“A War” (2015)

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 © StudioCanal

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Filmkritik: Das dänische Drama “A War” (Originaltitel: Krigen, Dänemark, 2015) war nicht zu Unrecht nominiert für den Oscar als bester fremdsprachiger Film 2016. Er erzählt realitätsnah vom dänischen Kriegseinsatz in Afghanistan und stellt die Frage, ob im Kriegseinsatz eine andere Moral gilt.

Der Kommandant Claus Pedersen (Pilou Asbæk) und seine Einheit verbringen ihren militärischen Alltag mit Patrouillendiensten in einer afghanischen Provinz. Als sie ins Kreuzfeuer der Taliban geraten, holt sich Pedersen, um das Leben seiner Einheit zu sichern, Luftunterstützung. Doch bei diesem Einsatz werden Zivilisten getötet. Zurück in Dänemark muss er sich nun vor Gericht verantworten und die Frage nach dem richtigen, moralischen Handeln im Krieg wird thematisiert.

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Der dänische Regisseur Tobias Lindholm zeichnete sich bei “A War” auch als Drehbuchautor aus, nachdem er bei seinen ersten beiden Spielfilmen “R – Gnadenlos hinter Gittern” (2010) und “Hijacking – Todesangst – In der Gewalt von Piraten” (2012) als Regisseur und bei “Die Jagd” (2012) von Thomas Vinterberg als Drehbuchautor tätig war. Die Arbeit an “A War” begann mit einer intensiven Recherchetätigkeit. Dazu unterhielt er sich nicht nur mit Afghanistan-Veteranen und Angehörigen von Soldaten, sondern auch mit einem ehemaligen Talibankämpfer, einem Revisor und einem Verteidiger. Sein Interesse gilt nur dem echten Leben. In diesem Sinne versucht er mit seinem Film auch keine feste Postion einzunehmen, sondern will die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln heraus schildern und möchte dabei das zutiefst Menschliche zeigen. Mit dieser Ausgangslage ist ein nüchterner Film über das Thema Krieg entstanden. Die erste Hälfte, welche in Afghanistan spielt, ist geprägt vom unspannenden Militäralltag. Um dies besonders echt wirken zu lassen, waren auch nur drei Rollen von professionellen Schauspielern besetzt. Die restlichen Rollen übernahmen Soldaten, welche auch alle in Afghanistan im Einsatz waren. Die Realitätsnähe kann man hierbei loben, doch trotz einer gewissen Spannung wirken die von Militärjargon geprägten Szenen recht langatmig und der Zuschauer kann dabei keinen richtigen roten Faden erkennen. Auch die moralische Tiefe, die Lindholm versuchte zu erschaffen, gelingt nicht in großen Ausmaßen. Die Situation, in die Pedersen gerät, und seine Entscheidung, weswegen er sich dann im zweiten Teil des Films verantworten muss, sind zu menschlich und nachvollziehbar, als dass der Betrachter das moralische Dilemma vollständig anerkennen möchte. Die Gerichtsszenen zeigen aber wunderbar die Kluft zwischen gelebtem Krieg und dem rechtlich betrachteten Krieg aus der Ferne. Im Gesamten schuf Lindholm einen guten und lehrreichen Beitrag zur jüngeren Kriegsgeschichte.

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Fazit: Der Film “A War” ist ein realitätsnaher Spiegel des Afghanistankrieges. Er ist ein lehrreiches Stück, das versucht Krieg und die moralische Welt miteinander zu verbinden. Auch wenn die Rechnung nicht ganz aufgeht und der Film über ein paar Längen verfügt, kann er doch erzieherisch und aufklärungstechnisch hilfreich sein.

Bewertung: 6,5

Kinostart: 14.04.2016

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von StudioCana

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