“Best Of” Landshuter Kurzfilmfestival

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Das Landshuter Kurzfilmfestival ging dieses Jahr in seine 16. Runde. Die Betreiber Michael Orth und Birgit Horn stellten ein genregerechtes Programm für das Cinestrange zusammen. Orth saß zudem in der Cinestrange-Jury und war munter als Fotograf unterwegs. Das zusammengestellte Programm aus zehn Kurzfilmen war facettenreich und gut gelungen.

© Dog Food

© Dog Food

Den Anfang für das Programm machte der Gewinner des Deadline Awards für den besten Genrefilm des Landshuter Filmfestivals: „Dog Food“ (OT: „Dog Food“, US, 2013). Dieser erzählt atmosphärisch von dem Metzger Declan (Cory Michael Smith), der seinen Hund Ralphie über alles liebt. Eines Tages ist Ralphie verschwunden und der einzige Lichtblick ist die schöne Eva (Amanda Seyfried), die Declan Avancen macht. Der amerikanische Thriller kann auf ganzer Linie überzeugen. Die Spannung wird von den ersten Filmminuten an aufgebaut und das Gefühl von unheimlicher Bedrohung ist greifbar. Dabei ist die Geschichte nicht in allen Punkten vorhersehbar und kann mit hervorragenden Darstellern und einer dichten Atmosphäre bestechen. Im Gesamten ist “Dog Food” ein Kurzfilm, der im Gedächtnis bleibt und bedingungslos weiterempfohlen werden kann. (Komplett zu sehen in englischer Sprache auf Youtube (siehe Link).)

Bewertung: 8/10

GummifaustDie Splatter-Komödie „Gummifaust“ (DE, 2014), die schon auf der diesjährigen Genrenale zu sehen war, handelt von einem Theaterkritiker (Butz Buse), der angesichts einer Neuinszenierung von Goethes “Faust” die Nerven verliert und dem Stück eine unerwartete Wendung beschert. Handwerklich solide gemacht, kann der Kurzfilm den gewillten Betrachter amüsieren. Die Kritik an der heutigen Hipster-Generation trifft ins Schwarze. Doch gerade die offensichtlichen Klischees machen den Film etwas langweilig. Auch die ausgiebige Splatter-Szene am Ende verbessert den Eindruck nicht vollends.

Bewertung: 5/10

Bad Guy #2Der überraschend witzige Kurzfilm „Bad Guy #2“ (OT: „Bad Guy #2“, US, 2014) bietet Splatter und Humor vom Feinsten. In einer Verbrecherorganisation ist der Boss der böse Bube Nummer 1, doch die rechte Hand oder der zweite Mann hinter ihm wechselt oft. Als Nr. 3 (Kirk C. Johnson) zur lang ersehnten Nr. 2 aufsteigt, scheint der Job unendliche Möglichkeiten zu bringen. Die amüsante Inszenierung treibt die Geschichte voran. Mit einer riesigen Portion Splatter, unerwarteten Todesfällen und einem witzigen Hauptcharakter bietet der Film alles, was man braucht, um sich zehn Minuten lang fabelhaft amüsieren zu lassen.

Bewertung: 6,5/10

Goat WitchDer Kurzfilm „Goat Witch“ (OT: „Goat Witch“, US, 2014) erzählt von der jungen Hexe Emelin (Ashleigh Jo Sizemore), die ihre Freundin Gloria (Maia Costello) für ein uraltes Ritual benötigt. Zusammen wollen sie einen Dämon beschwören. Die Handlung von Goat Witch verläuft erwartbar und setzt handwerklich solide die typischen Versatzstücke von Hexen-Dämonen-Geschichten zusammen. Dabei geht es ihm vor allem um eine visuelle statt erzählerische Aufbereitung. Durch diese Art der Inszenierung gewinnt der Betrachter ein unangenehmes Gefühl von Länge, da die Charaktere oberflächlich und damit uninteressant bleiben.

Bewertung: 4/10

Battle CockSport ist ja bekanntlich Mord. Auch in dem Kurzfilm „Battlecock!“ (OT: „Battlecock!“, GB, 2013) von Ben Mallaby scheint das zu zutreffen. Jede Woche treffen sich die Dukinson-Brüder mit den Krullmüller-Schwestern. Die Woche davor haben sie endlich mal gewonnen. Dieses Mal nehmen die Schwestern unerbittliche Rache. Der Zuschauer wird von dieser absonderlichen Story ungemein überrascht. Die überzogene Handlung mit extremer Härte weiß den Betrachter vortrefflich zu unterhalten. “Battlecock!” ist ein Sportfilm der besonderen Art und allen Genrefans wärmstens ans Herz gelegt.

Bewertung: 7,5/10

Keine Zeit zu lebenDer 25-minütige Kurzfilm „Keine Zeit zu leben“ (DE, 2014) passte nicht so recht zu den anderen Kurzfilmen im Programm. In beinahe dokumentarischen Bildern erzählt er die Geschichte von einigen jungen Männern mit Migrationshintergrund, die Frauen betäuben und als Mittel für Vergewaltigungspartys zur Verfügung stellen. Die Art der Inszenierung, wobei die Geschichte aus Sicht der Täter mit improvisierten Dialogen erzählt wird, verleiht dem Film Authentizität. Diese Art gespickt mit Hardcoreszenen verzichtet absichtlich auf Reflexion, um das Publikum zu schockieren statt zu belehren. Doch die fehlende Reflexion stößt dem Betrachter auf. So ist das Thema des Films zwar nicht uninteressant, wurde aber auf die falsche Art und Weise angegangen.

Bewertung: 5/10

Kein richtiger Trailer, aber der Clip gibt trotzdem einen guten Einblick:

Ghost TrainIn „Ghost Train“ (OT: „Ghost Train“, FI/IR, 2013) geht es um zwei ehemalige Freunde, die zu einer alten Geisterbahn fahren, um mit den traumatischen Ereignissen, die dort passiert sind, abzuschließen. Der Kurzfilm erzeugt eine greifbare Spannung und findet die richtigen, handwerklich perfekten Bilder für seine Geschichte. Diese bewegt sich zwar in konventionellen Bahnen, packt den Zuschauer aber mit der intensiven Atmosphäre. “Ghost Train” ist ein rundum gelungener Kurzfilm.

Bewertung: 8,5/10

The FlyIn den sechs Filmminuten erzählt „The Fly“ (OT: „The Fly“, GB, 2014) von einem Fluchtwagenfahrer (Jack Doolan), der nur drei Minuten ruhig und konzentriert warten soll. Doch diese Fliege macht es ihm nicht leicht. Amüsante Kurzweil, die sich stringent in ihrer Übertreibung nach oben schraubt und damit den Zuschauer gut unterhalten kann.

Bewertung: 6/10

Steadfast StanleyDer einzige Animationsfilm im Programm, „Steadfast Stanley“ (OT: „Steadfast Stanley“, CAN/US, 2014), begeistert mit seinem frischen Blick auf die Zombie-Apokalypse. Der Hund Stanley wird von seinem jungen Herrchen auf der Flucht vor den Zombies zurücklassen. Doch Stanley ist ein treuer Hund und macht sich auf die Suche nach seinem Herrchen. Mit einem herrlichen Soundtrack, stimmigen Bildern und einem absolut putzigen Hund fesselt die Geschichte die Zuschauer. Der Kurzfilm von John Cody Kim wird nicht nur bei Zombie- und Hundefans Liebhaber finden. (Auch ihn gibt es komplett auf Youtube zu sehen (siehe Link))

Bewertung: 8/10

The Security GuardsDer letzte Film im Programm, „The Security Guards“ (OT: „The Security Guards“, US, 2013), erzählte die Geschichte eines vergrabenen Schatzes und dessen mysteriösen Bewachern. Dabei geht der Kurzfilm bekannte Wege und kann storytechnisch und inszenatorisch nicht komplett überzeugen. Zu vertraut scheint das Sujet und zu unsympathisch ist die weibliche Hauptdarstellerin. Im gesamten bieten die fünf Minuten eher mäßige Unterhaltung.

Bewertung: 4,5/10

geschrieben von Doreen Matthei

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