„Bruder vor Luder“ (2015)

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© 2015 Constantin Film Verleih GmbH

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Filmkritik: Jede Generation wächst mit unterschiedlichen Medien und Formaten heran. Sei es die Bravo, spezielle Fernsehsendungen, 90er-Jahre-Boygroups oder später dann Tokio Hotel. Meistens haben die Erwachsenen keinen Draht dazu, was oft auch den Reiz ausmacht. Die heutige Jugend (zwischen 11 und 16 Jahren) liebt YouTube und seine Stars. So ist es nicht verwunderlich, dass auf Kartoffelsalat“ (2015), der fast ausschließlich mit YouTube-Stars bevölkert war, nun der nächste so geartete Film folgt. DieLochis, die einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Kanäle auf YouTube unterhalten, wagen sich mit „Bruder vor Luder“ (DE, 2015) auf die Kinoleinwand.

Die Brüder Roman und Heiko (Roman und Heiko Lochmann) haben unter dem gemeinsamen Pseudonym DieLochis viele Fans auf YouTube gewonnen. So beschließen sie den nächsten Schritt zu gehen und ein Live-Konzert zu geben. Während Roman sehr unter Lampenfieber leidet und sich nur auf die Show vorbereiten möchte, ist Heiko ganz entspannt und hat sogar Zeit für Mädchen. Jessy (Milena Tscharntke), eine zickige Fame Bitch, wie sie im Buch steht, möchte DieLochis als Sprungbrett nutzen, um berühmt zu werden. Um sich aber von all den anderen Fans hervorzuheben, tarnt sie sich als sensibles Mädchen, das sich um die behinderte Schwester Bella (Tara Fischer) kümmert. Diese ist zwar in Wahrheit nicht behindert, steht aber unter emotionalem Druck durch Jessy. Als Roman erkennt, dass Jessy sich immer mehr zwischen die beiden drängt, versucht er die Beziehung zu sabotieren und so vielleicht noch das Konzert zu retten.

Bruder vor Luder 3

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Roman und Heiko Lochmann, Jahrgang 1999, sind seit 2011 auf YouTube aktiv und haben fast 1,5 Millionen Abonnenten. Ihre Sendungen gestalten sie vor allem mit Comedy, Songparodien und selbstkomponierten Liedern. Sie schafften es bereits mit mehreren Songs in die Deutschen Singlecharts. Sie bekamen für ihre Internetpräsenz sogar schon Preise. Die nächsten Schritte scheinen unausweichlich. So realisierten sie nicht nur ihren ersten Kinofilm, sondern haben fürs nächste Jahr ihr erstes Album geplant. Dass der Film sein Publikum finden wird, ist so gewiss wie der Fakt, dass er nur einer der ersten seiner Art sein wird, welche die Kinos bevölkern werden.

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Die beiden Brüder führten zusammen mit Tomas Erhart, der auch als Kameramann fungierte, die Regie des Films. Zwar stammt das Drehbuch aus der Feder von Alexander Dydna, aber die beiden Jungs hatten darauf viel Einfluss, um ihren typischen Humor einfließen zu lassen. Zwar gibt es autobiographische Züge und die Charakterisierungen der beiden sind realitätsnah eingefangen, doch handelt es sich um eine fiktionale Story, auch wenn sie aus dem Leben der YouTube-Stars gespeist wird. Die Geschichte selbst ist dabei nicht neu in ihren Elementen und verläuft erwartungsgemäß mit sämtlichen Höhen und Tiefen. Hinzu kommt ein Humor, der ebenfalls sehr vertraut erscheint. Da wird sich viel aus der Kiste der Kalauer bedient, ein paar zeitgemäße Witze eingebaut, Slapstick ist natürlich ebenfalls stark vertreten und wird dann abgerundet mit einer großen Portion Fäkalhumor. Story und Humor treffen damit kaum den Geschmack von Erwachsenen, Intellektuellen oder Filmkennern. Doch für die Fans gibt es reichlich Spaß in dem Film. Sie können die Brüder hautnah erleben, ihren typischen Humor genießen, mit ihnen mitfiebern und auch noch die eine oder andere Auftrittsszene erleben. Auch bei den Dreharbeiten in Darmstadt, Arnstadt und Frankfurt kamen die Fans auf ihre Kosten. So kam es bei den Außendrehs zu Begegnungen und für das finale Konzert wurden nicht Komparsen aufgestellt, sondern 2000 Fans eingeladen. Das Konzert wurde sogar noch nach den Dreharbeiten als Dankeschön für die Fans verlängert. Formal gesehen ist der Film solide Handwerkskunst. Der Einsatz der Kamera und die Musik sind passend. Die schauspielerische Leistung schwankt zwar, aber es tut dem Film gut, dass sie nicht nur YouTuber als Darsteller eingesetzt haben, obwohl auch YouTube-Größen wie Dagi Bee und Simon Desue in Nebenrollen vertreten sind. Der Vergleich zu „Kartoffelsalat“ von Freshtorge, der in dem Imdb Bottom Charts weit oben mit dabei ist, drängt sich dem Betrachter selbstverständlich auf. Er fällt zu Gunsten von „Bruder vor Luder“ aus, da es einfach mehr Geschichte, mehr handwerkliches Können und sympathischere Figuren bietet. Was nicht bedeutet, dass es für erwachsene Zuschauer zumutbar ist. Der Film ist für ein Zielpublikum gemacht und wird in diesem seine begeisterten Zuschauer finden.

Fazit: Der Spielfilm „Bruder vor Luder“ ist für die meisten Erwachsenen schwer zu ertragende Kost, da der Humor bei uns einfach nicht zündet. Doch bei der richtigen Zielgruppe und natürlich bei den Fans von DieLochis wird der Film seine Wirkung entfalten und die Zuschauer amüsieren. Somit wird der Film Erfolg haben, auch ganz ohne positive Kritikermeinungen.

Bewertung: 3/10

Kinostart: 24.12.2015

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Constantin Film

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