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Franky (Lena Urzendowsky) lebt in einem ständigen Kampf mit sich selbst. Denn in ihrem Kopf leben unterschiedliche Persönlichkeiten, die ihr Leben lenken oder einfach nur Spaß haben wollen. Ständig gibt es in ihrem 5-Sterne-Kopf-Hotel Diskussionen, wer jetzt die Regie übernimmt. Ist es der kleine Junge Lenny (Cecilio Andresen), der Frankys verspielte Seite zeigt, oder der Vamp Ella (Sophie Killer), die immer nur alle Männer verführen will, oder eine der anderen beiden Persönlichkeiten an der Reihe? Neuerdings schleicht auch noch ein Huhn in ihrem Hotel herum. So versucht Franky ständig, ihr Leben im Griff zu kriegen und die Hürden des Alltags zu bewältigen. Als sie Hasim (Cino Djavid) trifft, entspinnt sich eine Romanze, doch wie soll sie es ihm erklären, wenn sie sich jedes Mal etwas anders verhält.
Der Spielfilm, aus der Hand der Regisseurin Birgit Möller (*1972), die zusammen mit Knut Mierswe das Drehbuch schrieb, verfolgt einen spielerischen Ansatz, um die Dissoziative Identitätsstörung zu vermitteln. Im Gegensatz zu anderen Filmen, die das rein wissenschaftlich darstellen oder gar einen Thriller draus machen wie „Identity“ aus dem Jahr 2003, haben sich Möller und Mierswe einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema überlegt. In dem Kopf-Hotel wohnen alle Persönlichkeiten Frankys und es gibt ein stetiges Ringen darum, welche sich zeigen darf. Dabei sind die Figuren absichtlich überzeichnet, da es sich hierbei ja immer nur um Teil einer ganzen Persönlichkeit handelt. Das Spiel aller Darsteller:innen ist dementsprechend im richtigen Maße übertrieben und sie lassen sich ganz auf ihre Rollen und auch ihre Stereotypisierung ein. Das Herz des Films wird von Lena Urzendowsky („Kokon“ (2020)) gespielt. Sie schafft es, alle Persönlichkeiten Frankys in die Realität zu übernehmen, zeigt, auf welche Hürden sie trifft, aber auch wie hilfreich es sein kann, wenn von Zeit zu Zeit jemand anders die Kontrolle übernimmt. Die eingewebte Liebesgeschichte zu Hasim, der sehr charmant von Cino Djavid gespielt wird, funktioniert dabei ebenso gut, wie auch die ein oder andere klamaukige Szene. Inszeniert und ausgestattet ist der Film mit all seinen Details dabei sehr liebevoll und trägt so viel zur Atmosphäre bei. Das Anliegen, dem Publikum dieses Krankheitsbild mit den cineastischen Mitteln des Spielfilms näherzubringen, gelingt dabei sehr gut, so dass der Film einerseits einen ungewöhnlichen Einblick in die Psyche von Menschen gibt, die unter dieser leiden, bietet gleichzeitig aber auch sehenswerte Kino-Unterhaltung.
Fazit: „Franky Five Star“ ist ein gelungener Spielfilm über das Thema Dissoziative Identitätsstörung. Die Regisseurin Birgit Möller fand eine passende Analogie und schuf einen gleichsam erhellenden wie unterhaltsamen Spielfilm, der das Genre und die Gegebenheiten gut zu nutzen weiß und mit einer großartigen Lena Urzendowsky aufwarten kann.
Bewertung: 7,5/10
Kinostart: 9. November 2023
Trailer zum Film „Franky Five Star“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 – Katalog (Programm ‚Wettbewerb Spielfilm‘)
- Eintrag des Films „Franky Five Star“ bei ‚Achtung Berlin‘
- Eintrag des Films „Franky Five Star“ bei der Jugendjury der Deutschen Film- und Medienbewertung