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Deine Geschichte entstand aus etwas Persönliches heraus – kannst Du mir mehr zu den Ursprüngen Deines Films erzählen? Und warum Du Dich für diesen Titel entschieden hast.
Bedingt durch Erschöpfungszustände hatte ich das Gefühl, ich sei geteilt in zwei Figuren: ein schlaksiges Skelett und eine zusammengefallene Haut, die sich wie ein nasser Bodenlappen nebenher wälzt. Lässt sich mit diesen beiden Figuren eine Geschichte erzählen, welche sich um innere Gespaltenheit dreht?
Und wie verhält sich ein Mensch mit dieser Veranlagung in seinem Umfeld?
Einer, der sich beim kleinsten Schrecken in eine schüchterne Haut und in ein mutiges Skelett zerfällt, traut sich doch kaum mehr in die Öffentlichkeit. Wie können sich Haut und Skelett tarnen, damit sie nicht auffallen und niemanden erschrecken? Um Hindernisse zu überwinden nutzen die beiden ihre unterschiedlichen physischen Möglichkeiten: Das robuste Skelett wagt schon mal einen weiten Sprung oder die Haut flüchtet durch einen Türspalt. Doch, während die Haut durch die bestandenen Herausforderungen an Selbstvertrauen gewinnt, wird das Skelett zunehmend unsicherer und ängstlicher.
Um eine Geschichte mit mehreren gleichberechtigten Hauptfiguren zu erzählen, bot sich die Dramaturgie des Buddy-Movies, des „Kumpel“-Films, an. Der Titel „Duodrom“ setzt sich aus den Wörtern duo (zu zweit, zweisam) und drom (Lauf) zusammen, es ist ein Lauf zu zweit.
Wie schnell hast Du den richtigen Stil für Deine Geschichte gefunden? Warum hast Du Dich für 2D und schwarz-weiß entschieden?
Damit die Figuren Mensch, Haut und Skelett sowie ihre Verwandlung visuell funktionieren wurde auf eine Füllfarbe verzichtet. Die einfache Linie definiert bei der Haut eine Fläche, das Skelett ist reduziert auf nur 20 Knochen, im Original wären es 206. Überraschend war, dass trotz ihrer einfachen Linienzeichnung die Haut in der Animation viel herausfordernder war, als die des vielteiligen Skeletts.
Eine Filmidee versuche ich mir jeweils in verschiedenen Umsetzungstechniken vorzustellen, doch schlussendlich war es der Zeichentrick, der diese Erzählwelt am direktesten behaupten kann.
Kannst Du mir mehr zur Umsetzung erzählen – Du hast mit Modellen gearbeitet, richtig?
In Deinem Film kommt Sprache nicht vor – warum hast Du Dich gegen Dialoge entschieden?
In frühen Drehbuchversionen waren den Figuren Stimmen in einer unbestimmten Sprache zugedacht. Wenn bei einer Geschichte ganz auf die Sprache verzichtet und nur durch die Körpersprache und die Mimik erzählt werden kann, ist dies eine tolle Herausforderung an die Animation und außerdem ist der Film somit Sprachbarrierefrei und lässt sich einfacher auswerten.
Kannst Du mir zum Schluss noch etwas mehr über Dich erzählen? Du beschäftigst Dich schon länger mit Animationen, richtig?
Das Tüfteln und Konstruieren ist stets Bestandteil meiner Projekte, und Kollegen haben sich schon amüsiert: „Hast du ein neues Projekt oder fehlt dir noch die Erfindung dazu?“ Doch eigentlich sind es Re-findungen, denn alles war in einer Form schon da.
Stehen schon neue Projekte an?
Einige meiner frühen Arbeiten habe ich ausgehend von der Beobachtung eines Ortes gemacht. An diesem Punkt des Experimentierens möchte ich anknüpfen. Ein neuer Apparat ist in Kürze bereit für die experimentelle Bildaufnahme.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Duodrom“