„Land der Berge“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Österreich, Deutschland / Fiktion / 2023

Filmkritik: Der österreichische Kurzfilm „Land der Berge“ von Olga Kosanović, der auf dem 45. Filmfestival Max Ophüls Preis 2024 nicht nur als Bester Mittellanger Film und mit dem Publikumspreis Mittellanger Film ausgezeichnet wurde sowie auf dem 24. Landshuter Kurzfilmfestival 2024 den Dahome-Award gewann, zeigt mit einem hohen Authentizitätsanspruch aber auch cineastischen Feinsinn die Hürden der Bürokratie, wenn man in diesem Land leben möchte.

Der alleinerziehende Vater (Vladimir Vulević) bemüht sich um ein Bleiberecht in Österreich. Doch dafür benötigt er eine Festanstellung. Aber eine Arbeit findet man nur, wenn man bereits den Aufenthaltstitel hat. Geld könnte eine Lösung sein, aber auch das ist schwer zu bekommen. Während er sich also sorgt und kümmert, ist seine Tochter (Filipa Gregec) bereits in Wien angekommen und kann sich kein anderes Leben mehr vorstellen.

Die Regisseurin Olga Kosanović ist selbst Kind von Einwander:innen und hat vieles von dem Erzählten durch diese erfahren. Vor allem auch auf emotionaler Ebene war so der Zugang sofort gegeben. Was macht das mit Menschen, wenn sie jedes Mal wieder vor bürokratischen Hürden stehen, um in dem Land, in dem man sich heimisch fühlt, bleiben zu dürfen? Hinzu kam, dass ihr ein Versicherungskatalog zugesandt wurde, durch den sie erfuhr, dass jedes Körperteil mit einem bestimmten Wert versichert werden kann. Dies kombinierte sie in ihrer Geschichte, indem ihre Hauptfigur gleich am Anfang so eine Versicherung abschließt. Ab dem Zeitpunkt hat man als Zuschauer:in unentwegt Angst, dass sich der alleinerziehende Vater etwas antut. Dieses Element bringt so zusätzlich Spannung in die Erzählung, die ansonsten ganz realistisch durch den Bürokratie-Dschungel und das alltägliche Leben führt. Wunderbar ist es der Regisseurin gelungen, zwei Sichten auf dieses Leben einzufangen. Dem Vater, hervorragend gespielt von Vladimir Vulević, sieht man die Sorgen und das Gewicht auf seinen Schultern an und er schafft es so nicht anzukommen. Doch seine Tochter, perfekt von der Jungschauspielerin Filipa Gregec verkörpert, sieht die Welt offener, voller Möglichkeiten und für sie steht außer Frage, dass es eine andere Heimat als Österreich geben könnte. So leuchtet ihr Pullover auch in einem starken Rot und zeigt die Schönheit in einer für Vladimir grau angestrichenen Welt, die hier auch auf visueller Ebene sehr realistisch eingefangen wurde. Olga Kosanović ist ein Film voller bürokratischer Berge gelungen, der zeigt, dass sich in der Einwanderungspolitik etwas ändern muss. 

Fazit: „Land der Berge“ ist ein gelungener 26-minütiger Film von Olga Kosanović, der gleich zwei Preise auf dem 45. Filmfestival Max Ophüls Preis 2024 gewinnen konnte. Mit realitätsnahen Aufnahmen, zwei fantastischen Schauspieler:innen und einer gelungenen Erzählstruktur entführt er uns in die Welt der österreichischen Bürokratie und zeigt, wie das Menschliche dabei auf der Strecke bleibt. 

Bewertung: 8/10

Trailer zum Kurzfilm „Land der Berge“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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