- „Weil ich Leo bin“ (2021) - 28. März 2023
- Neun Fragen an Sophie Linnenbaum (2023) - 27. März 2023
- „The Ordinaries“ (2022) - 27. März 2023
Filmkritik: Food Porn Filme, bei denen das Essen und dessen Zubereitung eine zentrale Rolle einnehmen, besitzen zwar eine lange und internationale Tradition, finden aber nur bei bestimmten Zielgruppen Anklang. Dabei hat sogar einer dieser Filme – „Babettes Fest“ (1987) – einen Oscar gewonnen. Zumindest manche Filme wie „Chocolat“ (2000) und „Julie und Julia“ (2009) fanden in weiten Kreisen aufgrund ihrer berühmten und guten Darsteller Beachtung. In dem letzten Jahr kamen mit Filmen wie „Madame Mallory und der Duft von Curry“ (2014), „Kiss the Cook“ (2014) und dem nun startenden „Im Rausch der Sterne“ (Originaltitel: „Burnt“, US, 2015) eine größere Anzahl Filme dieses Subgenres auf den Markt.
Adam Jones (Bradley Cooper) war ein mit zwei Sternen ausgezeichneter Starkoch in Paris und führte das Leben eines Rockstars. So lebte er zu exzessiv, ließ seine Freunde im Stich, und es folgte bald der unausweichliche Absturz. Nach einer zwei Jahre dauernden selbstauferlegten Auszeit kehrt er nach London mit dem Plan zurück, drei Michelinsterne zu erlangen. Dafür sucht er seinen ehemaligen Freund Tony (Daniel Brühl) auf, um in seinem Restaurant als Koch anzufangen. Danach stellt er sich noch ein ausgewähltes, hochkarätiges Team zusammen. Darunter befinden sich sein ehemaliger französischer Kollege Michel (Omar Sy) und die talentierte Helene (Sienna Miller). Für alle Beteiligten beginnt nun harte Arbeit, um sich die erhofften Sterne zu verdienen. Dabei bleiben natürlich auch persönliche Probleme nicht aus.
Der Regisseur John Wells (*1956), der sich als Produzent von Serien wie „Emergency Room“ (1994-2009) und „The West Wing“ (1999-2006) sowie als Regisseur des Films „Im August in Osage County“ (2013) einen Namen gemacht hat, fand das Drehbuch zu „Im Rausch der Sterne“ von Stephen Knight sehr überzeugend. Es spielt in der Welt der Starköche, die stets darauf hinarbeiten, Michelinsterne zu bekommen. Der Michelinführer erscheint zwölfmal im Jahr in Europa und zeichnet darin Restaurants mit einem bis drei Sternen aus. Schon die Vergabe eines Sterns ist eine lohnenswerte Anerkennung. Dabei werden von anonymen Kritikern nicht nur die Köche und das Essen bewertet, sondern auch das gesamte Ambiente und die Präsentation. Die Auszeichnung mit Michelinsternen erfolgt immer wieder aufs Neue, und so existiert ein stetes Ringen darum. Dieses fast kämpferische Bemühen schildert das Drehbuch von Knight intensiv und gibt gute Einblicke in das Leben und die Arbeit in einer Restaurantküche. John Wells war es wichtig, alles realistisch und korrekt wiederzugeben. So engagierten sie für den Film als Beratung den Sternekoch Marcus Wareing, und alle Schauspieler erhielten Kochunterricht. Alle Komparsen waren zudem ausgebildete Köche und die Gerichte, die gezeigt werden, sind alles Sternerezepte. Dieser Teil des Films ist auch, vor allem wenn man Interesse an diesem Thema hat oder die Speisen sehr ansprechend findet, gut gelungen. Jedoch lässt der narrative Teil der Geschichte sehr zu wünschen übrig. Die Handlung besteht aus bekannten Versatzstücken von Aufstieg und Fall einer Person. Dabei kommt es zu den üblichen zwischenmenschlichen Problemen und Reibereien. Dies schadet den Figuren sehr. Der Zuschauer schafft es nicht, eine Verbindung zu den Protagonisten aufzubauen. Vor allem der Hauptperson, Adam Jones, mangelt es an Sympathien. Zwar war dies vom Drehbuch so beabsichtigt, ermöglicht dem Zuschauer aber keinen Zugang, weshalb auch keine Spannung aufgebaut werden kann. Der Film ist ansonsten unauffällig inszeniert und interessiert sich vor allem für die genaue Wiedergabe der authentischen Abläufe in der Gastronomie. Die Darsteller spielen ihre Rollen angemessen und solide, können aber die Geschichte nicht aus ihrem klischeehaftem Verlauf befreien. Auch für Fans des einen oder anderen Darstellers oder Freunde einer guten Geschichte ist der Film dadurch nur bedingt zu empfehlen. Doch für alle, die eine Leidenschaft fürs noblere Kochen hegen, ist der Film ein Genuss.
Fazit: Der Food Porn Film „Im Rausch der Sterne“ wird es trotz seines Staraufgebots nicht schaffen, hohe Besucherzahlen zu verzeichnen. Die Geschichte ist zu langweilig und zu bekannt und die Hauptfigur zu unsympathisch, um Zuschauer außerhalb der verordneten Zielgruppe anzusprechen. So ist dieser Film nur für Menschen interessant, die ein starkes Interesse für die Gastronomiewirtschaft und für High Society Essen hegen.
Bewertung: 4/10
Kinostart: 3.12.2015
geschrieben von Doreen Matthei
Quelle: Pressematerial wildbunch