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Buchkritik: Der 2018 erschienene schmale Roman „Die Ladenhüterin“ (OT: “コンビニ人間”) der japanischen Autorin Sayaka Murata blickt mit einem verwunderten Blick auf die menschlichen Gepflogenheiten.
Keiko Furukura hatte schon immer Probleme, sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen. Als sie parallel zu ihrem Studium in einem Lebensmittelladen, einem Konbini, anfängt, gefallen ihr die genauen Regeln, Verhaltensweisen und Strukturen so gut, dass sie dort einfach 18 Jahre weiterarbeitet. Doch auch das ist gesellschaftlich nicht akzeptiert und als sie den Langzeitarbeitslosen Shiraha kennenlernt, wittert sie eine Chance, sich zumindest oberflächlich den sozialen Strukturen ihrer Umgebung anzupassen.
Mit nur 144 Seiten entführt uns die japanische Autorin Sayaka Murata (*1979), die selbst einige Jahre in einem Konbini gearbeitet hat, in die Welt von Keiko. Aus ihrer Sicht wird uns das Leben mit all seinen Mechanismen und Regeln geschildert. Durch ihren Blick zeigt sich auch die ein oder andere Merkwürdigkeit, welche zu den tradierten Muster von Gesellschaften gehört. Da es sich um einen zeitgenössischen Roman handelt, ist man als (gerade europäische) Leser:in verwundert, wie die Stellung der Frau im heutigen Japan noch so in der Zeit hinterherhinkt. Andere Elemente wie der Umgang mit dem Tod, der Kindererziehung und das ständige Vergleichen von verschiedenen Lebensweisen ist dagegen auch der deutschen Leserschaft vertraut. Der Schreibstil, von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzt, ist dabei sehr angenehm. Schnell taucht man in die Geschichte ein und kann das schmale Buch ohne Probleme am Stück durchlesen. Faszinierend an dem Buch sind die gelungenen Einblicke in eine Figur, die anders tickt als die Norm. Dabei ist es auch nicht wichtig, dass sie beispielsweise Autistin ist, sondern vor allem, wie sie mit ihrem Blick unsere Gesellschaft ganz leicht auseinandernimmt und Missstände aufzeigt. Doch die Geschichte ist niemals schwer, sondern äußerst unterhaltsam und beglückt mit ihrem Ende. So ist man definitiv auf weitere Werke der Autorin Sayaka Murata wie das bereits erschienene Buch „Das Seidenraupenzimmer“ (2020) neugierig.
Fazit: „Die Ladenhüterin“ ist ein schmaler Roman der japanischen Autorin Sayaka Murata, welche mit ihrer pointierten Schilderung, dem Aufzeigen von gesellschaftlichen Missständen und auch der leichten Lesbarkeit die Leser:innen schnell in den Bann zieht und alles für eine empfehlenswerte Lektüre mitbringt.
Bewertung: 5/5
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wohlstand für alle Podcast, ‚Literatur #18: Sayaka Murata – Die Ladenhüterin – Wohlstand für Alle – Podcast‘, podigee.io, 2022
- Wikipedia-Artikel über den Roman „Die Ladenhüterin“
- Jörg Magenau, ‚Sayaka Murata: “Die Ladenhüterin” – Einblick in die japanische Psyche‘, deutschlandfunkkultur.de, 2018
- Lisette Gebhardt, ‚Die Überwindung der Spezies – Sayaka Muratas Metaphysik des Modularen‘, literaturkritik.de, 2019