„Independence“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die Dokumentation „Independence“ von Felix Meyer-Christian, der auf dem 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 Weltpremiere feierte und gleich zwei Preise gewinnen konnte, lief danach auf weiteren Festivals (57. Internationale Hofer Filmtage 2023) und kommt nun in die Kinos. Er spannt um den großen Begriff Freiheit einen weiten Bogen und erzählt von Separationsbewegungen und Identitätsfragen. 

Die afrodeutsche Schauspielerin Helen Wendt, die bei ihrer Mutter in Leipzig aufgewachsen ist, möchte mehr über ihre Wurzeln erfahren und besucht ihren Vater in Mosambik, der in der DDR als Gastarbeiter nach Deutschland kam. Noch immer kämpfen er und einige Mitstreiter um Geld, das ihnen nie vom Staat gezahlt wurde. Sie selbst arbeitet als Performerin an einem dokumentarischen Kunstprojekt mit, in dem diverse Unabhängigkeitsbewegungen und ihre eigene Vergangenheit eingebaut werden. So blickt der Film auch auf den Sudan, wo sich 2019 der Südsudan unabhängig gemacht hat. Weiterhin blickt der Film nach Katalonien, Großbritannien und auch Bayern und trifft dort Menschen, die sich von dem etwas lossagen wollen? Ist das die Freiheit, für die man kämpfen sollte? Was braucht es, damit man sich einem Staat zugehörig fühlt und wie fühlt es sich an, sich für Proteste zu entscheiden? So beschäftigt sich der Film also sowohl mit Wendt und ihrer Geschichte als auch mit der Frage nach einer staatlichen Identität.

In nur 90 Minuten und mit vielen verschiedenen Gesprächspartnern, deren Ansätze auch sehr unterschiedlich sind, fängt der Regisseur Felix Meyer-Christian hier in seinem Debütfilm die verschiedenen Bewegungen ein. Dabei spielt Helen Wendt eine zentrale Rolle, denn mit ihr gelangt das Publikum in diese Welt hinein und sie selbst rezipiert das Ganze in Kunstform. Ihr Blick, geprägt auch durch ihre Kindheit in dem totalitären Staat der DDR, leitet uns durch den Film und um die Welt. Der Blick in viele Richtungen zeichnet Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede in den verschiedenen Separationsbewegungen und Freiheitskämpfen auf. So schafft es der Film, Fragen zu evozieren, die er zwar nicht beantworten kann, aber so zu einem Diskurs beiträgt. Denn der Film gibt einen kleinen Überblick über ein so breit gefächertes und verschieden gelagertes Thema. Dafür wurde er auf dem 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 mit dem Preis der Filmkritik – Bester Dokumentarfilm und für die Beste Musik in einem Dokumentarfilm ausgezeichnet. 

Fazit: „Independence“ ist der Gewinner des Dokumentarfilmpreises des 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023. Der Film von Felix Meyer-Christian erzählt von verschiedenen Separations- und Freiheitsbewegungen, stellt eine Figur, die selbst diesen Kampf nicht kämpft als Ankerpunkt in die Geschichte, lässt viele Menschen, Meinungen und Ideen zu Wort kommen und liefert einen vielseitigen und breiten Einblick in diese Thematik.

Bewertung: 7/10

Kinostart: 14. März 2024

Trailer zum Film „Independence“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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