„Twelve Years a Slave“ von Solomon Northup (1853)

Doreen Kaltenecker
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285 Seiten / Piper Verlag / 9,99 €

Buchkritik: Fast zeitgleich mit dem damals äußerst populären „Onkel Toms Hütte“ (1852) von Harriet Beecher Stowe erschienen die Memoiren von Solomon Northup: „Twelve Years a Slave“ (OT: „Twelve Years a Slave“, 1853). Darin schildert er unverfälscht das Leben als Sklave, beginnend bei seiner Entführung als freier Mann bis hin zu seiner Rettung.

1841 wurde der Afroamerikaner und freie Bürger im Staat New York Solomon Northup durch eine List entführt und als Sklave weiterverkauft. Dabei landete er in Bayou Boeuf, einem großen Baumwollanbaugebiet in Louisiana. In den ersten Jahren arbeitete er unter dem Master William Ford und fand sich beinah mit seinem Schicksal ab. Doch die Umstände brachten ihn weg von dem gütigen Plantagenbesitzer hin zu dem brutalen Schläger Edwin Epps, wo er bis zu seiner Rettung ausharren musste. In all der Zeit schmiedete er Pläne, wie er aus dem Sklavendasein entkommen und zu seiner Familie zurückkehren kann.

Die Memoiren „Twelve Years a Slave“ von Solomon Northup (1808-1863) erschienen im Jahr 1853 und wurde schnell zu einem Bestseller. Es wurden 30.000 Exemplare verkauft und im 19. Jahrhundert gab es mehrere Auflagen des Buches. Es erschien in einer Zeit, als das Thema Sklaverei noch nicht viel diskutiert wurde. Zusammen mit dem Roman „Onkel Toms Hütte“ von Harriet Beecher Stowe (1811-1896) löste das Buch aber eine landesweite Debatte aus, welche schlussendlich in dem Sezessionskrieg (1861-1865) mündete, in dem u.a. für die Abschaffung der Sklaverei gekämpft wurde. Doch danach geriet das Buch in Vergessenheit und wurde erst 1968 wieder von der Historikerin Sue Eakin neu veröffentlicht. In der heutigen Zeit gelangte der Stoff vor allem durch die Verfilmung von Steve McQueen wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Der Filmemacher und Künstler McQueen (*1969) ließ Northups Geschichte mit einer grandiosen Besetzung, u.a. mit Chiwetel Ejiofor, Benedict Cumberbatch und Michael Fassbender wieder aufleben und gewann 2014 mit seinem Film drei Oscars u.a. auch für den ‚Besten Film‘. Doch auch wenn man die Verfilmung kennt, lohnt sich die Lektüre der Vorlage. 

Die Memoiren erzählen chronologisch, ab und zu mit einem kleinen Ausblick auf die Zukunft, von den Ereignissen in diesen zwölf Jahren. Dabei wechseln sich Beschreibungen vom alltäglichen Leben auf den Baumwollfeldern mit spannungsgeladenen Passagen ab. Zum Teil schildert er dabei die Situationen sachlich und genau und versucht ein objektives Bild zu vermitteln. So bringt er auch manches harte Schicksal recht nüchtern zu Papier. Hier liest man ein Buch, das über den Vorwurf von Sentimentalität erhaben sein will. Diese ist auch garnicht von Nöten, denn die Berichte selbst offenbaren die gesamte Bandbreite an Grausam- und Ungerechtigkeit. Natürlich geht Northup auch auf seine eigenen Gefühle ein und verortet sich immer wieder neu in den wechselnden Lebenssituationen. Die Schilderungen gehen dabei ans Herz und lassen keinen Leser kalt. Die Sprache und die Formulierungen sind dabei nebensächlich, aber leicht lesbar und verständlich. Schnell arbeitet man sich durch die fast unerträgliche Leidensgeschichte, wobei vor allem die Nebenschicksale von Sklaven, die nicht auf die Freiheit hoffen können, berühren. Die Memoiren sind eine klare gesellschaftliche Anklage, fordern Veränderungen und lassen tief in ein System blicken, welches so verhärtet und unmenschlich ist, dass es einem einfach an die Nieren gehen muss. Das Buch ist ein packendes Zeitdokument, das man gelesen haben sollte. 

Fazit: Im Jahr 1853 schrieb Solomon Northup einen Tatsachenroman über sein Schicksaljahre als Sklave. Dabei erzählt er in einem fast sachlichen Stil von der Lage der Sklaven auf den Baumwollfeldern, beobachtet seine Umgebung und berichtet mit Spannung von seinem Weg zurück in die Freiheit. So entstand ein wichtiger Beitrag zu einer notwendigen Debatte, welche die Sezessionskriege mit auslöste. Das Buch ist selbst heute noch gut zu lesen und ist sowohl spannend, als auch sachlich und emotionsgeladen. Die Ungerechtigkeit trifft den Leser hier mit voller Wucht und würde sich bestimmt auch als Schullektüre eignen. 

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Matthei

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