Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: 2009 schuf der niederländische Regisseur und Drehbuchschreiber Tom Six (*1973) mit “Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler” einen schockierenden und wegen seiner wahnwitzigen Idee im Kopf bleibenden Film. Der zweite Teil, der 2011 folgte, war in seiner Ausgestaltung komplett anders als der Erste. Die kranke Idee blieb bestehen, aber zusätzlich wurde sie noch mit detaillierten Gewalt- und Ekelszenen gewürzt. Der nun finale dritte Teil, „The Human Centipede 3 – Final Sequence“ (OT: „The Human Centipede 3 – Final Sequence“, US, 2015), geht wieder einen komplett neuen Weg.
In einem großen US-Gefängnis hat der Gefängnisdirektor Bill Boss (Dieter Laser) nicht immer das Sagen. Oft kommt es zu Unruhen und Aufständen, denen er mit Brutalität begegnet. Als ihm noch der Gouverneur (Eric Roberts) droht einzugreifen, hört er auf seinen Buchhalter Dwight (Laurence R. Harvey), der seit einiger Zeit eine wahnwitzige Idee mit sich rumschleppt. Als großer Fan der “Human Centipede”-Reihe schlägt er vor, alle Gefangenen zu einem großen Verdauungsapparat zusammenzufügen und damit die Kosten zu minimieren. Doch bevor Bill Boss auf diesen Vorschlag eingeht, holt er sich Rat durch den Gefängnisarzt und den Regisseur Tom Six persönlich.
Der dritte Teil der Reihe ist nicht schockierend oder durchweg eklig, sondern wirkt wie eine Persiflage. Alles an diesem Film ist übertrieben. Dabei steht nicht der menschliche Tausendfüßler im Vordergrund, sondern der Wahn des Bill Boss. Die Schaffung des Tausendfüßlers ist nur die Spitze des Eisbergs und wird nicht so ausführlich wie in den ersten beiden Teilen behandelt. Boss treibt schon vorher sein grausames Unwesen und schreit und brüllt sich durch den ganzen Film. Dies kann den geneigten Zuschauer amüsieren, aber die meisten werden es wohl nur unglaublich anstrengend finden. Dieter Lasers Performance dieses Unsympathen ist schauspielerisch gesehen trotzdem großartig. Auch machen die Anspielungen auf der Metaebene Spaß. Doch ungeachtet dieser wenigen guten Aspekte ist “Human Centipede 3” vor allem eins: sehr anstrengend und kaum ertragbar. Ohne Identifikationsfiguren oder bemitleidenswerte Opfer bekommt das Publikum einen Film ohne Fixpunkte serviert. Allein der Zuschauer, der Spaß am misogynen und inhumanen Humor hat, kann hier gut unterhalten werden.