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Kurzfilm / Niederlande / Fiktion / 2024
Filmkritik: Der niederländische Kurzfilm „Astro“ von Tim Ewalts, der im Internationalen Wettbewerb des 37. Filmfest Dresden 2025 zu sehen war und den Goldenen Reiter für Filmton gewinnen konnte, erzählt eine Geschichte aus einem Großraumbüro zwischen Alltag und Spiritualität.
Emily (Daphne Agten) ist die Neue im Büro. Mit Sorgfalt nimmt sie ihre neue Aufgabe wahr. Sie berät mit Hilfe von Tarotkarten Menschen am Telefon. Dabei wird sie schnell zu einem Anknüpfungspunkt für die einsamen oder verunsicherten Menschen. In Wirklichkeit richten sich aber die Telefonate nach einem Skript, bis Emily eines Tages etwas anderes spürt und eine andere Auskunft gibt.
Basierend auf den eigenen Erinnerungen an den Fernsehsender Astro TV – den es in abgewandelter Form heute immer noch gibt – erzählt der niederländische Regisseur Tim Ewalts, der auch das Drehbuch dazu schrieb, seine Geschichte. Es handelt von einem Job-Alltag, bei dem am Telefon Menschen beraten werden. Da dies auf Grundlage von Tarotkarten passiert und es viel Geld kostet, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Betrug handelt. Auch die Protagonistin wird auf zweierlei Weise damit konfrontiert. Zum einen muss sie einstudierte Sätze aufsagen und zum anderen rufen immer wieder wütende Menschen an, die ihr vorwerfen, die Telefonierenden auszunutzen. Im Zusammenspiel mit der tristen Büroatmosphäre, die durch wenige zeitliche Bezüge, irgendwie zeitlos aber rückwärtsgewandt wirkt, ist man gleich auf der Seite der Zweifler. Bis zum Ende wird nicht klar, worauf der Film hinausläuft, sodass auch ein gewisses Maß an Spannung mitschwingt. Durch das sehr gute Spiel aller Schauspieler:innen allen voran von der Hauptdarstellerin Daphne Agten und einer dichten Atmosphäre ist das Publikum schnell involviert. Der Film endet dann mit einem Kniff und soll zum Nachdenken über die Themen Spiritualität und Übernatürlichkeit anregen.
Fazit: „Astro“ ist ein Kurzfilm von Tim Ewalts, der sich mit spirituellen Callcenter-Agent:innen beschäftigt. Der Regisseur schaut dabei in das Arbeitsbüro, findet einen starken Stil und gute Darsteller:innen und hinterfragt diese Art der Arbeit.
Bewertung: 7,5/10
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- 37. Filmfest Dresden 2025 – Katalog (Programm ‚Nominierte Goldener Reiter Filmton‘)
- Doreen Kaltenecker, ‚Acht Fragen an Tim Ewalts‘, testkammer.com, 2025
- Eintrag des Kurzfilms „Astro“ bei der Produktionsfirma Room for Film
- Mariska Graveland, ‚Hollandse Nieuwe 2024: Tim Ewalts over Astro‘, filmkrant.nl, 2024