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Festivalbericht: Auch in diesem Jahr verschlug es die Freunde des osteuropäischen Films in der ersten Novemberwoche in die brandenburgische Stadt Cottbus. Dort hatte man die Chance, an sechs Tagen 137 Lang- und Kurzfilme aus 42 Ländern zu sehen. Unter der Leitung von Bernd Buder war auch die Ausgabe vollgepackt mit vielen Geschichten, Genres und Erzähl- und Sichtweisen und viele Vorstellungen erfreuten sich eines ausverkauften Saals.
Wettbewerb Spielfilm
Das Herzstück jedes Festivals ist der Wettbewerb. Unter den zehn Spielfilmen, die man dort sehen konnte, wurden drei Preise im Wert von 27.500€ vergeben. Der Hauptpreis für den besten Film & Publikumspreis ging an den kroatischen „Beautiful
Evening, Beautiful Day“ von Ivona Juka, der sich mit der Verfolgung queerer Künstler:innen im sozialistischen Jugoslawien beschäftigt. Den Spezialpreis für die beste Regie erhielt der serbische Regisseur Goran Stanković für sein Drama „Our Father“, das nach wahren Ereignissen eine Geschichte von kirchlichem Missbrauch an erwachsenen Männer im Sinne einer Heilung erzählt. Der polnische Film „Wrooklyn Zoo“ von Krzysztof Skonieczny, der von einem turbulenten Erwachsenwerden in den 90er Jahren erzählt, wurde mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Auch der tschechische Spielfilm „Summer School, 2001“ von Dužan Duong schaut in eine vergangene Zeit und erzählt aus drei Perspektiven von einer vietnamesischen Familie, die sich ein neues Leben in Tschechien aufgebaut hat. Mit einem neuen Alltag müssen sich auch die Protagonist:innen in dem ukrainischen Film „To the Victory“ arrangieren. Mit einem zwinkernden Auge auf den eigenen Berufsstand und die gängigen Männlichkeitsbilder erzählt der Regisseur Valentyn Vasyanovych, wie sich das Leben in der Ukraine durch den Krieg verändert hat und welchen Stellenwert das Filmemachen in diesen Zeiten hat. Auch die junge Ida im slowenischen Spielfilm „Ida who sang so badly even the dead rose up and joined her in song“ muss sich auf Veränderungen einstellen und landet dadurch immer wieder in einer Fantasiewelt. Der Film wurde mit einer lobenden Erwähnung der Ökumenischen Jury bedacht.
U18 Wettbewerb Jugendfilm
Der Blick über den westeuropäischen Tellerrand lohnt sich besonders im Jugendfilm-Wettbewerb. Die sieben Spielfilme, vorrangig Coming-of-Age-Geschichten, zeigen das komplizierte Aufwachsen in den verschiedenen Ländern. Der Preis für den besten Jugendfilm &
Preis für den besten Debütfilm ging an den slowakischen Spielfilm „Promise, I’ll be fine“ von Katarína Gramatová. Der junge Protagonist ist gefangen zwischen dem rebellischen Auflehnen gegen seine Großmutter, die sich aber um ihn sorgt, und der Liebe zur Mutter, die ihn aber verlassen hat. Auch die beiden Brüder im polnischen Spielfilm „Brother“ von Maciej Sobieszczański straucheln trotz einer liebenden Mutter im Leben, denn die Situation mit dem Vater im Gefängnis, der weiter Druck ausübt, verschärft die Umstände immer mehr. In „Broken Voices“ begleiten wir eine Gruppe junger Frauen in den 90er Jahren, in deren Zentrum zwei Schwestern stehen, die sich in dem Elite-Mädchenchor einen festen Platz gewinnen wollen. Nach wahren Ereignissen erzählt der Regisseur Vytautas Katkus die Geschichte von Gunst und Förderung und darüber hinaus von Machtmissbrauch und einem Schweigen, das gebrochen werden muss. In der Reihe ‚Close Up: Estonia‘ lief ebenfalls ein Coming-of-Age-Film: „Fränck“ von Tõnis Pill erzählt von einer wohltuenden Freundschaft, die einem jungen Mann hilft, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten.
Wettbewerb Kurzfilm
Obwohl sich das Cottbuser Filmfestival auf Langfilme spezialisiert hat, gibt es in vielen Programmen und Reihen auch Kurzfilme zu sehen. So waren auch die Veranstaltungen zum sorbischen Kurzfilm in der Sektion Heimat auch in diesem Jahr ausgebucht. Ein Highlight und auch immer gut besucht ist die Lange Nacht des kurzen Films. In diesem Jahr waren dort 12 Kurzfilme aus zahlreichen Ländern zu sehen. Der polnische Film „People & Things“ von Damian
Kosowski, der den Hauptpreis für den besten Kurzfilm gewann, schaut in das Jahr 2028 und vor welchen Aufgaben das Land Ukraine zu diesem Zeitpunkt stehen wird. Zwei weitere Filme beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Angriffskriegs. Der rumänische „Aid“ von Valentin Fogoroș schaut an die Grenze des Landes zu der Ukraine und „The Border“ begleitet einen jungen, russischen Mann, der nach Kasachstan fliehen möchte. Der Spezialpreis für die Regie ging an Claudiu Mitcu, der mit seiner lockeren Komödie „Love is in the Air“ nach vielen schweren Stoffen für Erheiterung sorgte und die Tücken langjähriger Beziehungen pointiert einfängt. Neben den beiden Gewinnerfilmen blieben einige weitere Filme im Gedächtnis: Der Kurzfilm „The Spectacle“ von Bálint Kenyeres erzählt mit einer tollen Kameraarbeit realitätsnah von dem dörflichen Leben in Ungarn und zeigt, wie auch etwas Besonderes in der Masse des Unwichtigen untergehen kann. Der georgische Film „Fisherman’s Burden“ von Levan Tskhovrebadze bedient sich am Gangster-Genre, um eine ganz eigene Geschichte von Vater und Sohn zu erzählen. In „Dead but not Gone“ spürt die Regisseurin Hêvî Çinar anhand eines einzelnen Beispiels der Misogynie in der Gesellschaft nach. Mit vielen Schicksalen gleichzeitig beschäftigt sich der estnische Kurzfilm „Room Number“ von Silvia Lorenzi und bedient sich dabei einer düsteren Erzählpalette.
Midnight Madness, Spectrum und weitere Programmreihen
Wunderbar ist die Vielfalt an Genres auf dem Festival. Wenn man überrascht werden will, bieten sich die Reihen ‚Midnight Madness‘ und ‚Spectrum‘ besonders an. Unter den Mitternachtsfilmen haben die Kreaturen der Nacht wie Werwölfe („Dog of God“) und Vampire („Touched by
Eternity“) ihren Auftritt. Unter den 13 Spectrum-Filmen fand man die langsam erzählte und etwas surreal anmutende Geschichte „The Visitor“ von Vytautas Katkus, der darin von einem Besuch in der Heimat erzählt und wie man es manchmal nicht schafft, sich aufzuraffen. Aber auch die finnische Dramödie „A Light that never goes out“ über einen klassischen Musiker, der nach einem Selbstmordversuch wieder zurück ins Elternhaus zieht und einen Weg zurück ins Leben durch eine ungewöhnliche Band findet. Auch liefen im Spectrum-Programm mehrere Dokumentationen. Die beiden ukrainischen Filme „The Last Prometheus of Donbas“ von Anton Shtuka und „Ordinary Citizen“ von Kornii Hrytsiuk beleuchten unterschiedliche Aspekte der momentanen Lage des Landes. Während der erste Film über längere Zeit Arbeiter eines Kraftwerks begleitet, interviewt der zweite Film russische Kriegsgefangene und befragt sie zum Krieg und ihrer Motivation.
Die Vielfalt des Cottbuser Programms war auch in diesem Jahr gigantisch. Dies macht sich bereits in den 13 verschiedenen Sektionen bemerkbar. Man hatte wieder die Möglichkeit, mit seinen Kindern ins Kino (‚Kids im Kino‘) zu gehen oder die Kassenverfolge der Länder (‚Hits‘) anzusehen. In der Reihe ‚Spotlight Weimarer Dreieck‘ liefen auch ältere, mittlerweile zu Klassikern gemauserte Filme wie „Die Blechtrommel“ (1979), „Drei Farben: Weiß“ (1994) und „Hitlerjunge Salomon“ (1990) von Agnieszka Holland. Damit zeigte das Filmfestival Cottbus auch dieses Jahr wieder einmal die ganze Vielfalt des osteuropäischen Films und konnte wieder zahlreiche Besucher begeistern.
Weitere Gewinner
- DIALOG-Preis für die Verständigung zwischen den Kulturen
„How come it’s all green out here?“ (Nikola Ležaić, RS/HR/BG, 2025, 114 Min) - Preis der Ökumenischen Jury
„Mayflies“ (Emília Goldberg, HU, 2025, 90 Min) - MIOB in Shorts Award
„Land der Berge“ (Olga Kosanović, AT/DE 2023, 28 min) - PICKASTORY – Audience Logline Award an Branko Tomović
- Förderpreis der Stiftung für das sorbische Volk/ spěchowańske myto załožby za serbski lud an Roman Pernack
Trailer des 35. FilmFestival Cottbus 2025:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Website des FilmFestival Cottbus
- Wikipedia-Artikel über das Filmfestival Cottbus