Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Genrefilme haben es in Deutschland nicht leicht. Eine schwarze Komödie à la “Very Bad Things” (1998) auf deutschem Boden verwirklicht und ins Kino zu bekommen, stellt die Filmemacher garantiert vor viele Probleme. Der Film “Sex & Crime” (DE, 2015) hat es vor allem wegen seiner bekannten Besetzung nun geschafft und kann dabei gute, wenn auch etwas überdrehte Unterhaltung liefern.
Der Schriftsteller Theo (Fabian Busch) ist sehr deprimiert. Seine Ehe mit Katja (Pheline Roggan) liegt in Schutt und Asche. Um ihn aufzuheitern, schleppt ihn sein bester Freund Valentin (Wotan Wilke Möhring) in eine Bar. Dort lernen sie die Kellnerin Mörli (Claudia Eisinger) kennen, die sich als Fan von Theos Büchern entpuppt. Valentin wittert eine gute Chance, dass sich Theo mit einem sexuellen Abenteuer von seiner gescheiterten Ehe ablenken kann und stellt ihm dafür noch sein Haus zur Verfügung. Doch als Valentin mitten in der Nacht einen Anruf erhält, weiß er, dass etwas schief gelaufen ist.
Der deutsche Filmschaffende Paul Florian Müller hat seit 2012 zwei Kurzfilme verwirklicht und das Drehbuch zu “Vorstadtrocker” (2015) mitverfasst. Mit “Sex & Crime” gibt er nun sein Langspielfilmdebüt, für welches er auch das Drehbuch geschrieben hat. Dabei verfasste er eine Geschichte, wie er sie selbst gerne im Kino sehen wollte. Er verband eine Art Selbstporträt mit einem, wie er sagt, kniffligen, schnellen und unberechenbaren Plot. Dies ist ihm zu größten Teilen gelungen. Anfänglich kommt dem Betrachter die Geschichte (aus amerikanischen Vorbildern) arg bekannt vor. Was nicht besonders schlimm ist, da die guten Schauspieler den Film über weite Strecken tragen könnten. Doch mit den ersten Wendungen (und wahrlich nicht immer erwartet) kommt Schwung in die Story. Nur zum Ende hin übertreibt es Müller ein wenig und verliert somit Zuschauersympathien. Vorher schafft er es gut, die Zuschauer emotional an einen Charakter ihrer Wahl zu binden. Ob man sich dabei für den liebenswerten Schriftsteller Theo erwärmt oder für die durchgeknallte Mörli ist jedem selbst überlassen. Wir bereits erwähnt, kann das Ensemble durch die Bank weg bestechen. Diese hochkarätige Besetzung mit Fabian Busch (zuletzt gesehen in “Er ist wieder da” (2015)), Wotan Wilke Möhring (großartig in “Das Leben ist nichts für Feiglinge”(2012) und Claudia Eisinger (bald zu sehen in “Mängelexemplar” (2016)) kann diesem Debütfilm viel (und auch verdiente) Anerkennung verschaffen. Vor allem im Hinblick darauf, dass es sich um eine der wenigen seltenen deutschen Genrefilme handelt, die es auf die Leinwand geschafft haben. Er besitzt eine gute Mischung aus Witz (die Dialoge sind herrlich), Spannung und Brutalität (hierbei sollte erwähnt werden, dass der Film nicht ab 12 zu empfehlen ist, auch wenn es die FSK-Freigabe zulässt). Im Gesamten ist Paul Florian Müller ein gutes Debüt gelungen, das sich zwar die eine oder andere Wendung zum Ende hin hätte sparen können, aber ansonsten Lust auf mehr Werke des Filmschaffenden macht.
Fazit: Der Film “Sex & Crime” spielt erfolgreich mit Klischees, Wendungen und Charakterüberzeichungen. Dabei ist dem Regisseur Paul Florian Müller eine amüsante Komödie gelungen, die einen guten Beitrag zum deutschen Genrefilm darstellt.
3 Gedanken zu ““Sex & Crime” (2015)”