Sieben Fragen an Angelika Abramovitch

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Interview: Im Gespräch mit der schwedischen Regisseurin Angelika Abramovitch konnten wir mehr über ihren Kurzfilm „Catcave Hysteria“ (OT: „Tjejtoan 4-Ever“), der u.a. im ‚Internationalen Wettbewerb‘ des 23. Landshuter Kurzfilmfestival 2023 lief, erfahren, wieso die Geschichte allein auf einer Frauentoilette spielte und wie Farben und Glamour der Themenvielfalt ein leichtes Gewand gaben.

The original english language interview is also available.

Wie kam es zu der Idee von „Catcave Hysteria“? Haben eigene Erfahrungen eine Rolle gespielt?

Ich wollte schon immer einen Film mit mehreren Handlungssträngen machen, der an einem einzigartigen Ort wie der Frauentoilette spielt. Für mich ist es ein universeller Ort, der aber nur für die Hälfte der Bevölkerung zugänglich ist. Jede Frau, die schon einmal auf einer Damentoilette war, insbesondere in einem Nachtclub, kann bestätigen, dass „Catcave Hysteria“ gar nicht so weit von der Realität entfernt ist. Die Anzahl der Verbindungen und neuen Freundschaften, die auf einer Toilette entstehen, ist erstaunlich. Es ist mein Lieblingsort bei Parties.

Ich, die Produzentin Hawa Sanneh und die Drehbuchautorin Agnes Jeppsson wussten, dass wir einen Kurzfilm mit mehreren Handlungssträngen machen wollten, und wir wussten nicht genau, wo er spielen würde. Also schrieben wir verschiedene Schauplätze auf Post-its, und ich erinnere mich, dass ich die Damentoilette in einem Club aufgeschrieben habe. Sofort fühlten wir uns alle zu diesem Post-It hingezogen, und von da an war klar, wie unser Film aussehen würde.

Der Film kommt sehr leichtfüßig daher, thematisiert aber relevante Themen – wie ist Dir dieser Spagat gelungen?

Doreen Ndagire

Es war wichtig, dass das Publikum beim Ansehen des Films etwas fühlt. Man kann das Süße nicht ohne das Bittere haben und Freude nicht ohne Tränen. 

Wir wollten sehr genau zeigen, wie es ist, eine Frau zu sein. Es ist wichtig, dass man sich zum Beispiel in den Gemobbten und gleichzeitig in den Mobber hineinversetzen kann. Denn das Leben ist nicht linear, man ist nicht linear, und deshalb können wir uns mit den Figuren verbinden. 

Die Art und Weise, wie wir mit der Musik und den Farben gearbeitet haben, hat Leichtigkeit und Spaß erzeugt. Es war extrem wichtig, dass es frech und sexy, aber auch dunkel und zickig zugeht. Denn so ist es nun mal.

In welchem Rahmen ist der Film entstanden und wie groß war euer Team?

Es war ein Abschlussfilm der Stockholmer Universität der Künste. Unser Team war durchschnittlich groß und das A-Team bestand ausschließlich aus Studenten, die ihren Abschluss machten. Das A-Team war mit Ausnahme des Komponisten ausschließlich weiblich.

Visuell ist der Film ebenfalls großartig. Kannst Du mir mehr zum Setting und zur Kameraarbeit und was Dir optisch wichtig war, erzählen?

Tina Pour Davoy, Klara Hodell, Vivi Laakko und Camila Bejarano Wahlgren

Wir wollten mit diesem Film ein klares Statement abgeben. Ursprünglich wollte ich nur einen Film machen, der Spaß macht, aber vor allem wollte ich Spaß beim Drehen haben. Und das sieht man dem Ergebnis wirklich an. Farbe und Glamour waren immer ein Teil des Settings. Ich und die Kamerafrau Malin LQ waren geteilter Meinung darüber, wie viel Farbe es geben sollte, also haben wir einen Kompromiss geschlossen und uns für die fantastische Künstlerin Alexandra Karpilovski entschieden, die die Bilder gemacht hat. Wir sind alle sehr glücklich mit dem Ergebnis. Und ich glaube, das liegt vor allem daran, dass wir bei der Gestaltung wirklich Spaß hatten. Malin und ich haben alle Szenen durchgespielt, um zu sehen, wie sie sie auf dem kleinen Raum umsetzen würde, das hat Spaß gemacht. Es gab ein paar Sachen, bei denen wir ewig gebraucht haben, um sie zu finden. Zum Beispiel hat es einen halben Tag gedauert, bis die Wand wegkam, aber das war es wert!

Es hat auch Spaß gemacht, herauszufinden, wie wir den Weg eines Tampons in einer Vagina darstellen können. Malin sah meinen roten Jackenärmel und der Rest ist Geschichte.

Auch der Cast ist großartig – wie hast Du Deine Schauspielerinnen gefunden?

Klara Hodell

Einige von ihnen kannte ich bereits, andere haben mich allein durch ihre Selbstaufnahmen umgehauen. Ich habe sie vor den Dreharbeiten wegen der Pandemie nur per Zoom kennengelernt. Aber sie waren alle unglaublich und das konnte ich durch meinen Computerbildschirm sofort spüren. 

Und mit den meisten von ihnen habe ich in meiner Laufbahn noch viele Male zusammengearbeitet und werde es auch weiterhin tun.

Kannst Du mir noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Ich habe selbst mit der Schauspielerei angefangen. Als ich ein Kind war, sah ich mich wirklich in Hollywood. Ich habe diese Oscar-Rede jeden Tag unter der Dusche geübt. Ich wusste nur nicht, dass sie für den besten Film hätte sein sollen. 

Als ich auf der Highschool Schauspiel studierte, merkte ich schnell, dass mein Talent nicht vor, sondern hinter der Leinwand lag. Als ich die Fotografie für mich entdeckte, entdeckte ich auch meine Fähigkeit, Regie zu führen und meine Freunde vor der Kamera zu beruhigen. Ich habe sie nackt im schwedischen Wald fotografiert, und alle, ob schüchtern oder nicht, waren begeistert.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Derzeit arbeite ich an meinem eigenen zukünftigen Film „A Soviet Love Story“, der auf der Krim im Jahr 1968 spielt. Es ist eine Liebesgeschichte über meine Eltern und wie mein Vater versehentlich zum Rockstar wurde. 

„The Snake Pit“ ist eine Serie, die ich zusammen mit Hannah Arnesen schreibe und die eher im Stil von „Catcave Hysteria“ angesiedelt ist. Es geht um 30-Jährige, die Babys bekommen, aber selbst nicht erwachsen werden wollen. 

Außerdem arbeite ich an einem zukünftigen Horrorfilm „The Braid“, der in einem schwedischen Folklorewald spielt.

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Catcave Hysteria


 Interview: In our conversation with Swedish director Angelika Abramovitch, we were able to learn more about her short film “Catcave Hysteria“, which was screened in the ‘International Competition’ of the 23rd Landshut Short Film Festival 2023, among other things, why the story took place alone in a women’s restroom and how colors and glamour gave the variety of topics a light robe.

How did the idea of “Catcave Hysteria” come about? Did your own experiences play a role?

I always wanted to make a film with a multiplot set in a unique place like the ladies bathroom. To me it’s a universal place yet it’s only accessible to half of the population. Every woman who has ever been to a ladies bathroom particularly in a nightclub can confirm that “Catcave Hysteria” isn’t that far from how it actually is. 

The amount of connections and new friendships created in a toilet is amazing. It’s my favorite place for the party.

Me, producer Hawa Sanneh and the scriptwriter Agnes Jeppsson knew we wanted to make a multi-plot short, where it was going to be set we didn’t really know, so we wrote down different settings on post-its and I remember writing down the ladies toilet in a club. Instantly we were all drawn to that post-it and it was clear from then on what our film was going to be. 

The film is very light on its feet, but addresses relevant issues – how did you manage this balancing act?

It was important for the audience to feel something watching it. You can’t have the sweet without the bitter and joy without tears. We wanted to stay very true to how it is to be a woman. It is important that one can see themselves in the bullied and at the same time the bully for example. Because life isn’t linear, you are not linear and that is why we can connect to the characters. 

The way we worked with music and color and the over all extraness of it created the lightness and the fun. It was extremely important to let there be sassy, sexy but also dark and bitchy. Because that is how it is. 

In what context was the film made and how big was your team?

It was a graduation film from Stockholm University of the Arts. Our team was average size and all the A team was graduating students. The A team was all female except for the composer. 

Visually, the film is also great. Can you tell me more about the setting and the camera work and what was important to you visually?

We wanted to make a bold statement with this film. Initially all I wanted to do is to make a fun film, but mostly to have fun making it. And that really shows in the result. Color and glam was always a part of the setting. Me and the photographer Malin LQ had some divided opinions about HOW much color there should be so we compromised and landed on having an amazing artist Alexandra Karpilovski doing the imagery. We are all so very happy with the result. And I think mostly because we had really fun making it. Me and Malin would play out all the scenes to see how she would do it with that little space, that was fun. There was some stuff that took ages to figure out. Like the wall moving away took about half a day, but it was worth it!

It was also fun figuring out how we would create a tampon’s journey inside a vagina. Malin saw my red jacket sleeve and the rest is history. 

The cast is also great – how did you find your actresses?

Some of them I already knew, some blew me away from just their self tapes. I only met with them through zoom before shooting because of the pandemic. But they were all incredible and that I could sense through my computer screen straight away. And most of them I have and will work with many more times in my career. 

Can you tell me a bit more about yourself and how you came to film?

I started with acting myself. When I was a child I really saw myself in Hollywood. I practiced that Oscar speech everyday in the shower. I just didn’t know it should have been for best picture. 

Studying acting in highschool I realized quickly that my talent wasn’t in front of the screen but behind it. As I discovered still photography I also discovered my ability to direct and make my friends comfortable in front of the camera. I used to photograph them naked in the Swedish forest and all of them, shy or not, loved it. 

Are there any new projects already planned?

Currently I am working on my own future film ”A Soviet Love story” set in Crimea in 1968. It is a love story about my parents and how my dad accidentally became a rockstar. 

“The Snake Pit” is a series I am writing with Hannah Arnesen and it’s more towards Catcave style. It’s about 30-somethings having babies but not wanting to grow up themselves. 

I am also working on a future horror film “The Braid”, set in the Swedish folklore forest.

Questions asked by Doreen Kaltenecker

Read on the german review of the short film “Catcave Hysteria

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