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Kurzfilm / Deutschland / Animation / 2015
Filmkritik: Der am höchsten dotierte Preis auf dem Filmfest Dresden ist jedes Jahr der Filmförderpreis des Kunstministeriums. Oft ist der Zuschauer überrascht, welcher Film dafür ausgewählt wird. So erhielt im Jahr 2015 Susann Maria Hempel für ihren Experimental-Kurzfilm “Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen” die begehrte Prämie. Im Jahr 2016 gewann der in Rotoskopie ausgeführte Animationsfilm “Die Weite suchen” den Preis. Dieser gewann auch noch den Bamberger Schokoladenreiter auf den diesjährigen Bamberger Kurzfilmtagen.
Der 30-minütige Kurzfilm erzählt die Geschichte einer ostdeutschen Familie, die 1987 Urlaub an der Ostsee nahe der Grenze zu Westdeutschland macht. Dabei wird von den alltäglichen und besonderen Begebenheiten dieses Urlaubs berichtet.
Falk Schuster (*1980) wählt für seine Geschichte einen dokumentarischen Ansatz. So standen vor der Entwicklung des Drehbuchs viele Recherchen an. Dafür interviewte er nicht nur seine Familie, sondern auch ehemalige Grenzsoldaten und Vermieter von Urlaubsquartieren. Das daraus entstandene Drehbuch zeichnet sich durch ein hohes Maß an Authentizität aus und lässt viele vor allem ältere Jahrgänge bekannte Situationen wiedererkennen. Für die Darstellung wählte er das Rotoskopie-Verfahren, bei dem er nachgestellte Szenen digital malerisch umsetzte. Sieben Animateure schufen so an einem Tag 15 Sekunden Film. Die dabei entstandenen Bilder sind einfach gehalten und erinnern an Tuschezeichnungen. Diese besondere Machart für eine Dokumentation verdient nicht ungerechtfertigterweise Aufmerksamkeit. Doch ob man mit dem Thema selbst etwas anfangen kann, liegt immer am Interessenschwerpunkt des Betrachters. Relativ ruhig vom Sprecher (Falk Schuster selbst) vorgetragen, ist die Geschichte zwar interessant, aber nicht packend. Vieles ist bekannt und wurde schon oft erzählt. So könnte man sich vorstellen, dass der Kurzfilm auch in einer kürzeren Fassung überzeugt hätte. Doch insgesamt ist “Die Weite suchen” ein interessanter, liebevoll gestalteter Beitrag zur jüngeren Geschichte und kann die Zuschauer an der einen oder anderen Stelle zum schmunzeln bringen und anregen, über die Vergangenheit nachzudenken.
Bewertung: 6/10
Den Trailer gibt es hier:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen: 28. Filmfest Dresden – Festival Katalog
3 Gedanken zu ““Die Weite suchen” (2015)”