Sieben Fragen an Sebastian Hühnel

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Interview: Im Gespräch mit den beiden Filmemachern Sebastian Hühnel und Kate Haase erzählten sie uns mehr über die Entstehung des Stop-Motions-Film „>” („Greater Than”), wie sie die Welt dafür erschaffen haben und welche Materialien sie dafür verwendeten.

Könnt ihr mehr von der Anfangsidee für euren Kurzfilms „>” erzählen, der mich mit seiner Machart auf den 28. Bamberger Kurzfilmtagen begeistert hat?

In unserer Grundidee ging es um das Überwinden eigener Grenzen. Ursprünglich hat die Geschichte am Ende unseres Universums stattgefunden. Dabei trieb uns die Frage, was passiert, wenn man eine Grenze überwunden hat. Geht es da weiter? Und wenn ja, wie?

Die Botschaft ist klar als eine Allegorie auf das Leben selbst erkennbar. Wie seht ihr das –  hattet ihr noch Spezielleres im Sinn?

Das trifft den Nagel schon ziemlich auf den Kopf. In unseren Film geht es um Weiterentwicklung. Es geht ja um das Überwinden von eigenen Grenzen und wie man sich danach in der „neuen“ Welt zurecht findet. Welche neuen Regeln bzw. Möglichkeiten gibt es um zu wachsen. Was muss ich tun um mich erneut entfalten zu können?

Wunderbar ist auch die Ausgestaltung des Films. Mich faszinierte die Stofflichkeit. Ich hatte den Eindruck von Teig und Mehl. Könnt ihr mir mehr über die Materialen und deren Verarbeitung erzählen?

Die Welt besteht ja hauptsächlich aus glatten Quadern und Sand. Dabei sollte das ganze Szenario eher artifiziell wirken, aber auch gleichzeitig natürlich. So als würde das Ganze in einer anderen Welt spielen. Weswegen wir auch alles (bis auf die Figuren) in weiß gehalten haben. Als Materialien haben wir eigentlich nur drei Sachen benutzt:

Sehr, sehr feinen Quarzsand, damit der im Verhältnis zur Figur auch glaubwürdig aussieht und nicht wie überdimensionale Kieselsteine.

Die Quader-Außenhüllen bestehen aus glattgestrichenem Gips. Hauptsächlich weil der Gips sehr schön mit Licht reagiert hat und dabei noch immer eine haptische Materialität zu erkennen war.

Und zu guter Letzt: eingefärbter Schaumlatex. Sieht aus wie menschliche Haut, fühlt sich an wie menschliche Haut an und hat auch in Bewegung die Anmutung und den Faltenwurf von menschlicher Haut.

Wie habt ihr das Design der Figur selbst entwickelt?

Gute Frage! Die Idee hinter der Figur ist, dass sie aussieht als wäre sie schon mal „in dieser Welt“ gewesen. Sie sollte anfänglich auch zeigen, dass es in ihrem Quader einfach zu eng geworden ist. Der Körper hat den Quader ganz ausgefüllt und es sind nur noch vereinzelt Erinnerungen an alte Gliedmaßen vorhanden. Einmal aus dem engen Quader befreit, nutzt die Figur, die übrigens Herma heißt, diese Gliedmaßen um sich mit der übrigen Körpermasse eine neue Form zu geben.

Wie lange hat die ganze Projektumsetzung gedauert und wie wurdet ihr dabei von eurer Hochschule Luzern unterstützt?

Lange. Ungefähr drei Jahre. Davon war allein ein Jahr für die Entwicklung der Geschichte bis zum fertigen Storyboard nötig. Der Rest ging für Puppenbau, Setbau, Animation und dann nochmal ganz, ganz ganz viel Postproduktion drauf. Auch wenn man das hoffentlich nicht sieht. Ein Teil des Sets war in ‘Echt’ vorhanden, der Rest wurde dann Digital im Hintergrund erweitert.

Die Hochschule hat uns mit dem nötigen Knowhow, Räumen und Equipment unterstützt. Und vor allem ganz, ganz viel Geduld – speziell von unserem damaligen Dozent Jochen Ehmann.

Auf tonaler Ebene finde ich euren Film auch sehr faszinierend. Wie seid ihr die Geräuscheuntermalung angegangen?

Wie haben das an jemanden gegeben, der sich damit auskennt. Einen talentierten Sounddesign-Studenten namens Lukas Fuchs. In enger Zusammenarbeit haben wir dann das Sounddesign mit ihm konzipiert. Uns war es dabei wichtig, dass das Sounddesign, ähnlich wie das Design der Welt, zurückhaltend ausfällt, aber dennoch spürbar ist.

Zum Abschluss, die Frage, die immer kommt: Wie geht es bei euch weiter? Bleibt ihr dem Stop-Motion treu und wann kann man euren nächsten Film sehen?

Ja, es geht weiter. Mittlerweile haben wir beide einen ‘9 to Open End’-Job (Werbebranche ahoi), so dass uns eigentlich nur noch das Wochenende bleibt, um wirklich aktiv an neuen Projekten zu arbeiten. Aber soviel können wir schon einmal sagen: Es geht um Pferde. Im Weltraum. Wann der kommt? Keine Ahnung, eher später als früher. Hühühüühüühhüü.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Schau Dir auch die Rezension des Kurzfilms „>” an

3 Gedanken zu “Sieben Fragen an Sebastian Hühnel

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