Sieben Fragen an Stefan Langthaler

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem Filmemacher Stefan Langthaler konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Fabiu“ erfahren, der u.a. auf dem 41. Filmfestival Max Ophüls Preis lief und auf weitere Festivals u.a. den 31. Bamberger Kurzfilmtagen zu sehen war. Er erzählt, wie ein Alptraum ihn zu seinem Film inspiriert hat, was bei der Wahl der DarstellerInnen wichtig war und was ihm optisch am Herzen lag.

Wie hat alles angefangen – was hat Dich zu Deiner Geschichte „Fabiu“ inspiriert? 

Fabiu“ ist gewissermaßen die Adaption eines Albtraums, den ich vor einigen Jahren hatte. Darin hatte ich mich selbst als sehr alten Mann gesehen, der kurz vorm Sterben steht und realisiert, dass er nie richtig geliebt hat. Dieses Gefühl war so intensiv und schmerzvoll, dass mir beim Aufwachen klar war, dass ich meiner Begierde folgen und mich als schwul outen muss, um glücklich werden zu können. Dieses erkenntnisreiche Empfinden wollte ich letztlich mit diesem Film transportieren.

In welchem Rahmen und in welchem Zeitraum konntest Du Deinen Film realisieren?

Mein Filmstudium ist schon einige Jahre her und da sich der entscheidende Schritt zum ersten

Guenter Tolar und Birgit Stimmer

Langspielfilm noch nicht abgezeichnet hatte, wollte ich nochmal Regie-Erfahrung sammeln und dabei mit ehemaligen StudienkollegInnen und langjährigen WeggefährtInnen zusammenarbeiten. Und es ging dann eigentlich recht schnell. Von der ersten Idee bis zum fertigen Film hat es ein Jahr gedauert. Finanziert wurde „Fabiu“ durch Förderungen der Stadt Wien und des Landes Niederösterreich und durch die Unterstützung mir nahestehender Privatsponsoren.

Was lag Dir visuell am Herzen? Authentizität war bestimmt ein wichtiger Faktor.

Für mich war schon beim Drehbuchschreiben klar, dass diese Geschichte, die sich so stark mit der Lebenslage eines alten Menschen auseinandersetzt, sich dem Altwerden auch visuell annähern muss. Dementsprechend hatte ich schon im Drehbuch viele Detailaufnahmen von körperlichen Merkmalen erwähnt. Unser Kameramann Georg Weiss hat diese dann hervorragend umgesetzt und durch eine feinfühlige, akzentuierte Beleuchtung wunderschön umrahmt. Ein wichtiger Bestandteil war auch die Wohnung des alten Ehepaars, die unbedingt einen 70er-Jahre-Charme haben sollte und damit unser dichtes Farbkonzept entscheidend unterstützt hat.

Kannst Du mir etwas zur Wahl der Darsteller erzählen – war es schwierig die richtige Besetzung zu finden?

Guenter Tolar und Birgit Stimmer

Als erstes hatte ich Kristóf Gellén gefunden. Dabei war es einerseits wichtig, dass er Ungarisch beherrschte, da die Figur das verlangte. Entscheidend war aber, dass er die Sensibilität ausstrahlte, die diese feinfühlige Rolle benötigte und die emotionale Intelligenz mitbrachte, um der diffizilen Aufgabe gerecht zu werden. Für die Rolle des Arthur war ich mit mehreren Schauspielern in Kontakt. Dabei stellte sich als die größte Hemmschwelle heraus, die intime Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter zuzulassen und gewissermaßen zur Schau zu stellen. Günter Tolar verstand diese Notwendigkeit sofort und hat sich mit Leib und Seele in seine Figur Arthur eingebracht und durch seine eindrucksvolle Persönlichkeit maßgeblich bereichert. Birgit Stimmer, die die bettlägerige Ehefrau Martha verkörperte, ist eigentlich keine Schauspielerin. Aber sie ist fasziniert von der Bühne und deswegen als Statistin an Theaterhäusern tätig und in kleinen Theatergruppen aktiv. Als ich sie zufällig bei einer Theateraufführung sah, nahm ich zu ihr Kontakt auf und sie war sofort Feuer und Flamme. Diese Begeisterung und positive Energie hat sie dann auch ans Set gebracht und damit die Stimmung wundervoll erhellt. Und sie hat ihre nicht zu unterschätzende schauspielerische Aufgabe grandios erfüllt. Ich hatte also definitiv großes Glück mit meinem Cast, alle drei haben den Film reich beschenkt.

Könntest Du Dir vorstellen solch ein Thema auch in einem längeren Film zu erzählen?

Kristof Gellen

Da das Thema des Altwerdens, der unerfüllten Sehnsüchte und unterdrückten Begierden, mich zutiefst beschäftigt und auch nicht loslässt, bin ich sicher, dass ich es wieder aufgreifen werde. Bis dahin werde ich aber Abstand brauchen, um nach „Fabiu“ einen neuen Ansatz dafür zu finden und im Sinne eines Langfilms noch weitgehender zu ergründen.

Kannst Du mir zum Schluss noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Ich komme aus einer sehr sportaffinen Familie, mein Vater war professioneller Gewichtheber und der Sport hatte generell einen hohen Stellenwert bei uns. Die Kunst war nie ein großes Thema und schon gar nicht ihre Ausübung. Als ich jedoch als Jugendlicher zum ersten Mal im Kino „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ gesehen hatte, hat mich das so umgehauen und unbeschreiblich fasziniert, dass ich unbedingt wissen wollte, wie so ein Film gemacht wird. Nach zig Stunden an Making-of-Material, das ich zu der Trilogie gesehen hatte, war für mich klar, ich möchte wie Peter Jackson werden und umgeben von so vielen verschiedenen, unfassbar kreativen Menschen gemeinsam an einer filmischen Vision arbeiten und sie am Ende mit dem Publikum teilen.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Ich habe zwei weitere Kurzfilmdrehbücher geschrieben und beide werden noch dieses Jahr verfilmt. Bei einem Film werde ich selbst Regie führen. Es ist eine komödiantische Vater-Sohn-Geschichte im Rahmen einer Bergwanderung. Der andere Film ist eine schwarze Komödie, die den sozialen Abstieg zweier Menschen behandelt, die ungewollt aufeinandertreffen und in ihrer missliche Lage zueinanderfinden. Regie wird Martin Winter führen, der für den Kurzfilm „Freigang“ den österreichischen Filmpreis gewonnen hat. Und zu guter Letzt arbeite ich gerade an meinem ersten Langspielfilm, einer Adaption des Romans „Bevor wir verschwinden“ von David Fuchs.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Fabiu

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