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4. März 2018 / Dolby Theatre Los Angeles/ ausgestrahlt in Deutschland von ProSieben


© Academy Awards/ABC
Oscar-Rückblick: Seit 1927 werden immer am Anfang des Frühjahrs in Los Angeles die bekanntesten Preise der amerikanischen Filmwelt verliehen: die Academy Awards of Merit, besser bekannt unter ihrem Spitznamen die ‘Oscars’. Dieses Jahr feierte die Verleihung der Oscars ihr 90. Jubiläum im Dolby Theatre und vergab in 24 Kategorien die begehrten vergoldeten Männerstatuen.
Schon im Vorfeld konnten fast alle von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) nominierten Filme überzeugen, so dass man einfach nicht vorausahnen konnte, wer der große Gewinner oder die großen Gewinner des Abends werden würden. Moderiert wurde die knapp fünfstündige Veranstaltung wieder vom Moderator Jimmy Kimmel (*1967), der bereits im letzten Jahr durch den Abend der 89. Oscars führte. Er sorgte erwartungsgemäß mit ein paar gut platzierten Witzen für gute Unterhaltung und setzte eine Wohlfühlidee für Cineasten um, indem er die Kinozuschauer im Nachbarsaal mit Stars und Snacks überraschte. Auch vor politischen Themen und vor dem Fauxpas der letztjährigen Veranstaltung schreckten Kimmel und alle Protagonisten nicht zurück, so dass der Abend nicht nur im Sinne der schönsten Künste stand, sondern auch vor allem durch die Ereignisse des letzten Jahres, der ‘Me Too’-Bewegung und der Emanzipation standen.


Guillermo del Toro © Getty Images
Der Regisseur Guillermo del Toro (*1964) war bereits 2007 mit seinem Film “Pans Labyrinth” (2006) ein heißer Kandidat in vielen Kategorien. Damals erhielt er die begehrten Trophäen in den Kategorien ‘Beste Kamera’, ‘Bestes Szenenbild’ und ‘Bestes Make-up’. In diesem Jahr startete er mit 13 Nominierungen für seinen aktuellen und wirklich wunderschönen Film “The Shape of Water”. Damit konnte er sich gegen eine sehr starke Konkurrenz durchsetzen und gewann in den beiden Hauptkategorien ‘Bester Film’ und ‘Beste Regie’. Der Komponist des Films, Alexandre Desplat (*1961), gewann zudem seinen zweiten Oscar (nach “Grand Budapest Hotel” (2014)) für die ‘Beste Filmmusik’. Als vierten Oscar bekam “The Shape of Water” den Preis für das ‘Beste Szenenbild’ verliehen.


Gary Oldman © Getty Images
Das Biopic über Winston Churchill – “Die dunkelste Stunde” – war ebenfalls in vielen Kategorien darunter auch für den besten Film nominiert. Gewonnen hat er nur, aber verdient und erwartungsgemäß, in zwei Kategorien. Gary Oldman (*1958) wurde als ‘Bester Hauptdarsteller’ ausgezeichnet. Dieser war bereits 2012 für den Politthriller “Dame, König, As, Spion” (2011) als bester Hauptdarsteller nominiert, doch damals ging der Preis an Jean Dujardin für “The Artist” (2011). Passend in diesem Jahr bekam “Die dunkelste Stunde” den Preis für ‘Bestes Make-up und beste Frisuren’, welcher durch die überzeugende Maske für den 11-jährigen Jacob Tremblay im Film “Wunder” (2017) eine starke Konkurrenz hatte. Der letzte Film war tragischerweise nur in dieser Kategorie nominiert.


Frances McDormand © Getty Images
Der große Abräumer der Golden Globes 2018 war der Spielfilm “Three Billboards outside Ebbing, Missouri” und so galt er selbstverständlich als heißer Oscarkandidat in vielen Kategorien. In den Kategorien ‘Bester Film’, ‘Bestes Originaldrehbuch’ und ‘Beste Filmmusik’ (Komponist Carter Burwell) und zwei weiteren Nominierungen erhielt er die Trophäe zwar nicht. Aber für die großartige Schauspielleistung gingen die Oscars in den Kategorien ‘Beste Hauptdarstellerin’ und ‘Bester Nebendarsteller’ an dieses bewegende Drama, das trotz des ernsten Themas nie zu schwer wird. Das liegt vor allem an der großartigen Francis McDormand (*1957), welche die Oscar-Bühne bei ihrer Dankesrede für ein starkes, feministisches Plädoyer nutzte, und dem restlichen hervorragenden Cast. Deshalb gab es in der Kategorie ‘Bester Nebendarsteller’ auch gleich zwei Nominierungen für die beiden Schauspieler Woody Harrelson (*1961) und Sam Rockwell (*1968). Schlussendlich gewann der amerikanische Schauspieler Rockwell, der schon oft seine Vielfältigkeit bewiesen hatte, den begehrten Preis.


Roger Deakins © WireImage
Der Science-Fiction-Film “Blade Runner 2049”, welcher zwar von vielen Fans und Kritikern geliebt wurde, gehörte zu den Außenseitern. Um so mehr konnte sich die Fangemeinde freuen, dass er gleich in zwei Kategorien ausgezeichnet wurde. Der Kameramann Roger Deakins (*1949), der über die Jahre bereits für 13 weitere Filme nominiert war, bekam den Preis für die ‘Beste Kamera’ überreicht. Zudem konnte der Film auch noch die Auszeichnung ‘Beste visuelle Effekte’ abstauben. In jedem Jahr finden sich in dieser Kategorie fast gleichwertige Nominierungen, die alle eine hohe Qualität in diesem Sektor besitzen. So kann sich der visuell atemberaubende Film von Denis Villeneuve (*1967) über den Sieg gegen starken Konkurrenten wie “Guardians of the Galaxy Vol.2” und “Star Wars: Die letzten Jedi” (2017) freuen.


Cutter Lee Smith © Getty Images
Christoph Nolans Oscar-Beitrag war der Kriegsfilm “Dunkirk”, der nicht nur durch seine bewegende Geschichte samt patriotischer Liebe des Regisseurs besticht, sondern vor allem durch seine Inszenierung. Mit parallelen Handlungen und unterschiedlichen Zeitraffern kann er die Ereignisse von 1940 wunderbar einfangen und hat damit zwar nicht in den Hauptkategorien gewonnen, aber verdientermaßen in den Kategorien ‘Bester Schnitt’, ‘Bester Ton’ und ‘Bester Tonschnitt’. Auch hätte die Kamera von Hoyte van Hoytema eine Auszeichnung verdient gehabt.


Allison Janney © Getty Images
Wo es Gewinner gibt, gibt es auch immer Verlierer. Auch in diesem Jahr gab einige Filme wie “Lady Bird” (2017) von Greta Gerwig und “Die Verlegerin” (2017) von Steven Spielberg, welche zwar in einigen Kategorien nominiert waren, aber keinen Oscar erhielten. Der Spielfilm “Der seidene Faden” von Paul Thomas Anderson (*1970) war der schwächste Beitrag für diesjährige Verleihung und konnte doch in einer Kategorie, ‘Bestes Kostümdesign’, gewinnen. Der Kostümbildner Mark Bridges erhielt an diesem Abend aber nicht nur den Oscar, sondern auch den Jetski für die kürzeste Dankesrede Diesen Contest hatte sich Jimmy Kimmel als amüsantes Bonmot am Anfang des Abends erdacht. Der Film “I, Tonya”, welcher die wahre Geschichte der Eiskunstläuferin Tonya Harding erzählt, wurde in den beiden Kategorien ‘Beste Hauptdarstellerin’ (Margot Robbie) und ‘Beste Nebendarstellerin’ nominiert. Den zweiten Preis konnte die hervorragenden Allison Janney (*1959), welche bisher noch nie einen Oscar bekommen hatte, gewinnen.


Jordan Peele © Getty Images
Zu den Überraschungen der diesjährigen Oscars zählten die Gewinner in den beiden Drehbuch-Kategorien. Den Preis für das ‘Beste Originaldrehbuch’ erhielt Jordan Peele (*1979), der mit seinem Film “Get out” zu den unwahrscheinlichsten Kandidaten gehörte. Wie auch der Film “Call Me by Your Name” des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino (*1971). Sein Drehbuchautor James Ivory (*1928) erhielt den Oscar ‘Bestes adaptiertes Drehbuch’ für die Umsetzung des gleichnamigen Romanstoffs von André Aciman.


Sebastian Lelio (Mitte) © Getty Images
Abseits des Oscar-Glamours bewegen sich oft die Kategorien für den besten Dokumentarfilm und für den besten fremdsprachigen Film. Dieses Jahr wurde die Doping-Dokumentation “Ikarus” von Bryan Fogel und Dan Cogan als ‘Bester Dokumentarfilm’ prämiert. Der Oscar ‘Bester fremdsprachiger Film’ ging an den chilenischen Film “Eine fantastische Frau”, welcher als erster Film überhaupt eine Transgender-Frau als Hauptrolle besetzte. Die Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen und das Recht auf Trauer, konnte sich so gegen die starken Konkurrenten “Körper und Seele” (2017) und “The Square” (2017) durchsetzen. Schade, dass Fatih Akins Drama “Aus dem Nichts” (2017) aus Deutschland es, trotz des ‘Golden Globes’-Gewinns, nicht in die Oscar-Auswahl geschafft hatte.
Der Preis in der Kategorie ‘Bester Animationsfilm’ ging auch in diesem Jahr wieder an einen Pixar/ Disney-Film. Der liebevoll gestaltete und sehr fantasievoll inszenierte “Coco – Lebendiger als das Leben!” überzeugte die Academy nicht nur als Animationsfilm, sondern erhielt auch den Oscar in der Kategorie ‘Bester Song’, Das Lied “Remember Me” von dem Ehepaar Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez, welches im Film in mehreren Variationen vorkommt, konnte sich überraschend gegen Lieder mit wichtigen moralischen Botschaften wie “This is me” aus dem Film “Greatest Showman” (2017) durchsetzen.


Kobe Bryant © Getty Images
Bedauerlicherweise liefen auch in diesem Jahr die meisten unbekannten Filme in den drei Kurzfilm-Kategorien. Als ‘Bester animierter Kurzfilm’ wurde der gezeichnete “Dear Basketball” von Glen Keane und dem Basketspieler Kobe Bryant ausgezeichnet. Der englische Kurzfilm “The Silent Child” der Regisseure Chris Overton (*1989) und Rachel Shenton (*1987), welche ihre Rede auch gebärdete, gewann in der Kategorie ‘Bester Kurzfilm’ und konnte so den deutsch-südafrikanischen Beitrag “Watu Wote” (2017), welcher auf den 29. Bamberger Kurzfilmtagen 2018 ausgezeichnet wurde, besiegen. Der Preis als ‘Bester Dokumentar-Kurzfilm’ ging an die 40-minütige Dokumentation “Heaven is the Traffic Jam on the 405” des Regisseurs Frank Stiefel, welcher der verstorbenen Künstlerin Mindy Alper für diesen intimen Einblick in ihr Leben dankte.
Fazit: Auch in diesem Jahr war die Verleihung der Academy Awards es wert, sich die Nacht, um die Ohren zu schlagen. Mit einer gelungenen Moderation von Jimmy Kimmel und einer prachtvollen Dekoration wurde die Liebe zum Film zelebriert. Dabei waren in diesem Jahr viele starke Filme vertreten und die Auszeichnungen ging oft trotz starker Konkurrenz an die richtigen Männer und Frauen. Abgerundet wurde die pannenfreien 90. Oscar durch starke Reden mit den richtigen Botschaften, so dass die diesjährige Verleihung zwar kein Riesenspektakel war, aber definitiv den richtigen Tonfall fand und vor allem wunderbare Filme gewürdigt wurden.
Bewertung: 5/5
geschrieben von Doreen Matthei
Gewinner im Kurzüberblick:
Bester Film: “The Shape of Water – Das Flüstern des Wassers” (OT: “The Shape of Water”, USA, 2017)
Beste Hauptdarstellerin: Frances McDormand aus “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” (OT: “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”, USA & UK, 2017)
Bester Hauptdarsteller: Gary Oldman aus “Die dunkelste Stunde” (OT: “Darkest Hour”, UK, 2017)
Beste Regie: Guillermo del Toro für “The Shape of Water – Das Flüstern des Wassers” (OT: “The Shape of Water”, USA, 2017)
Beste Nebendarstellerin: Allison Janney aus “I, Tonya” (OT: “I, Tonya”, USA, 2017)
Bester Nebendarsteller: Sam Rockwell aus “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” (OT: “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”, USA & UK, 2017)
Bester Fremdsprachiger Film: “Eine fantastische Frau” (OT: “Una mujer fantástica”, Chile, 2017)
Bester Kurzfilm: “The Silent Child” (OT: “The Silent Child”, UK, 2017)
Bester Animationsfilm: “Coco – Lebendiger als das Leben” (OT: “Coco”, USA, 2017)
Bester animierter Kurzfilm: “Dear Basketball” (OT: “Dear Basketball”, USA, 2017)
Bester Dokumentarfilm: “Ikarus” (OT: “Icarus”, USA, 2017)
Bester Dokumentar-Kurzfilm: “Heaven Is a Traffic Jam on the 405” (OT: “Heaven Is a Traffic Jam on the 405”, USA, 2017)
Beste Filmmusik: Alexandre Desplat für “The Shape of Water – Das Flüstern des Wassers” (OT: “The Shape of Water”, USA, 2017)
Bester Titelsong: “Remember Me” aus “Coco – Lebendiger als das Leben” (OT: “Coco”, USA, 2017)
Beste Kamera: Roger Deakins für “Blade Runner 2049” (OT: “Blade Runner 2049”, USA, 2017)
Bestes adaptiertes Drehbuch: James Ivory für “Call me by your Name” (OT: “Call me by your Name”, Italien, Frankreich, USA & Brasilien, 2017)
Bestes Originaldrehbuch: Jordan Peele für “Get Out” (OT: “Get Out”, USA, 2017)
Bester Schnitt: Lee Smith für “Dunkirk” (OT: “Dunkirk”, Niederlande, UK, Frankreich & USA, 2017)
Beste visuelle Effekte: John Nelson, Gerd Nefzer, Paul Lambert und Richard R. Hoover “Blade Runner 2049” (OT: “Blade Runner 2049”, USA, 2017)
Bester Ton: Mark Weingarten, Gregg Landaker und Gary A. Rizzo für “Dunkirk” (OT: “Dunkirk”, Niederlande, UK, Frankreich & USA, 2017)
Bester Tonschnitt: Richard King und Alex Gibson für “Dunkirk” (OT: “Dunkirk”, Niederlande, UK, Frankreich & USA, 2017)
Bestes Kostümdesign: Mark Bridges für “Der seidene Faden” (OT: “Phantom Thread”, USA, 2017)
Bestes Make-up und Beste Frisuren: Kazuhiro Tsuji, David Malinowski und Lucy Sibbick für “Die dunkelste Stunde” (OT: “Darkest Hour”, UK, 2017)
Bestes Szenenbild: Paul Denjam Austerberry, Shane Vieau und Jeff Melvin für “The Shape of Water – Das Flüstern des Wassers” (OT: “The Shape of Water”, USA, 2017)
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über die Oscarverleihung 2018
- Artikel im Spiegel über die Nominierten Filme der Oscars 2018 vom 23. Januar 2018
- Wikipedia-Artikel über den Filmpreis “Academy Award of Merit” (Oscar)
19 Gedanken zu “90. Oscars 2018”