„Handbuch“ (2021)

Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Kurzfilm / Deutschland / Dokumentation / 2021

Filmkritik: Der Kurzfilm „Handbuch“ von Pavel Mozhar, der auf 64. DOK Leipzig seine Weltpremiere feierte, findet einen eigenen Weg sich mit der Grausamkeiten, welche in Belarus während der Demonstrationen, die im Jahr 2020 stattfanden, zu beschäftigen.

Anhand von vielen Augenzeugenberichten rekonstruiert der Regisseur Mozhar handbuchmäßig die Vorgehensweise der Polizisten bei den Verhaftungen und Inhaftierung der DemonstrantInnen. 

Nachdem der Regisseur Pavel Mozhar (*1987), der an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam Regie studiert, von den Demonstrationen in Belarus und vor allem dem Umgang mit den DemonstrantInnen erfuhr, hat er durch viele Interviews und Berichte von den Grausamkeiten erfahren, welche dort passierten. Als er sich immer mehr mit dem Thema beschäftigte, stellte er fest, dass viele exakt die gleichen Erlebnisse beschreiben. Die Polizisten führten oft die gleichen Befehle aus und positionierten so u.a. die Gefangenen in bestimmten Positionen oder verteilten gezielte Schläge. Solch eine systematische, gleich ausgeführte Gewalt muss also antrainiert worden sein. Das ist der Ausgangspunkt für seinen Film. Während man aus dem Off ein Konglomerat aus vielen Interviews, eingedampft auf ihre Kernaussagen und Wiedererkennungsmuster, hört, sieht man in Aufnahmen, einen maskierten Wärter, der an seinen Mitmenschen die Prozedere übt. Dies setzte Mozhar mit wenig Mitteln und ohne jegliche unangebrachte, schön Ästhehtik in seinem Berliner Zimmer um und bebildert so den Schrecken ohne allzu detailliert zu werden. Die kühlen Trainingsaufnahmen erzeugen zusammen mit den schockierenden und aufwühlenden Berichten die Bilder im Kopf beim Publikum, welches nach dem Film fassungslos und bestürzt zurückbleibt. So schafft es „Handbuch“ die Grausamkeiten auf seine Weise einzufangen und liefert damit eine starke Dokumentation zu einem zeitaktuellen Thema. 

Fazit: Der Kurzfilm „Handbuch“ ist eine gelungene Dokumentation über die Gräueltaten, welche im Zuge der Verhaftungswelle 2020 bei Demonstrationen in Belarus geschahen. Aus dem Off werden die Taten geschildert, aber visuell wird eine Art Trainings-Handbuch für die Polizisten geschaffen, das alles abstrahiert, aber trotzdem die Schrecken greifbar macht. So entstand ein starker Film, der unter die Haut geht und die ZuschauerInnen auch lange danach nicht los lässt.

Bewertung: 7,5/10

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Kommentar verfassen