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Filmkritik: Die Dokumentation „Truth or Consequences“ (OT: „Truth or Consequences“, USA, 2020) porträtiert eine gleichnamige Ortschaft in New Mexico und deren BewohnerInnen. Die Regisseurin Hannah Jayanti nahm sich die Zeit die Personen kennenzulernen und ganz unabhängig von der bekannten Sensation des Ortes einzufangen.
Nur 40 km entfernt von der knapp 6500 Einwohner starken Stadt Truth or Consequences wurde mitten in der Wüste ein Space Port, ein zukünftiger Weltraumhafen, errichtet, dessen Angestellte hoffen nun darauf, dass diese Art des Reisens irgendwann möglich wird. Abseits dieser Ambitionen leben die EinwohnerInnen des Ortes hier ein zurückgezogenes Leben. Sie gehen ihren Interessen nach, treffen sich abends bei Veranstaltungen, sammeln Steine oder blicken auf Erlebnisse in ihrem Leben zurück, welche sie bis heute prägen.
Die amerikanische Filmemacherin Hannah Jayanti verschlug es vor Jahren in die Kleinstadt Truth or Consequences in New Mexico. Sie verbrachte stets mit einer Kamera bewaffnet zusammen mit den EinwohnerInnen viel Zeit, lernte sie kennen und bannte ihre Geschichten auf Film. Dass nebenan ein Space-Port seine Pforten geöffnet hat, stand nicht im Fokus ihrer Dokumentation. Im Schatten dieser großer Pläne, geht es um die Menschen, die ihr Leben einfach leben. Sie erzählt von Menschen wie Du und Ich. Ihre Doku sollte immer nur von ‚durchschnittlichen‘ Menschen handeln, welche nicht durch irgendwas zu Berühmtheit gelangt sind oder sich durch monströse Umstände in einer bestimmten Lage befinden. So portraitiert sie treffsicher eine Stadt und ihre EinwohnerInnen. Wunderbar ist, dass sich dabei automatisch zeigt, dass jeder Mensch auf seine Art besonders ist und eine Geschichte hat. Zusammen mit der Filmemacherin lernt man die Menschen kennen, schließt sie ins Herz und bekommt ein Gefühl für das Leben vor Ort. Die Stimmung ist auch ein wichtiger Punkt in ihrem Film. Sie schafft es, eine Atmosphäre zwischen Leichtigkeit und Melancholie zu erzeugen. Berührt verlässt man den Film und hängt genau dieser Stimmung nach. Das wird unterstützt von den 3D-Aufnahmen, welche vorsichtig die Stadt erkunden. Geschaffen wurden diese von Alexander Porter, der auch am Drehbuch des Films mitgewirkt hat. Außerdem ist der Film auch sehr amerikanisch. Man bekommt hier den Einblick in das echte Amerika, unabhängig von großen Ambitionen, Glamour und auch Politik. So erzählt die in New York lebende Filmemacherin Hannah Jayanti vom Leben in Amerika, konzentriert sich ganz auf die Menschen und lässt ihnen Zeit ihre Geschichten zu erzählen. Damit erzeugt sie eine greifbare Stimmung zwischen Schwermut und Angekommen-sein und gibt ‚normalen‘ Menschen Raum sie selbst zu sein.
Bewertung: 8/10
Trailer zum Film „Truth or Consequences“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 63. DOK Leipzig 2020 – Katalog (Programm ‚Internationaler Wettbewerb‘)
- Doreen Matthei, ‚Elf Fragen an Hannah Jayanti und Alexander Porter‘, testkammer.com, 2021
- Eintrag des Dokumentarfilms „Truth or Consequences“ auf der Website der Regisseurin Hannah Jayanti
- Website des Animators Alexander Porter
- Crowdfunding-Kampagne des Dokumentarfilms „Truth or Consequences“
- Tim Grierson, ‚‘Truth Or Consequences’: DOK Leipzig Review | Reviews | Screen‘, screendaily.com, 2020