Sechs Fragen an Gaston Stabiszewski

Doreen Kaltenecker
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Regisseur Gaston Stabiszewski

Interview: Im Gespräch mit dem Filmemacher Gaston Stabiszewski erzählt er uns mehr über die Entstehung seines Kurzfilms „Luftholen“, der auf den 29. Bamberger Kurzfilmtagen zu sehen war. Dabei geht es um die Wahl der Schauspieler, den autobiographischen Hintergrund und ob er absichtlich eine Theaterkritik eingebaut hat.

Dein Kurzfilm „Luftholen“ ist ein intimes Portrait einer Familie. Wie entstand das Drehbuch dazu? Du hast auch autobiographische Elemente eingearbeitet?

Ja, sehr. In dem Film geht es ja um zwei Geschwister die mit der psychischen Krankheit ihrer Mutter zu kämpfen haben. Einige Situationen im Film kommen dabei ziemlich direkt von den Erfahrungen mit meiner eigenen Mutter und diesem stetigen Hin- und Hergerissensein zwischen sich kümmern und Abstand gewinnen. Es gibt einen Moment im Film der fast 1:1 so mit meiner Mutter passiert ist. Das war beim Drehen auch ziemlich hart, da ich selber in der Szene mitgespielt habe. Das hat sich fast so angefühlt als würde ich mein eigenes Leben nach-inszenieren.

Viele Dialoge wirken wie aus dem Leben gegriffen. Habt ihr auch improvisiert in den Unterhaltungen?

Tatsächlich gar nicht so viel. Die Dialoge sind ungefähr zu 95% so im Film, wie sie auch im Buch standen. Mir ist es nur immer wichtig, dass die Schauspieler die Worte so sagen, wie es sich für sie natürlich anfühlt. Es gibt so viele Filme in denen man beim Hören der Dialoge die Worte auf der Drehbuchseite vor sich sieht, das möchte ich unbedingt vermeiden. Deshalb schreibe ich die Dialoge so, wie sie sich für mich natürlich anhören und habe dann bei „Luftholen“ Schauspieler gefunden, die das unheimlich lebensecht rüberbringen konnten.

Du hast ja, wie auch bereits erwähnt, selbst die Rolle des Sohns übernommen – wie ist es Regie zu führen und gleichzeitig eine der Hauptrollen zu spielen. Wie kann ich mir die Dreharbeiten vorstellen?

Das ist natürlich schon eine Herausforderung und da kommt es sehr auf ein gutes Team an auf das man sich komplett verlassen kann. Bei diesem Projekt habe ich ganz eng mit meinem Kameramann Amir Ouadahi zusammengearbeitet und wir haben die Tage und Einstellungen im Vorhinein akribisch gemeinsam geplant, sodass er dann den technischen Teil übernehmen konnte während ich gespielt habe. Da ist mir vor Allem wichtig, dass ich nicht dauernd hinter die Kamera rennen muss. Dasselbe gilt auch für die Schauspieler – wir haben vorher ausgiebig geprobt, damit alle Performances sitzen wenn wir am Set sind. Das ist ja auch dem No-Budget Filmemachen geschuldet. Man hat einfach nicht so viel Zeit, deshalb muss alles gut vorbereitet sein. Ich bin übrigens sehr stolz auf uns, dass wir bei „Luftholen“ nur an einem einzigen Tag länger gedreht haben, als es im Drehplan vorgesehen war!

Erzähl mir noch mehr zu den anderen Schauspieler. Wie hast Du dein Ensemble zusammengestellt?

Gaston Stabiszewski (2. v. l.) auf den 29. Bamberger Kurzfilmtage

Die Rolle der Sara habe ich speziell für Shari Asha Crosson geschrieben. Wir hatten einmal vorher bei einem kleinen Projekt zusammengearbeitet und ich fand ihre Art zu spielen unheimlich frei und natürlich. Außerdem ist sie ein Mensch mit dem man einfach gerne Zeit verbringt und das ist ja wirklich ein Hauptkriterium wenn man fünf Tage zusammen dreht – sie ist ja in fast jedem Shot des Films. Mit Julia Schifferings, die Sara’s Freundin Christina spielt, habe ich mich zum Abendessen getroffen und wir haben drei Stunden einfach nur geredet, es gab gar kein Casting. Mir war für dieses Projekt sehr wichtig, dass die Menschen, die mitmachen, ein Gefühl für die intime Thematik haben. Zu guter Letzt: Jonas, der Matze spielt, ist der lustigste Mensch, den ich kenne, und wir wollten unbedingt mehr zusammenarbeiten. Er hat auch am Skript mitgeholfen.

Wer mag, kann man in Deinem Film eine Kritik an modernen Theaterinszenierungen erkennen. War das beabsichtigt?

Das habe ich jetzt schon von einigen Seiten gehört und finde toll, dass die Szene solche zusätzlichen Deutungen zulässt. Tatsächlich ging es mir in der Szene hauptsächlich darum, zu zeigen, wie chaotisch es in Jans Kopf aussieht, und wie er versucht, mit der Beziehung zu seiner Mutter umzugehen. Da habe ich mich bestimmt unbewusst von Dingen inspirieren lassen, die ich in den letzten Jahren so auf Bühnen gesehen habe.

Kannst Du mir zum Schluss noch ein bisschen mehr über dich erzählen und welche neuen Projekte in der Pipeline stehen?

Na klar! Ich arbeite im Moment am ersten Spielfilm den wir im November diesen Jahres drehen werden. Ich bin wirklich inspiriert von dem was wir mit „Luftholen“ geschafft haben und davon überzeugt, dass wir mit derselben Energie auch einen längeren Film auf die Beine stellen können. Außerdem machen Jonas und ich wöchentlich einen Comedy Podcast in dem wir zwei Jungs spielen, die denken, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben – „Lebenspodcast mit den Onis – überall wo es Podcasts gibt. Jetzt habe ich in die letzte Frage noch eine schamlose Eigenwerbung reingemogelt.

Die Fragen stellte Doreen Matthei.

Lies auch die Rezension zum Kurzfilm „Luftholen

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