Sieben Fragen an Celine Held und Logan George (2018)

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Interview: Der Kurzfilm “Mouse” hat auf dem 19. Landshuter Kurzfilmfestival trotz vieler Filme mit Blut und Gedärm die meisten Würgreflexe verursacht, aber hinter dem kurzen Film steckt noch so viel mehr. Im Gespräch mit Celine Held und Logan George, welche zusammen ELO Films sind, erfahren wir, wie es zu der Geschichte kam und wie die Filmhandlung das Äußere bestimmt.

The original english language interview is also available.

Auf dem 19. Landshuter Kurzfilmfestival gab es so viele unterschiedliche Genre zu sehen. Trotz viel Blut, Grusel und Gedärme war euer Film der, wo die Menschen sich am meisten geekelt haben. Wie habt ihr diese Geschichte entwickelt?

Diese Geschichte entstand aus ein paar wahren Geschichten, die wir gelesen hatten: eine, in der ein Mädchen eine verrottende Fledermaus in ihrem Müsli fand, eine andere, in der ein Mann eine tote Maus in seinem vorgeschnittenen Brot von Tesco fand, und eine andere, in der eine Frau einen Schlangenkopf in einer Dose mit grünen Bohnen fand. All diese Menschen erhielten große Abfindungen von den jeweiligen Unternehmen, und das brachte uns dazu, über die dramatischsten Rahmenbedingungen für so einen Vorfall nachzudenken: Wer sind die Menschen, denen man nie glauben würde, wenn ihnen so etwas passieren würde?

Könnt ihr uns etwas mehr zum visuellen Konzept dieses Kurzfilms erzählen?

Wir wussten, dass wir die ganze Geschichte auf die Wohnung beschränken wollten, also mussten wir sicherstellen, dass wir den Aufnahmestil immer wieder änderten, damit er sich nicht zu repetitiv wird. Ästhetisch ist das Framing und der Schnitt auf Vanessas Denkweise abgestimmt. Am Anfang ist der Schnitt sehr schnell, was Vanessas Drogenabhängigkeit zeigt: ihr Verlangen nach einem Hit. Nach einer Line verlangsamen wir uns auf längere Takes und ein behäbigeres Tempo. Sobald sie anfängt, darüber nachzudenken, wie man die Maus ausnutzt, wechseln wir zur Schulterkamera und zu weitwinkligeren Objektiven mit denen wir näher an den Schauspielern sind. Wir hoffen, dass all diese Entscheidungen, einschließlich der Musik, den Betrachter langsam auf Vanessas Ziele einstimmen, sie aber dennoch in einer glaubwürdigen Welt verankern.

Stilistisch unterscheidet sich der Film sehr von dem Film “Valencia Road”, der im gleichen Jahr entstanden ist. Worauf habt ihr bei “Mouse” euren Schwerpunkt gesetzt?

Unser Ziel ist es immer, dass der “Stil” des Films aus den Emotionen, Gedanken usw. der Charaktere entsteht. Du hast es mit einer ganz anderen zentralen Figur in der “Valencia Road” zu tun, die isoliert, unsicher, verängstigt und nicht in der Lage ist, die Situation zu kontrollieren. Für uns führte dies zu viel weitläufigeren Aufnahmen, die Catherine als kleine Figur zeigten, und verdunkelten Winkeln, die Informationen vom Publikum fern halten. Vanessa hat eine viel verrücktere Persönlichkeit und hat viel mehr Selbstvertrauen. Diese Art von Charakter verdient einen robusteren Soundtrack, eine intensivere Rahmung, stärkere Farben. Wir sind nie darauf aus, einer Geschichte einen Stil aufzuzwingen: Die Hoffnung ist, dass der Stil einen subtil in die Denkweise der Protagonisten bringen kann.

Logan, wie war es die Hauptrolle zu spielen und gleichzeitig Regie zu führen?

Es ist ein bisschen unbehaglich, weil man verschiedenen Aufgaben jongliert, und manchmal hat man nicht das Gefühl, dass man in beiden Positionen sein Bestes gibt. Aber wenn wir uns selbst besetzen, vertrauen wir wirklich darauf, dass der andere weiß, wohin mit der Figur, was wirklich hilfreich ist, wenn man nicht viel Zeit hat, mit Schauspielern zu proben, was bei Kurzfilmen in der Größe und dem Budget, die wir gemacht haben, der Fall ist. Auf lange Sicht ist es also gut für den Film, auch wenn das Erlebnis selbst weniger als wünschenswert ist.

Und Celine, ist es schwer mit dem Hauptdarsteller sich den Regiestuhl zu teilen?

Logan und ich wechseln uns ab, in unserem eigenen Material zu spielen, und manchmal spielen wir überhaupt nicht in unserer Arbeit. Wer nicht spielt, übernimmt definitiv die Führung als ‘Regisseur’, aber diese Rollen sind für uns alle sehr fließend. Wir machen eine umfassende Menge an Pre-Production, um vor der Produktion alle die gleichen Vorstellungen zu haben, was bedeutet, dass es nur sehr wenige schwierige Entscheidungen am Set gibt.

Habt ihr zwei eine grundsätzliche Arbeitsaufteilung, welche immer wieder vorkommt?

Es gibt keine klaren Grenzen, wie wir zusammenarbeiten. Da die Dynamik jeder Geschichte, Produktion und Crew unterschiedlich ist, muss man nur viel Vertrauen in die andere Person in jeder Hinsicht und bei allen Aufgaben haben. Unser Ziel ist es immer, dass wir auf völlig unterschiedlichen Seiten des Sets stehen und mit verschiedenen Department Heads sprechen können, aber wir sagen immer noch dasselbe.

Wie geht es bei euch weiter? Werdet ihr auch Einzelprojekt verwirklichen?

Letztes Jahr haben wir drei Kurzfilme im Team gedreht: “Caroline” wurde im Hauptwettbewerb der Filmfestspiele 2018 in Cannes, ‘South by Southwest’ 2018, und als offizielle Auswahl des ‘Telluride Film Festival 2018’ uraufgeführt. Unser Kurzfilm “Babs” wurde beim ‘Raindance Film Festival 2018’ uraufgeführt und gewann kürzlich als bester internationaerl Kurzfilm beim ‘Festival Européen du Film Fantastique de Strasbourg 2018’. Unser Kurzfilm “Lockdown” wird in Kürze Premiere feiern. Wir drehen auch unseren ersten Spielfilm in diesem Winter. Wir haben so viel Erfolg und Freude an der Zusammenarbeit gefunden, dass wir planen, auf absehbare Zeit auf diese Weise weiterzuarbeiten.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch unsere Kritik des Kurzfilms “Mouse


Interview: Despite many films with blood and guts, the short film “Mouse” caused the most gag reflexes at the 19th Landshut Short Film Festival, but there is more than that behind the short film. In a conversation with Celine Held and Logan George, who are ELO Films together, we learn how the story came about and how the film plot determines its appearance.

There were so many different types of genre short films to see at the 19th Landshut Short Film Festival. Despite a lot of blood, horror and guts, your film was the one where people were most disgusted. How did you develop this story?

This story came from a few true stories we read: one where a girl found a decomposing bat in her cereal, another where a man found a dead mouse in his pre-cut bread from Tesco, and another where a woman found a snake head in a can of green beans. All of these people received big settlements from the respective companies, and it got us thinking about the most dramatic circumstance: who are the people you’d never believe if this happened to them?

Can you tell me a bit more about the visual concept of the short film?

We knew we wanted to contain the entire story in the apartment, so we had to make sure we changed up the shooting style so that it didn’t get too repetitive. Aesthetically, the framing and the edit is attuned to Vanessa’s mindset. We’re on sticks with fast cutting in the beginning, signifying Vanessa’s drug mentality: her itching for a hit. After doing a line, we slow down to longer takes and a more glacial pace. Once she starts thinking about how to capitalize off the mouse, we move to shoulder camera work, wider lenses where we’re closer to the characters etc. We hope all of these choices, including the music, slowly attune the viewer to Vanessa’s goals, yet still keep them grounded in a believable world.

Stylistically, the film is very different from the film “Valencia Road”, which was made in the same year. What did you focus on in “Mouse”?

Our goal is always that the “style” of the film is born out of the characters emotions, thoughts etc. You’re dealing with a very different central character in “Valencia Road” who is isolated, not confident, scared, and not in control of the situation. For us this led to much wider shots showing Catherine as a small figure, and obscured angles that kept information from the audience. Vanessa has a much more crazed personality, and has way more confidence. This type of character deserves a more robust soundtrack, more intense framing, stronger colors. We’re never out to impose a style onto a story: the hope is that the style can subtly get you into the mindset of the protagonists.

Logan, what was it like to play the leading role and direct at the same time?

It’s a bit of a uneasy feeling because you’re juggling a few roles, and sometimes you don’t feel like you’re doing your best in either position. But in casting ourselves, we really trust implicitly that the other knows where to take the character, which is really helpful when you don’t have a lot of time to rehearse with actors, which is the case for short films of the size and budget we’ve been making. So it’s good for the film in the long run, even if the experience itself is less than desirable.

And Celine, is it hard to share the director’s chair with the main actor?

Logan and I take turns acting in our own material, and sometimes we don’t act in our work at all. Whoever is not acting is definitely taking the lead as “director” but these roles are all very fluid for us. We do an exhaustive amount of pre-pro to get on the same page before production, which means very few hard decisions on set.

Do you two have a basic division of labour that happens over and over again?

There’s no clear cut lines of how we work together. Because the dynamics of each story, production, crew are different, you just have to have a lot of trust in the other person across every department. Our goal is always that we could be on completely different sides of the set speaking to different department heads but we’re still saying the same thing.

What’s the next step for you? Will you also realize individual projects?

Last year we shot three short films as a team – “Caroline” premiered in the Main Competition at the 2018 Cannes Film Festival, South by Southwest 2018, and as an official selection at Telluride Film Festival 2018. Our short “Babs” premiered at Raindance Film Festival 2018, and recently won best international short at Festival Européen du Film Fantastique de Strasbourg 2018. Our short “Lockdown” will premiere soon. We are also shooting our first feature film this winter. We’ve found so much success and joy out of working together that we plan to continue to work in this way for the foreseeable future.

Questions were asked by Doreen Matthei

Read on our german review of the shortfilm “Mouse

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