“A Cure for Wellness” (2016)

Doreen Kaltenecker
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© 2017 20th Century Fox

Filmkritik: Der amerikanische Regisseur Gore Verbinski ist jedem Mainstream-Kinogänger vertraut. Wer kennt nicht mindestens einen seiner “Fluch der Karibik”-Filme (2003, 2006, 2007). Doch zusätzlich hat er schon mit seinem Oscar-prämierten Animationsfilm “Rango” (2011) und seinem Remake des Japan-Horrors “Ring” (2002) die unterschiedlichsten Genrefans begeistern oder wie im Fall von “Lone Ranger” (2013) erzürnen können. Sein neuester Film – “A Cure for Wellness” (OT: “A Cure for Wellness”, Deutschland/USA, 2016) – ist ein eindringlicher Mysterythriller, der zwar viel mehr Realität verströmt als seine anderen Werke, aber trotzdem stets einen Hauch von Unwirklichkeit besitzt.

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Der aufstrebende Wall-Street-Börsenmakler Lockhart (Dane DeHaan) hat nur eine Chance auf der Karriereleiter nach oben zu gelangen, indem er den CEO seines Unternehmens, Pembroke (Harry Groener), davon überzeugen kann, wieder an die Wall Street zurückzukehren. Dieser hat sich seit geraumer Zeit in ein Schweizer Sanatorium in den Alpen zurückgezogen. Lockhart versucht direkt nach seiner Ankunft, Pembroke zu der Rückkehr zu überzeugen. Scheitert aber daran und wird nach einem Unfall stattdessen selber Patient in der Heilanstalt, die von dem charismatischen Dr. Volmer (Jason Isaacs) geführt wird. Auf einmal hat Lockhart Zeit, das mysteriöse Sanatorium genauer zu erforschen und herauszufinden, warum es all den Insassen, wie beispielsweise der jungen Hannah (Mia Goth) hier anscheinend zu gut geht, um es je wieder zu verlassen.

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Ausgangspunkt für die Geschichte war die Idee eines Sanatoriums hoch in den Alpen, das seine Patienten nicht heilt, sondern krank macht. Der Regisseur Gore Verbinski und sein Drehbuchschreiber Justin Haythe schufen einen Genrefilm, der dem klassischen Mysterythriller-Genre huldigt und neue Ideen einfließen lässt. Haythe ließ sich dabei nicht nur von seinem eigenen Misstrauen der Medizin gegenüber beeinflussen, sondern auch von den Romanen Thomas Manns und den Schriften des Psychiaters Carl Jung. Entstanden ist ein Film, der ein großes Rätsel ist und der dem Zuschauer anfänglich viel Spielraum für Mutmaßungen lässt. Natürlich ist die Gesellschaftskritik, vor allem am schnellen Geld, Egoismus und der Schönheitsversessenheit, Teil der Geschichte und wird auch nicht groß verschlüsselt.

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Immer wieder werden die fast idyllischen Aufnahmen unterbrochen von unheimlichen Begebenheiten. Dies war für Verbinski sehr wichtig, weil dadurch für ihn die “Logik der Träume” einen Platz in der Geschichte gewinnt. Das Gefühl von Unsicherheit und Realitätsverlust ist federführend bei der Geschichte. Die Filmemacher wollten keinen Film machen, der nur auf Schockeffekte setzt, sondern starke Bilder erzeugen, die lange im Gedächtnis bleiben. Dafür ist aber nicht nur die Geschichte selbst verantwortlich, sondern ebenso das perfekte Produktionsdesign sowie die Spezialeffekte und Kostüme. Zur Vorbereitung hat sich die Produktionsdesignerin Eve Stewart viele Sanatorien vor allem in Osteuropa angeschaut. Gedreht wurde dann schlussendlich vor allem in Deutschland, der Schweiz und in New York. Schloss Hohenzollern in Süddeutschland war von außen das perfekte Abbild für das Sanatorium. Es besitzt eine wuchtige Gestalt und erzeugt allein damit Eindruck. Die Innenaufnahmen entstanden in den Babelsberger Filmstudios und in einem aufgegebenen Militärkrankenhaus in Berlin. Der Look des Films musste sich mit dem Verlauf des Films verändern. Anfänglich sollte alles sehr rein und idyllisch wirken. Doch nach und nach schleicht sich unappetitliches und hässliches ein. Für beide Seiten nutzten die Produktionsdesigner die Ausstattung vergangener Tage. Am Anfang ist die Heilanstalt hell und idyllisch und besitzt einen hübschen Retrocharme. In der zweiten Hälfte werden immer mehr Apparaturen verwendet, die an die Ausstattung alter Psychiatrien mit ihren unmenschlichen Methoden erinnern. Auch die Kostümierung erfährt diesen Wandel. Sind am Anfang noch alle in verschiedensten Weißtönen gekleidet, wird diese Kleidung im Laufe des Films immer weiter beschmutzt und am Ende sind viele Patienten nackt und hilflos. Der Look des Films mit seinen unheimlichen, schönen und außergewöhnlichen Bildern macht ”A Cure for Wellness” zu einem fantastischen Erlebnis. Die Filmemacher entführen die Zuschauer in eine fremde, geheimnisvolle Welt, die es zu ergründen gilt. Im Gesamten ist der Film ein durchweg gelungener Mysterythriller, der lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Fazit: Der Spielfilm “A Cure for Wellness”, der neueste Film von Gore Verbinski, bringt den Zuschauer in einen unwirklichen Raum, dessen Rätsel und Geheimnisse eine immense Spannung erzeugen, welche bis zur letzten Minute gehalten wird. Getragen wird das nicht nur von den sehr guten Darstellern, sondern vor allem von den stimmungsvollen Bildern, die zwischen der heutigen Realität, der Vergangenheit und einer grotesken Fantasie einzuordnen sind. Dadurch entstand ein eindringlicher und emotional packender Film.

Bewertung: 8,5/10

Kinostart: 23.02.2017 / DVD-Start: ca. 31.08.2017

Der Trailer zum Film:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von 20th Century Fox

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