Sechs Fragen an Michael Omonua

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem Filmemacher Michael Omonua konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Rehearsal“ erfahren, der ein Beitrag des diesjährigen ‚Berlinale Shorts‘-Proramm ist. Er erzählt wie er die Grenzen in seiner Geschichte verschwimmen lässt, wie viel Kritik in seinem Kurzfilm steckt und wie die Location den visuellen Stil bestimmte. 

The original english language interview is also available.

Kannst Du mir mehr zum Ursprung Deines Kurzfilms erzählen? Wohnen wir hier der Vorbereitung einer christlichen Zeremonie bei oder doch nur einer Theaterprobe?

An einer Variante dieses Drehbuchs arbeite ich schon seit einigen Jahren. Sowohl als Spielfilm als auch als Kurzfilm. Es hat viele verschiedene Iterationen durchlaufen. Ich dachte, die Prämisse, ein inszeniertes Wunder zu proben, wäre ein gutes Sprungbrett, um die Beziehung zwischen Kirche und Theater zu untersuchen. Die Idee ist, dass sie Schauspieler sind, die ein Stück proben. Obwohl, wenn ich meine Arbeit richtig gemacht habe, sollten diese Linien so verwischt sein, dass man es auch als Vorbereitung für eine christliche Zeremonie sehen kann. 

Ich persönlich habe den Film stark in Richtung Religionskritik gelesen – wie viel an Kritik an die Gesellschaft und Religion steckt in Deinem Film?

Ja, man könnte sagen, es ist eine Kritik an der Religion. In Lagos gibt es fast in jeder Straße eine Kirche. Religion und Spiritualität spielt eine massive Rolle in unserer Gesellschaft. Pastoren und/oder Leiter jeglicher religiöser Institutionen spielen eine zentrale Rolle im Leben der Nigerianer. Die Menschen hier suchen bei ihren religiösen Führern nach Orientierung. Man vertraut ihnen, und das zieht viele skrupellose Typen an, die dieses Vertrauen ausnutzen. 

Dein visueller Stil ist sehr außergewöhnlich – dunkle karge Räume, dunkle Kleidung – kannst Du mir bitte mehr zu Deinem visuellen Konzept erzählen?

Chimezie Imo, Ruby Akubueze, Brutus Richard

Als ich das Drehbuch schrieb, hatte ich nie einen bestimmten Look im Kopf. Ich sagte meinem Location-Manager einfach, er solle mir einen Ort mit Präsenz suchen. Als man mir dann den Drehort am National Theatre Lagos zeigte, war ich sofort begeistert. Es fühlte sich sehr cineastisch an. Ein Großteil des Looks wurde um den Drehort herum aufgebaut. Mein Kostümbildner, mein Kolorist, mein Art Director und mein Kameramann waren schon sehr früh involviert. Wir haben viel hin und her über Dinge wie Hemdfarben und Texturen von Set-Elementen und Requisiten usw. diskutiert.  

Dein Cast spielt die Rollen wunderbar – wie hast Du Deine Besetzung gefunden?

Ruby Akubueze, die Hauptdarstellerin, habe ich in einem Netflix-Naija-Film namens „Kasanova“ gesehen. Mit Brutus Richards habe ich schon gearbeitet und dachte, er würde einen guten Pastor abgeben. Chimezie Imo hatte ich in ein paar nigerianischen Filmen gesehen und Amanda Oruh kannte ich auch. Wir haben noch ein paar andere für jede Rolle vorsprechen lassen. Aber über meinen Produzenten und mich haben wir das Projekt selbst gecastet. Wir haben keine externe Agentur oder so benutzt. 

Kannst Du mir zum Schluss mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Ich glaube, es war ungefähr im Alter von elf oder zwölf Jahren, als ich wusste, dass ich Filme machen wollte. Ich hatte das Glück, nach der Schule einen Filmclub zu haben und in der Schule Filmwissenschaften zu studieren. In diesen Kursen habe ich viel über visuelle Fähigkeiten gelernt. Ich habe dann an der Universität Filmproduktion studiert, meinen Abschluss etwa 2008 gemacht und gleich danach angefangen, meine eigenen Kurzfilme zu drehen. Es war also eine lebenslange Leidenschaft von mir. In den letzten zehn Jahren habe ich etwa ein Dutzend Kurzfilme sowie einen selbst finanzierten Spielfilm gedreht. 

Sind bereits neue Projekte geplant?

Was neue Projekte angeht, so entwickle ich gerade einen Spielfilm, der sich in der Anfangsphase befindet, und arbeite an einem weiteren Kurzfilm. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Rehearsal


Interview: In our conversation with filmmaker Michael Omonua we were able to learn more about his short film “Rehearsal“, which is an entry in this year’s ‘Berlinale Shorts’ programm. He talks about how he blurs the boundaries in his story, how much criticism is in his short film and how the location determined the visual style. 

Can you tell me more about the origin of your short film? Are we witnessing the preparation of a Christian ceremony or just a rehearsal for a play?

I have been working on a variation of this script for a number of years. Both as a feature and as a short film. It’s gone through lots of different iterations. I thought the premise of rehearsing a staged miracle would be a good springboard into looking at the relationship between church and theatre. The idea is that they are actors rehearsing a play. Although if I’ve done my job correctly those lines should be blurred to the point that it can also be watched as preparation for a christian ceremony. 

Personally, I saw the film as a critique of religion – how much of a critique of society and religion is there in your film?

Yes you could say it is critiquing religion. In Lagos there’s a church on almost every street. Religion and spirituality plays a massive part in our society. Pastors and/or leaders of any religious institution play central roles in the lives of Nigerians. People over here may look to their religious leaders for guidance. They’re trusted and this attracts many unscrupulous types to take advantage of that trust. 

Your visual style is very unusual – dark barren spaces, dark clothing – can you please tell me more about your visual concept?

There was never a specific look in mind when I wrote the script. I just told my location manager to find me someplace with presence. So when I was shown the location at the National Theatre Lagos I instantly loved it. It felt very cinematic. Much of the look was built around the location. My costume designer, colourist, art director and cinematographer were involved very early. Lots of back and forth about things like shirt colours and textures of set items and props etc.  

Your cast plays the role wonderfully – how did you find your cast?

Ruby Akubueze who stars in, I saw in a Netflix Naija film called „Kasanova“. Brutus Richards I’ve worked with before and felt he’d make a good Pastor. Chimezie Imo I’d seen in a couple Nigerian films and Amanda Oruh I knew as well. We had a few others read for each role. But via my producer and myself we cast the project ourselves. We didn’t use an outside agency or anything. 

Finally, can you tell me more about yourself and how you got into film?

I think it was about age 11 or 12 when I knew I wanted to make films. I was fortunate to have an after school film club as well as study film studies in school. I learned much about visual literacy in those classes. I then studied film production at university, graduated about 2008 and started making my own short projects right after that. So it’s been a lifelong passion of mine. I’ve made about a dozen shorts over the last decade or so as well as one self funded feature film. 

Are there any new projects already planned?

As for new projects I’m developing a feature film that’s in its early stages and working on another short film. 

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the shortfilm “Rehearsal

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