Sechs Fragen an Matt Berberi

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem amerikanischen Regisseur Matt Berberi konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „5 A.M.“ erfahren, der im Programm des ‚Shock Blocks‘ auf dem 24. Landshuter Kurzfilmfestival 2024 zu sehen war, wie viel Genre wirklich in dem Film stecken sollte, wie sie das Projekt auf die Beine gestellt hatten und wie er sich vom Stuntman zum Regisseur entwickelte. 

The original english language interview is also available.

Wie ist Die Idee zu Deinem Debüt-Kurzfilm entstanden?

Das ursprüngliche Konzept von „5 A.M.“ sollte eine Studie über die Schönheit des Vergänglichen sein. Ich mochte schon immer bittersüße Geschichten, und ich wollte eine meiner eigenen Geschichten erzählen. Viele Elemente der Geschichte haben sich im Laufe der Zeit und der verschiedenen Fassungen des Drehbuchs verändert, aber das Konzept der vorbeiziehenden Schiffe in der Nacht, etwas, das ‚hätte sein können, aber nie war‘, blieb immer gleich.

In welchem Rahmen – finanziell und zeitlich – ist dein Film entstanden? 

Napoleon Ryan und Laura Reidy

Die Dreharbeiten zu „5 A.M.“ verliefen sehr zügig. Wir hatten einen Tag für die Vorbereitung, einschließlich des Aufbaus des Sets und der Vorbeleuchtung, und einen Tag für die Dreharbeiten. Mein Kameramann Andres Solorzano und ich haben vor den Dreharbeiten viel diskutiert, weil wir wussten, dass wir an diesem Tag sehr flott arbeiten müssten. Die gesamte Crew hat am Drehtag sehr schwer gearbeitet, um alles zu schaffen, was wir brauchten. Finanziell gesehen war es ein sehr kleines Budget, das wir komplett selbst finanzieren mussten. Das war schwierig, aber ich war sehr verantwortungsbewusst und habe versucht, mit dem vorgegebenen Budget so viel wie möglich zu erreichen.

Was lag Dir visuell am Herzen?

Napoleon Ryan

Mein Kameramann und ich haben viel Zeit damit verbracht, über die Verwendung von Negativräumen zu diskutieren, um das Gefühl der Einsamkeit zu verstärken. Wir wollten auch die Bewegung und Stillstand der Kamera nutzen, um Barrys emotionalen Zustand in jeder Szene zu unterstreichen. Wir haben versucht, die Kamera eher statisch zu halten, wenn Barry allein oder einsam ist, und wenn er Emma trifft, beginnt sich die Kamera mehr zu bewegen und wird spielerischer. Während der Montage, wenn Barry und Emma lachen und scherzen, spielten wir mehr mit der Kamera, drehten aus der Hand und wurden freier in der Kamerabewegung. Wenn Barry und Emma scherzen und lachen, wollte ich, dass es sich fast so anfühlt, als würde sie ins Leben zurückkehren – und wir vergessen, dass wir uns in einem Leichenschauhaus befinden. Fast so, als wäre es ein Traum.

Mein Hauptziel beim Erzählen der Geschichte war es, mich nie zu sehr auf ein Genre festzulegen. Ich wollte mich immer auf dem schmalen Grat bewegen. Ich glaube, wenn die Leute hören, dass Leichen in einem Leichenschauhaus wieder zum Leben erwachen, denken sie sofort an Horror. Aber die Herausforderung bestand darin, das Publikum davon abzulenken und es dazu zu bringen, mit Barry und Emma mitzufühlen.

Wie hast Du Deinen Cast zusammengestellt?

Napoleon Ryan und Peter Finlayson

Ich bin sehr glücklich, dass ich die Besetzung für den Film bekommen habe. Etwa acht Monate vor den Dreharbeiten habe ich begonnen, einen Schauspieler für die Rolle des Barry zu suchen. Napoleon Ryan wurde mir empfohlen. Ich sah mir seine bisherigen Arbeiten an und hatte dann ein Zoom-Meeting mit ihm, und ich wusste sofort, dass er perfekt sein würde. Er ist so ausdrucksstark mit nur einem einzigen Blick oder einer kleinen Veränderung in seiner Haltung. Er hat sich auch sehr bemüht, mit unserem ASL-Regisseur Andrew Moore die amerikanische Zeichensprache zu lernen. Nachdem ich Barry gecastet hatte, machte ich mich auf die Suche nach Emma. Ich hatte großes Glück mit Laura Reidy. Wir lernten uns bei einem Casting in letzter Minute kennen, und sie hatte vor ihrer Schauspielkarriere bereits als ASL-Dolmetscherin gearbeitet – eine wunderbare Verkettung von Ereignissen.

Kannst Du mir noch etwas mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist und Dich schlussendlich für die Regie entschieden hast?

Napoleon Ryan und Laura Reidy

Ich bin mit Kampfsport aufgewachsen, und als ich ein Kind war, hatte mein Vater einen VHS-Camcorder, und meine Freunde und ich haben uns zusammengetan und diese Kurzfilme gedreht, die von Jackie-Chan-Filmen inspiriert waren. Das war wahrscheinlich meine erste Regiearbeit! Als ich älter wurde, ließ ich mich weiterhin von Hongkong-Actionfilmen inspirieren und begann, als Stuntman zu arbeiten, mit der Absicht, später einmal Regie zu führen. Regie zu führen war immer mein Ziel, aber ich habe so viel gelernt, als ich als Stuntman an großen Filmsets mit unglaublichen Schauspielern und Top-Regisseuren und -Crews gearbeitet habe. Ich habe einfach versucht, so viel wie möglich von all diesen Erfahrungen zu speichern. Ich liebe es, bei der Gestaltung von Actionszenen mitzuwirken, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich meine eigenen Geschichten erzählen wollte und dass ich mich mehr auf das Schreiben und die Regie konzentrieren musste.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Im Moment habe ich mehrere Projekte in Arbeit. Ich bin gerade dabei, mein zweites Drehbuch in Spielfilmlänge zu schreiben, was den Großteil meiner Zeit in Anspruch nimmt. Ich bin sehr begierig darauf, bald wieder in den Regiestuhl zu steigen. Deshalb bin ich auch dabei, mehrere Szenen des Drehbuchs als Kurzfilm zu adaptieren, den ich zunächst als Proof of Concept drehen möchte.

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „5 A.M.


Interview: In our conversation with American director Matt Berberi, we were able to find out more about his short film „5 A.M.„, which was screened in the ‚Shock Block‘ program at the 24th Landshut Short Film Festival 2024, how much genre was really meant to be in the film, how they got the project off the ground and how he developed from stuntman to director.

How did the idea for your debut short film come about?

The original concept behind „5 A.M. was to be a study of beauty in the ephemeral.  I’ve always enjoyed bittersweet stories and I wanted to tell one of my own. A lot of the elements in the story had changed over time and different iterations of the script, but the concept of ships passing in the night, something that ‘could have been but never was’,  always stayed the same. 

In what context – financially and in terms of time – was your film made? 

The filming of „5 A.M.was a very fast process. We had one day of prep, which included building the set and pre-lighting, and one day to shoot. My cinematographer, Andres Solorzano, and I had a lot of discussions before the shoot, knowing that we were going to be moving very quickly on the day. The entire crew worked so hard on the shoot day to get everything we needed. Financially, it was a very small budget that was entirely self-funded. Which was tough but kept me very responsible about how to achieve as much as I could with the set budget. 

What was important to you visually?

My cinematographer and I spent a lot of time discussing the use of negative space to enhance the feeling of loneliness. We also wanted to use the camera movement and stillness to help emphasize Barry’s emotional state in each scene. We tried to keep the camera more static when Barry was alone or lonely, and when he meets Emma the camera begins to move more and become more playful.  During the montage when Barry and Emma are laughing and joking,  we played more with the camera, shooting hand held and became more free with the camera movement. When Barry and Emma are joking and laughing I wanted it to feel almost like she was coming back to life- and we forget that we’re in a morgue. Almost as if it were a dream. 

My main goal with telling the story was to never lean too far into one genre. I wanted to always be toe-ing the line. I think when people hear corpses coming back to life in a morgue they immediately think of horror. But the challenge was to steer the audience away from that, and get them to empathize with Barry and Emma. 

How did you put together your cast?

I feel very fortunate getting the cast for the film. About eight months before we shot, I had started to look for an actor to play Barry. Napoleon Ryan was recommended to me. I took a look at his past work and then had a Zoom meeting with him and I immediately knew he would be perfect. He’s so expressive with just a single look, or a small shift in his posture. He put a lot of effort into learning American Sign Language with our ASL director, Andrew Moore as well.  After casting Barry I started looking for Emma. I got very lucky with Laura Reidy. We met in a last minute casting session and she had actually worked as an ASL interpreter before acting so it was really a wonderful chain of events.  

Can you tell me a bit more about yourself and how you came to making films and ultimately decided on directing?

I grew up doing martial arts and when I was a kid my dad had a VHS camcorder and my friends and I would get together and create these short films inspired by Jackie Chan movies. That was probably my first directing gig! As I got older I was still inspired by Hong Kong action films and started working as a stuntman, with the intent to direct eventually. Directing was always my end goal, but I learned so much being on set as a stuntman. working on big film sets with incredible actors and top directors and crews. I just tried to file as much away as I could from all the experiences. While I love helping design action sequences, eventually I felt I wanted to tell my own stories and that I needed to focus more energy and effort into writing and directing. 

Are there any new projects planned?

I do have several projects in the works at the moment. I’m finishing up writing my second feature length screenplay so that has taken the bulk of my time. I’m very eager to get back into the directing chair soon so I’m also adapting several scenes of the screenplays as a short film to shoot first as a proof of concept. 

Questions asked by Doreen Kaltenecker

Read on the german review of the short film „5 A.M.„.

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