stimme des Frontsängers Kai Lehmann schaffen sie ein raumgreifendes Gefühl und erinnern in ihren besten Momenten an die britische Band Mumford & Sons. Die deutsche Band, welche seit 15 Jahren zusammen spielt, hat sich auf jeden Fall eine stärkere Bühnenpräsenz verdient und war ein wunderbarer Gast bei SoB, bei dem sie bereits vor zehn Jahren gespielt haben.    

Standard Crow Behavior

Standard Crow Behavior

Am Samstag wurde das Societätstheater wieder an vier Spielstätten bevölkert. Bei schönstem Wetter startete das Programm wie auch in den letzten Jahren im Apfelgarten, dieses Mal mit der deutschen Band Standard Crow Behavior aus Dresden und Leipzig. Bewandert auf vielen Instrumenten u.a. Geige, Mandoline, Banjo und Gitarre gaben die drei Musiker an einem Mikrofon zusammen viele sanfte Songs zum Besten, die sich irgendwo zwischen Bluegrass und Folk einordnen. Dabei begeisterte auch der kleine Pop-Exkurs, als Britney Spears „Toxic“ zum Besten gegeben wurde. Sie schafften es den Garten mit ihrem Sound zu erfüllen und auf einen entspannten Nachmittag einzustimmen.   

Kliffs, Soft Grid und Peach Pyramid

Soft Grid

Am Samstagnachmittag hatte man die Qual der Wahl, während das kanadisch-deutsche Duo Kliffs, bestehend aus Mark Bérubé und Kristina Koropecki, an Cello, Gitarre und Piano die Gartenbühne mit verträumten Songs beschallte, ging es auf der kleinen Bühne im Societätstheater mit der Berliner Band Soft Grid richtig laut zu. Dabei vermischten diese eingängigen Elektro-Sound mit teils melancholischem teils wütendem Gesang. Das ging in die Beine und ins Trommelfell. Zur Entspannung konnte man sich danach im Garten noch die ebenfalls kanadische Band Peach Pyramid mit ihrer Frontsängerin Jen Severtson anhören, die sich der schönen Stimmung im Garten anpasste und sanfte Popsongs, die wunderbar ins Ohr gingen und an die Band She & Him erinnern, zum Besten gaben.

Kliffs:

Soft Grid:

Peach Pyramid:

Thomas Henley

Thomas Henley

Der britische Sänger Thomas Henley, der eine lange Zeit in Dresden und jetzt in Schweden lebt, trat früher unter den Namen Thos Henley auf und zusammen mit George Jephson als Oh Othello. Seine unglaubliche Stimme würde man immer wieder erkennen, auch wenn er seinen Namen noch weiter verändert. Seine Songs sind dabei wunderbare Pop-Balladen, die gleichzeitig nach einem schönen Sommertag klingen, durchwebt mit einem Hauch Melancholie. Nur mit einer Gitarre bewaffnet nahm er auch in diesem Jahr wieder die Garten-Bühne und die Zuschauer für sich ein und hält zudem auch noch den SoB-Rekord mit seinem vierten Auftritt auf dem Dresdner Festival. 

Lilly among Clouds

Lilly among clouds

Dieser Tag, an dem man viele weitere Künstler wie Dylan LeBlanc, Debbi Love und Swutscher sehen konnte, endete für manche Besucher mit dem Surprise Act. Die aus Straubing stammende Musikerin Lilly Brüchner, die sich Lilly among Clouds nennt, begeisterte die Besucher der Hauptbühne. Zusammen mit der Cellistin Clara Jochum gab sie einfühlsame Popsongs darunter auch mit ernsteren Themen zum Besten. Ihr Sound, vor allem kreiert durch ihre starke Stimme und abgerundet von Klavier, Cello oder Gitarre, machte sie zu einem wunderbaren Überraschungsgast, welcher vor vier Jahren bereits auf dem SoB spielte und seitdem sich weiterentwickelt hat und auch fleißig Konzerte gibt. Das nächste Konzert hier in Dresden findet übrigens im Beatpol am 16. November 2019 statt. Wer Vorliebe für starken Stimmen und gefühlvollen Pop hat, sollte sich eine Karte besorgen. 

Sea of Love und AWKWARD i

AWKWARD i

Am Sonntag ging es trotz Regen auch draußen weiter. Als erster Act trat die Dresdner Künstlerin Marie-Sophie Kanske unter den Namen Sea of Love auf und gab ganz im Sinne der Gartenatmopshäre wunderschöne Popsongs zum besten, die zum Träumen und Entspannen einluden. Danach folgte der niederländische Sänger Djurre de Haan (*1981), der als AWKWARD i nur mit einer Gitarre die Bühne eroberte. Mit charmanten Einleitungen auf Deutsch stimmte er auf seine geschichtenreichen Songs ein und gab sogar ein niederländisches Lied zum Besten. Nach seinem Auftritt kam der angekündigte Wolkenbruch, so dass der Abend nach drinnen verlegt wurde, wo u.a. Altameda und Freschard and Stanley Brinks das Foyer beschallten. Als finaler Schlussakt trat dann noch der Schwede Daniel Norgren mit seiner Band auf und beendete damit das dreitägige Festival.

Sea of Love:

AWKWAARD i:

Fazit: Am ersten Septemberwochenende 2019 feierte das Sound of Bronkow, das Dresdner Indie und Singer-Songwriter-Festival, sein zehnjähriges Jubiläum. Es wartete an vier Locations mit 22 Bands auf und konnte Fans mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Musikstilen begeistern. Vor allem die leisen, sanften Töne hatten hier Hochkonjunktur, doch auch die tanzeifrigeren Gäste kamen hier auf ihre Kosten. Rundherum ein wunderbares Festival, bei dem man sich sehr wohl gefühlt hat und den Alltag auch mal ruhen lassen konnte. Dabei kam man als Besucher in den Genuss neue Musiker für sich entdecken und liebgewonnene Bands mal wieder auf der Bühne sehen zu können.

Trailer des „Sound of Bronkow“ 2019

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle:

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